Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)
warten, bevor ich mir ein Urteil bilde, auch wenn der gestrige Tag nichts Gutes verheißen mag.
Nach einer Stunde stehe sogar ich frisch geduscht im Zimmer. Es hat mir unglaublich gut getan mich zu waschen, als wäre eine riesige Last von meinen Schultern gesprungen. Und jetzt stehe ich nur in Boxer in unserem ... Schlafzimmer und ziehe mich an. Tom sitzt auf dem Bett, bereits fertig und beobachtet mich. Es ist unangenehm, aber ich lasse es über mich ergehen. „Darf ich mir die Haare ein bisschen stylen?“, frage ich zaghaft und sehe dem Frühstück schon mehr als unbehaglich entgegen. Tom hat mir mitgeteilt, dass tatsächlich seine Eltern dabei sein werden. Ich wüsste gerne, was sie von mir halten. Schon allein, dass ich schon wieder einen Anzug tragen muss, genauso wie Tom, lässt mir seine Eltern nicht geheuer erscheinen. Wer trägt bitteschön zum Frühstück einen Anzug? In unserem Alter und das auch noch ... Zuhause, wenn ich es so zu nennen vermag.
Ich werd nicht schlau aus den beiden, alten Leuten und hoffe, dass ich, da ich schon mit ihnen frühstücken muss, wenigstens etwas mehr Kenntnisse über die beiden erlangen werde. Zu meinem Glück erlaubt mir Tom tatsächlich mich zu stylen, was ich auch sofort tue. Mit seinen gestrigen Worten noch im Ohr, gele ich mir die Haare nur einwenig, da es hier wohl nicht so sehr beliebt ist. Tom ist wieder so anders zu mir, bringt meinen Kopf in Sachen ihm, schon wieder total durcheinander. Ich kann ihn nicht einschätzen oder dergleichen, bin ihm aber insgeheim dankbar, dass er nicht abgedrückt hat. Okay, zu seinem Nutzen, wie er mir offen eingestanden hat ... weil ich ihn heiraten muss. Dennoch wüsste ich gerne, was der ebenfalls genannte zweite Grund ist, wo er meinte, dass ich ihn nicht verstehen würde. Hat es was mit dem Grund der Hochzeit zu tun? Ist es eine persönliche Sache oder ist er ganz einfach doch nicht so herzlos, wie er meint? Ich weiß es nicht, aber wenn ich wirklich vorerst hier bleiben muss, will ich so viel wie möglich über ihn wissen, genauso viel wie über seine Eltern. Als ich fertig bin, trete ich wieder ins Schlafzimmer, wo Tom noch immer auf mich wartet und gleich wieder meine Hand ergreift, wie gestern Abend schon, als wir nach unten zu seinen Eltern gegangen sind. Stumm sehe ich auf die Hand, die mit meiner verhakt zwischen uns in der Luft schwebt, und lasse dann meinen Blick zu Toms Gesicht wandern. „Bitte, ich tu dir nichts, Barry, versuch mir wenigstens ein bisschen zu vertrauen, ja? Du weißt was ich gestern schon gesagt habe, bezüglich deines Verhaltens in Gegenwart meiner Eltern. Versuche es heute bitte genauso zumachen, ja? Du hast das gestern gut gemacht und bitte lächle auch mal, ja?“, lächelt Tom am Schluss schief und zieht mich dann mit zur Tür, aus welcher wir raus treten und im Atelier einen leeren Eingangsbereich vorfinden.
Mir kommt gerade die Frage auf, warum ein Mafiaboss so oft „bitte“ sagt, aber da werde ich auch schon wieder in meinen Gedanken unterbrochen. „Sie müssten schon alle im Speisesaal sein. Lass uns sie nicht warten lassen, ja?“, sagt Tom noch, bevor er weiter geht und mich somit wieder mit sich zieht. „Was heißt denn alle?“, hake ich verwirrt nach, da er mit alle wohl nicht nur seine Eltern meinen wird. „Meine Leute. Dass wir gestern Abend nur zu viert gegessen haben, war eine Ausnahme“, sagt Tom aber nur, und ehe ich noch weiter fragen kann, sind wir schon im Speisesaal angekommen. Dass mein Körper noch immer schmerzt, versuche ich zu ignorieren und zum Glück beschränkt sich das sowieso „nur“ noch auf meinen Hintern. Ich hoffe, dass ich ordentlich sitzen kann, und bin ehrlich froh, dass es gepolsterte Stühle sind, die im Speisesaal stehen, was mir die Sache wenigstens minimal erleichtert. Ohne ein Wort gehen wir zu dem Esstisch und setzen uns wie gestern schon, an das zweiköpfige Ende des Tisches, an beiden Seiten von uns, je ein Elternteil von Tom. Unsicher schaue ich zu beiden, nicke ihnen dann aber freundlich lächelnd zu und werde sogar ebenfalls von ihnen angelächelt. Puh, das erleichtert mich jetzt schon wieder, wodurch ich um einiges sicherer bin und meine Schultern etwas straffe. Alle Augen sind auf uns gerichtet und mit einem „Ich wünsche euch allen einen guten Appetit!“, fängt das Geschirr an zu klimpern und alle beginnen, zu essen. „Guten Morgen ihr beiden, habt ihr gut geschlafen?“, fragt Toms Mutter, während sie ein Brötchen
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