Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde
Aufzucht
Nach einer Tragzeit von sechs Monaten bringt ein Lippenbärweibchen meist im Dezember oder Januar zwei nackte Jungtiere zur Welt, von denen jedes zwischen 430 und 500 g wiegt. Die bei der Geburt blinden und tauben Geschwister sind völlig von der Mutter abhängig und werden von ihr gesäugt. Während sie zwischen dem 24. und 30. Tag nach der Geburt zu hören beginnen, dauert es zwischen 29 und 35 Tage, bis sie ihre Augen öffnen. Die erste feste Kost nehmen die Jungtiere mit etwa acht bis zehn Wochen zu sich, wenn sie die Höhle oder den Erdbau, wo sie geboren wurden, zum ersten Mal verlassen. Auch dann noch ist die Bärenmutter sehr um ihren Nachwuchs besorgt. Bei den nächtlichen Streifzügen reiten die Bärenkinder zunächst zu zweit auf ihrem Rücken. Wird es mit der Zeit dort für beide zu eng, wechseln sie sich ab. Bei Gefahr flüchten sich beide zur Mutter und rangeln um den Platz auf ihrem sicheren Rücken. Die im Allgemeinen friedlichen Lippenbären verteidigen ihre Jungen energisch und können auch Menschen gefährlich werden, wenn sie ihren Nachwuchs bedroht sehen. Junge Lippenbären verbringen ihre gesamte Jugendzeit bei der Mutter, bis sie mit zwei bis drei Jahren erwachsen sind und eigene Wege gehen.
Ungeliebte Nachbarn
Lippenbären sind bei der Bevölkerung nicht besonders beliebt. Zum einen suchen die Bären Zuckerrohr- und Maisfelder heim und schädigen so die Ernte. Zum anderen stehen sie in dem Ruf, sich unberechenbar und aggressiv gegenüber Menschen zu verhalten. Deshalb wurde lange Zeit eine Jagdprämie für erlegte Lippenbären gezahlt. Dass die Bären Menschen angreifen, belegt jedoch nicht deren »Bösartigkeit«, sondern verweist, wie so oft, auf die fortschreitende Zersiedlung und Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums, für die der Mensch verantwortlich zeichnet. Zur Dezimierung ihres Bestands trägt außerdem bei, dass Lippenbären wegen ihrer Gallenblase und ihres Fettes, das in der traditionellen Medizin Verwendung findet, immer noch bejagt werden.
Lippenbär
Melursus ursinus
Klasse Säugetiere
Ordnung Raubtiere
Familie Großbären
Verbreitung tropische und subtropische Wälder in Ebenen von Indien und Sri Lanka
Maße Kopf-Rumpf-Länge: 140–190 cm Standhöhe: 60–90 cm
Gewicht Männchen 80–140 kg, Weibchen 55–95 kg
Nahrung Termiten, Ameisen und deren Brut, Honig, Blüten, Früchte, Blätter
Geschlechtsreife mit 2–3 Jahren
Tragzeit 6 Monate
Zahl der Jungen 2, selten nur 1
Höchstalter 25 Jahre
Hinterindiens Urwälder
Hinterindien – dieser vornehmlich historische Begriff bezieht sich heute auf die Staaten Myanmar, Thailand, Kambodscha, Laos, Vietnam und den Teil Malaysias, der auf der Malaiischen Halbinsel liegt. Insgesamt bedecken die Länder Hinterindiens eine Fläche von über 2 Mio. km 2 . Die Region ist geprägt von politischen Konflikten, blutigen Bürgerkriegen und bitterer Armut. Wie in anderen Regionen, die von großen politischen und wirtschaftlichen Problemen gekennzeichnet sind, kommt auch hier der Schutz der Umwelt häufig zu kurz. Die stetig wachsende Bevölkerungszahl verstärkt den Druck auf unberührte Areale zusätzlich.
© Mauritius Images/imagebroker/Mark Newman/FLPA
Nebelparder sind hervorragende Kletterer.
Myanmar: intakter Norden, besiedelter Süden
Myanmar, bis 1989 Birma genannt, ist das größte Land Hinterindiens und verfügt über eine bemerkenswerte Vielfalt an Habitattypen. Als nordwestlicher Außenposten der Region grenzt es im Westen an Indien und im Nordosten an China. Myanmar wird hufeisenförmig von Gebirgszügen umschlossen, so dass Flora und Fauna des östlichen Himalaya hier Verbreitung gefunden haben. An der Nordspitze Myanmars erhebt sich der Hkakabo, mit 5881 m der höchste Berg Südostasiens. Die nördlichen Wälder befinden sich auf sehr entlegenem Terrain und gelten zu über 90 % als intakt. Hier könnten noch einige spektakuläre Neuentdeckungen von Arten möglich sein, wie zuletzt 1997, als hier die kleinste Muntjakart der Welt gefunden wurde.
Weiter im Süden schließen sich die wechselfeuchten Wälder des Irawady-Tals an. Der Irawady ist Myanmars wichtigster Fluss. Das Tal wird intensiv bewirtschaftet und die natürliche Vegetation ist zum größten Teil verschwunden. Die einstmals umfangreichen Bestände an Teak- und Eisenbäumen sind bereits abgeholzt, große Säugetiere wurden vertrieben oder fielen Wilderern zum Opfer. Im Süden von Myanmar liegt die lang gezogene Malaiische Halbinsel,
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