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Reich und tot

Reich und tot

Titel: Reich und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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den blauen Marker und zeichnete Pfeile ein, wo er Verbindungen sah:durchgängige Linien, wo er sie für stark hielt, gestrichelte, wo sie dürftig und mehr oder weniger spekulativ waren.
    »Neville Chapman denkt, er hat hinter Mortimers Haus einen Transit gesehen, Sonntagnacht und dann noch einmal Montagnacht. An sich gibt er als Zeuge natürlich eine ziemlich hoffnungslose Figur ab, aber die Spurensicherung hat tatsächlich einen Reifenabdruck nahe der angegebenen Stelle gefunden, der am Samstagmorgen noch nicht da war. Ein Transit ist, wie wir alle wissen, das Auto von Kevin Holland. Alice Bowlby sagt, dass Holland und Parr das Bestattungsinstitut gestern Abend um zehn nach neun verlassen haben.«
    Er machte eine Pause, hustete und klopfte mit dem Marker auf die weiße Tafel, als wollte er sagen: Hört gut zu, konzentriert euch.
    »Peter Robinsons Schätzung des Todeszeitpunkts liegt zwischen zehn und Mitternacht. Das ist ausreichend Zeit, um zurück nach Longtown und dann auf die kleine Straße hinter dem Mortimer’schen Anwesen zu fahren. Das ist die eine Seite, und ich denke, die wichtigste. Aber dann ist da auch noch das, was Emma eben gesehen hat: dass Faith Lawson und ihr Freund zu Holland hinein sind. Lawson hat, wie Sie sich erinnern werden, die letzten vierzehn Tage als Aushilfssekretärin bei Gus Mortimer gearbeitet.«
    Barber hatte eine Frage. »Nehmen wir mal an, Holland ist tatsächlich unser Mann, was den Mord letzte Nacht angeht. Das ändert aber doch nichts daran, dass er in Wiltshire war, als
Mrs
Mortimer ermordet wurde, oder?«
    Mick Hume glaubte die Antwort zu haben.
    »Der alte Morty ist immer noch der Hauptverdächtige für den Mord an seiner Frau. Wenn Holland Mortimer umgebracht hat, war das ein Racheakt, oder, Chef?«
    Jacobson nickte und zog ein frisches Päckchen B&H aus der Tasche, machte es aber nicht auf.
    »Einfache Lösungen sind mir gewöhnlich die liebsten«, sagte er. »Das Problem in diesem Fall ist, dass beide Male diese verdammte Elektroschockwaffe verwendet wurde. Es gibt eine plausible Erklärung dafür, warum Mortimer eine solche Waffe in seinem Besitz gehabt haben könnte, wenn wir auch keine Beweise dafür haben. Aber Kevin Holland? Das ist eine ganz andere Geschichte.«
    Williams fragte, ob es beide Male dieselbe Waffe gewesen sei. Ließ sich das sagen?
    »Wenn wir das nur wüssten, alter Junge. Und wenn ja, ist sie zwischendurch bestimmt so gründlich gesäubert worden, dass wir es nie herausfinden werden. Die Suche entlang der Straßen, auf denen Mortimer am Samstag zur Arbeit gefahren ist, hat absolut nichts gebracht, genauso wenig wie der Aufruf im Fernsehen.«
    Jacobson seufzte, riss das Päckchen B&H auf, holte eine Zigarette hervor und steckte sie sich an, während seine Leute die bekannten Fakten weiterdiskutierten. Irgendwo da lag die Wahrheit, dachte er, nur sah er sie noch nicht. Er nahm zwei tiefe Züge.
    »Also gut. Die Marschbefehle für heute Nacht.«
    Holland würde ins Präsidium geholt und von ihm und Kerr offiziell vernommen werden. Wenn er darauf bestand, konnte er einen Anwalt dabeihaben. Smith und Williams würden noch einmal mit Parr und Pelham reden und deren bisherige Aussagen haarklein mit ihnen durchgehen. Aber das sollte drüben in Longtown geschehen, er wollte die Befragung noch nicht zu hoch hängen. Vorläufig sollte ihnen gegenüber auch noch kein Wort über Faith und Snake fallen.
    »Ich will das Überraschungsmoment erhalten«, sagte er.
    Im Übrigen war es überfällig, dass auch Hume und Barber einmal ein Stück Büroarbeit erledigten. Sie sollten die Liste der Computernutzer aus der Uni überprüfen, Namen für Namen, und verifizieren, ob nicht einer von ihnen mit dem Fall in Verbindung zu bringen war.
    Wenn du im Zweifel bist, dachte er, wühl weiter. Drehe alle Steine um.
    Er schickte einen Streifenwagen los, der Holland holen sollte, und nutzte die zwanzig Minuten, um sich zu rasieren und frischzumachen und sein abendliches Mahl mit einem üblen Kaffee aus der Kantine abzurunden. Zu Beginn der Vernehmung wies er auf die Option eines Pflichtverteidigers hin. Aber Holland sagte, nein, nein, er spreche lieber für sich selbst. Er trug eine Art kragenloses Flanellhemd und hatte sich die Dreadlocks mit einem leuchtend roten Stück Wolle zurückgebunden. Er war unrasiert, aber noch jung: Das war ein vorzeigbarer Dreitagebart, nicht zu vergleichen mit den zuppeligen weißen Stoppeln, die auf Jacobsons Kinn sprossen, sobald er sie mal ein

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