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Reich durch Hartz IV

Reich durch Hartz IV

Titel: Reich durch Hartz IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Knobel-Ulrich
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auf keinen Fall mehr arbeiten.« Wenn ihn die Grone-Schule erfolgreich unterbringt, wird die Jobagentur auch für Andreas B. ein Vermittlungshonorar zahlen.
    Für heute Morgen hat man ihn in die Büroräume der Schule zu einem Gespräch eingeladen. Auf dem Schreibtisch seiner Beraterin liegt ein ganzer Stapel an Jobangeboten. Doch Andreas B. kommt nicht. Kurz nach dem vereinbarten Termin klingelt das Telefon. Andreas B. teilt mit, ein Kind habe sich einen Zahn ausgeschlagen. Er müsse jetzt mit dem Kleinen zum Zahnarzt. Er sei eben ein Papa­kind.
    Die Jobvermittlerin schaut auf die Uhr. Zwei Stunden hatte sie für Andreas B. eingeplant, sie hat sich mit der Vorbereitung richtig Mühe gegeben. Den Stapel vor ihr geht sie jetzt etwas resigniert durch. »Bei einem Steinmetz gäbe es ein Arbeitsangebot. Herr B. hat doch auch angegeben, dass er das könnte. Ich hätte auch einen Job als Küchenhilfe. Auch als Tischler könnte ich ihn vermitteln. Das hat er ja gelernt. Gartenarbeiten, hat er mir gesagt, könnte er auch machen. Ein Maler und Lackierer sucht einen Gehilfen, und einen Job als Lagerarbeiter habe ich ebenfalls zur Verfügung. Also alles, was er auf seiner Wunschliste stehen hat, konnte ich finden.«
    Am Nachmittag fahre ich zu Familie B. nach Hause. Die Kinder krabbeln auf dem Fußboden oder spielen im Garten. Die Eltern trinken Kaffee. »Hätte Ihre Frau nicht auch mit dem Kleinen zum Zahnarzt gehen können?«
    »Nein, das wäre nicht gegangen. Der Kleine ist ein Papakind. Ich musste unbedingt mit. Der schreit beim Arzt sonst die Hütte zusammen.«
    »Und wie soll das gehen, wenn Sie wieder einen Job haben? Dann können Sie doch auch nicht anrufen und sagen, Sie müssten sich um Ihr Kind kümmern, weil es sich einen Zahn ausgeschlagen hat.«
    »Na, das muss man dann sehen. In diesem Fall muss ich mir halt freinehmen.«
    »Ich war vorhin in der Grone-Schule«, erzähle ich Andreas B. »Die Arbeitsberaterin der Grone-Schule hatte wirklich sehr viele Jobangebote, mindestens neun oder zehn Stellen hat sie für Sie herausgesucht.« Keine freudige Reaktion bei Andreas B.: »Na ja, ich habe dort schon angerufen. Manche Sachen kommen gar nicht infrage. Generell nicht. Bei den Küchenhilfejobs ist es so, dass die mit ihren Arbeitszeiten schlecht liegen. Da muss man ja abends weg, und wenn meine Frau wieder anfangen sollte zu arbeiten, wird sie vielleicht teilweise auch abends zu tun haben. Und dann müssten wir das regeln, wie es mit den Kindern geht.«
    Eine Woche später. Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, kommt eben der Berg zum Propheten. Die Arbeitsberaterin wollte nicht riskieren, ein zweites Mal versetzt zu werden, und kommt zu Andreas B. ins Haus. Inzwischen hat die Jobagentur doch mal gedroht und erklärt, die Familie müsse in eine kleinere Wohnung umziehen. Also hat Frau B. jetzt einen Job angenommen – als Verkäuferin drei Tage die Woche in einer Tankstelle, und auch Andreas B. bewegt sich plötzlich und kann sich eventuell vorstellen, in Heimarbeit Zimmerbrunnen zu bauen – vielleicht.
    »Haben Sie sich denn schon irgendwo ernsthaft um eine feste Stelle bemüht?«, will die Betreuerin der Grone-Schule wissen. »Nein, bisher nicht«, entgegnet Andreas B. »Es stellt mich ja keiner ein – so wie ich’s brauche. Also das habe ich bisher noch nicht erlebt, und von daher ist es arg schwierig.« Die Beraterin guckt mitfühlend. Auf die Idee, Herrn B. zu sagen, dass in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit Stellen nach Wunsch nicht gebacken werden können und man sich auf die Suche begeben muss, kommt sie nicht.
    »Ich bin aber dabei, mich eventuell darauf vorzubereiten, mich möglicherweise selbstständig zu machen«, beginnt Andreas B. vorsichtig, seine spezielle Situation zu erläutern. Das »möglicherweise« und »eventuell« lassen die Arbeitsberaterin nicht aufhorchen, vielmehr zeigt sie sich begeistert – aufgrund der unerwarteten Eigeninitiative ihres Klienten. Andreas B. hat dazu gleich eine Frage: »Gibt’s dafür nicht einen Zuschuss vom Jobcenter?« Anders gesagt: Habe ich nicht Anspruch auf einen Zuschuss? »Wenn man sich selbstständig machen will, wird das doch gefördert. Das habe ich gehört. Denn die Anschaffung von Maschinen ist doch sehr teuer.« Die Beraterin verspricht, sich schlau zu machen, welche Zuschüsse ihm fürs Brunnenbauen in Heimarbeit zustehen würden, und verabschiedet sich. Sie fragt ihn nicht, ob er bereits einen Geschäftsplan aufgestellt oder die Kosten kalkuliert und

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