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Reich und tot

Reich und tot

Titel: Reich und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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wegen der Rettungsfahrzeuge für den Verkehr gesperrt worden, aber in südlicher Richtung war noch eine Fahrspur offen. Ob er Lust habe, mit zurück nach Crowby zu kommen? Natürlich nur, wenn sie einen hilfsbereiten Fahrer fänden. Verdammt, er würde den Kerl auch
bezahlen,
wenn er zu kleinkariert sei, sie einfach so mitzunehmen. Also, hatte er Lust? Der Kriecher trank seinen Tee genüsslich aus. O ja, aber sicher doch. Das wäre super. Absolut perfekt.
    Der Fahrer brachte sie bis in die Flowers Street. Er helfe nur zu gerne, sagte er und wollte nicht mal den Zwanziger annehmen, den der Sparkassentyp ihm aufzudrängen versuchte.
    »Passen Sie auf sich auf«, sagte Mr Bausparkasse, als sie sich voneinander verabschiedeten.
    »Ebenso, ebenso«, sagte Johnson.
    Bevor sie in unterschiedliche Richtungen davongingen, schüttelten sie sich noch die Hand. Johnson wollte ins Einkaufszentrum in der High Street und pfiff leise vor sich hin. Der letzte Kerl, dem er aus dem Zug geholfen hatte, war so dankbar wie alle anderen gewesen, aber auch ein bisschen wirr, und er hatte mehrfach die Besinnungverloren. Und so hatte er nicht gemerkt, wie ihm Johnson in die Tasche fasste, während er ihn zur Waggontür zog. Zweihundert Pfund hatte der Mann in seiner Brieftasche, und drei Kreditkarten. Johnson nahm sich achtzig Pfund. Bei der Summe konnte man gerade noch denken, dass man sich verzählt oder verrechnet oder wohl einfach mehr ausgegeben hatte als gedacht. Von den Karten nahm er nur eine. Mit ein bisschen Glück würde es einige Stunden dauern, vielleicht auch länger, bis der Gerettete herausfand, dass eine Gebühr für die geleisteten Dienste zu zahlen gewesen war. Eine halbe Stunde und sechs Läden später hatte Johnson sich verwandelt. Trug teure Turnschuhe, eine anständige Jeans und ein schickes kurzärmeliges Ben-Sherman-Hemd. Ein weiteres steckte in seiner Calvin-Klein-Tragetasche. Seine Adidas-Tasche lag noch im Zug. Sei’s drum, dachte er. Scheiß drauf. Wer schnell unterwegs ist, braucht kein großes Gepäck.
    Er schaffte es fast noch rechtzeitig in die »S Bar«. Es war Viertel nach eins, womit er allenfalls fünf Minuten zu spät war. Sie tat mit ihrem Make-up herum und schien selbst eben erst gekommen zu sein. Dienstag- und donnerstagnachmittags habe sie frei, hatte sie ihm erzählt. Der Nachteil sei, dass sie dafür samstags oft arbeiten müsse. Warum treffen wir uns dann nicht hier?, hatte er gefragt. Wir könnten etwas mit dem Nachmittag anstellen, wenn du magst. Sie meinte, sie wolle es sich überlegen.
    »Du siehst heute ein ganzes Stück besser aus«, sagte sie. »Da ist wohl ’ne Überweisung angekommen, wie?«
    »Julie, Julie«, antwortete er. »Ich scheue mich nicht vor harter Arbeit. Was denkst du von mir?«
    Ich denke mir alles mit dir.

21
    Zwei Morde, nicht einer. Die überregionalen Medien rannten ihnen die Tür ein. Und jetzt auch noch dieses verdammte Zugunglück. Sieben Waggons waren entgleist, am helllichten Tag. Das Dach war vom Speisewagen gerissen. Keine Toten, aber zahlreiche Verletzte. Einschließlich zweier Männer aus Birmingham. Robert Johnson schien sich jedoch nicht unter den Verletzten zu befinden. Er war verschwunden, verduftet, wurde vermisst.
    Jacobson saß in seinem Büro und versuchte Bilanz zu ziehen, als das Telefon klingelte.
Besprechung in meinem Büro, Frank. In fünf Minuten
. DCS Chivers. Was zum Teufel wollte der jetzt wieder? Jacobson ging zur Toilette, wusch sich das Gesicht und stieg die hintere Treppe hinauf. Langsam.
    Chivers saß auf seinem Parker Knoll, Salter lehnte an der Fensterbank. Jacobson ließ sich wie gewöhnlich auf den gemütlichen niedrigen Sessel vor Chivers’ Schreibtisch sinken. Ausnahmsweise einmal kam Chivers gleich zur Sache.
    »Geoffrey Trayner ist ein prominenter Bürger dieser Stadt, Frank. Seine Geschäfte weisen keinerlei ersichtliche Verbindung zu Ihrem Mordfall auf. Er hat einen direkten Draht zum Chief Constable, verdammt noch mal.«
    Da schieße ich am besten gleich zurück, dachte Jacobson.
    »Verstehe ich es richtig, dass er besagten Draht bereits in Anspruch genommen hat?«, fragte er.
    »Ja, Frank, das hat er, und er hat Sie streitsüchtig und aggressiv genannt.«
    »Es gab da ein paar Dinge, die geklärt werden mussten, Sir. Wenn er nicht so ein unkooperatives Arschloch wäre . . .«
    »Genau das ist es, äh, Frank«, warf Salter jetzt ein. »Der sehr ehrenwerte Geoffrey Trayner ist kein
Arschloch,
sondern ein äußerst erfolgreicher

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