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Reich durch Hartz IV

Reich durch Hartz IV

Titel: Reich durch Hartz IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Knobel-Ulrich
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die Kosten für die Wohnung werden auch übernommen. Er findet, sie sei zu klein für ihn, seine Frau und die drei Kinder. Er habe sich erkundigt. Ihm stünde mehr Wohnraum zu. Das nächste Mal wolle er bei Angelika Brauer eine größere Wohnung und die Kosten für den Umzug beantragen.
    Angelika Brauer ist mit ihrem Latein am Ende. Bei Ilona B. bewegt sich gar nichts. Die Fallmanagerin beschließt, die Stiftung Grone-Schule in der Zweigstelle Winsen an der Luhe einzuschalten. Besonders schwierige Fälle kann sie an private Vermittler wie diesen weitergeben. Erst einmal macht die Grone-Schule eine Informationsveranstaltung. Angelika Brauer vertritt dabei das Jobcenter. Ilona B. ist auch eingeladen. Neben ihr in der Bankreihe sitzen Holger O. und Andreas B., beide Mitte/Ende 30, beide seit Jahren arbeitslos. Sollte die Grone-Schule sie erfolgreich vermitteln, wird das Jobcenter eine Prämie zahlen. Als Erklärung räumt Angelika Brauer ein, mit ihren gerade mal drei Mitarbeitern könne sie ja nicht 1200 Menschen in Lohn und Brot bringen.
    Erneut steht sie vor einer Gruppe von diesmal etwa 30 Leuten und versucht, Optimismus zu verströmen: »Wir würden gerne versuchen, mithilfe der Grone-Schule Sie mal persönlicher und individueller zu beraten. Nutzen Sie die Chance«, gibt sie den Teilnehmern mit auf den Weg, die sich in einem Klassenraum zusammengefunden haben und auf die Tafel blicken, auf der die Schulleiterin die Namen ihrer Mitarbeiter aufgeschrieben hat. Für ein paar Tage später hat Ilona B. das erste Gespräch mit der Leiterin der Schule verabredet. Ich bin gespannt, ob die einen Job für sie hat, der von 14 bis 18 Uhr dauert und nur zehn Minuten von zu Hause entfernt ist.
    Dagmar Oppolzer, die Schulleiterin, kommt gleich zur Sache: »Wie viele Kinder haben Sie?«, will sie wissen. »Zwei.«
    »Ist Ihre Familienplanung damit abgeschlossen?«
    »Nein«, sagt Ilona B. und lächelt triumphierend. »Ich erwarte das dritte Kind. Und das müsste ich doch dem Arbeitgeber vorher mitteilen, sofern Sie mich vermitteln, oder nicht?« Die Schulleiterin schnappt nach Luft. »Das ändert die Sache natürlich«, sagt sie. »Es wird nicht einfach sein, für Sie einen Job zu finden. Es ist Ihnen sicher nicht neu, wenn ich Ihnen sage, dass kein Arbeitgeber dieser Welt darauf erpicht ist, eine Schwangere einzustellen. Sie müssen es im Einstellungsgespräch nicht sagen, aber es dem Arbeitgeber zu verschweigen, wäre natürlich ziemlich unfair.«
    Frau B. lächelt mal wieder milde. Das hat sie sich schon gedacht. »Also«, beginnt sie, »mir hat man gesagt, es sei meine Pflicht, das gleich im Einstellungsgespräch dem Arbeitgeber zu sagen.«
    »Nein«, widerspricht Frau Oppolzer. »Von Pflicht kann gar keine Rede sein. Sie müssen es nicht sagen, aber man wird es ja auch bald sehen.« Ilona B. nickt zustimmend. »Trauen Sie sich denn in Ihrer Lebenssituation ein drittes Kind zu?«, fragt Dagmar Oppolzer weiter. – »Natürlich.«
    »Wie ist es mit Ihrem Lebensgefährten?«, möchte die Schulleiterin darüber hinaus wissen. »Hat der einen Job?«
    »Nein«, sagt Ilona B. »Der ist auch arbeitslos.«
    »Schwangerschaft ist keine Krankheit. Ich habe auch gearbeitet, als ich meine Tochter erwartete. Ich werde schon etwas für Sie finden«, entgegnet Dagmar Oppholzer energisch, woraufhin Ilona B. die Gesichtszüge entgleisen und sie die Schulleiterin fassungslos anstarrt. Nicht mehr ganz so strahlend zieht sie dann ab. Dagmar Oppolzer bleibt besonnen. Sie macht diese Erfahrung nicht das erste Mal. »Es gibt immer noch viel zu viele Leute, die sich in der Hängematte ausruhen«, sagt sie. »Leider. Die sind das so gewohnt – und das ging ja auch jahrelang gut. Warum sollten sie sich denn auch bewegen? Es dauert eben lange, bis es sich herumgesprochen hat, dass vielleicht jetzt ein bisschen mehr Druck gemacht wird, und einige merken: Hoppla, so geht es nicht weiter. Aber dazu muss noch einiges passieren. Denn Hartz IV reicht vielen sehr wohl zum Leben. Meiner Meinung nach muss alles darauf hinauslaufen, dass gar kein Geld mehr ausgezahlt wird, sondern nur noch Nahrungsmittelgutscheine ausgegeben werden. Nur die Miete sollte bezahlt werden, und zwar direkt an den Vermieter, ohne dass die Hartz-IV-Empfänger auf das Geld Zugriff haben, damit wir nicht ein Heer von Obdachlosen haben. Aber die meisten kommen mit Hartz IV ganz gut zurecht.«
    Eine Woche später teilt sie Ilona B. mit, sie habe eine Reinigungsfirma gefunden, die bereit

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