Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)
doch rum zu kriegen sein!? Meine Worte waren mein voller Ernst, aber es scheint ihn immer noch nicht im Geringsten zu jucken. „Bitte Tom, du kannst mich doch nicht hier stehen lassen!“, bettle ich weiter, aber es kommt einfach keine Reaktion von ihm.
Mindestens zwei Stunden stehe ich da, rede immer wieder auf ihn ein und kann nicht mal mehr meine Füße spüren. Sie sind ganz taub und das Einzige, was mir zeigt, dass sie noch „leben“, ist das schmerzende Kribbeln, das sie die ganze Zeit durchfließt. Ich hab nicht mal Schuhe an, nur Socken ... Mein ganzer Körper zittert wie verrückt, weshalb ich mich kraftlos an der Glastür hinuntergleiten lasse. Wieso reagiert er nicht? Schläft er schon und hört mich nicht, oder will er mich nicht hören? Bibbernd kralle ich meine Fingernägel in meine Oberarme, die genau wie mein ganzer Körper, von einer starken und unangenehmen Gänsehaut benetzt sind. Es ist unglaublich kalt und ich hab das Gefühl wirklich nicht mehr lange durchzuhalten. „Tom, bitte! Ich will nicht erfrieren! Ich will noch nicht sterben!“, keuche ich gegen die Kälte an und lege mit geschlossenen Augen meinen Kopf gegen die Glasplatte der Balkontür. Langsam werden auch meine Finger ganz taub und mein Hintern auch, weil ich auf dem eiskalten Gestein sitze. Auf einmal höre ich Schritte, die näher kommen. Erst denke ich, dass es Einbildung ist, ein hoffnungsvolles, erlösendes Zeichen, das mein Gehirn mir nur vorspielt, aber nein ... es ist wirklich Tom! Sofort stehe ich auf und sehe ihn flehend an, als er vor mir steht, nachdem er die Balkontür geöffnet hat und mich emotionslos anschaut. „Na los, komm rein! Aber halt endlich deinen Mund, ich will schlafen!“, knurrt er leise und tritt einen Schritt zur Seite, damit ich rein kann. Sofort folge ich der Geste und trete in den Raum, nachdem ich ein „Danke!“ verlauten lassen habe. Als ich zwei Schritte drin bin, bleibe ich erleichtert stehen und seufze genüsslich auf. Die Fußbodenheizung wärmt meine Füße auf, auch wenn sie jetzt noch schmerzen und die Wärme sich durch ein ekelhaftes Ziehen und Piksen bemerkbar macht, ist es dennoch ein erleichterndes Gefühl. Die Wärme umhüllt auch den Rest meines Körpers und lässt mich abermals aufseufzen. Das ist wie im Himmel ...
„Jetzt leg dich hin, ich hab gesagt, dass ich schlafen will!“, brummt Tom, der schon wieder längst im Bett liegt und sich in die Decke gekuschelt hat. Stumm nicke ich und tu um was er mit „gebeten“ hat. Tief kuschle ich mich in die Decke ein und genieße die angenehme Wärme, als gäbe es nichts Schöneres. Aber im Moment ist es wirklich einfach nur wunderschön, im Warmen zu sein! Fest schlingt Tom einen Arm um meinen Bauch, wohlbemerkt unter der Decke und zieht mich fest an sich. Auch wenn es mir mehr als unangenehm ist und ich am liebsten seinen Arm wegschieben würde, lasse ich ihn dort liegen. Ich bin froh im Warmen zu sein und werde es sicher nicht riskieren gleich wieder nach draußen befördert zu werden. „Du bist meins!“, raunt mir Tom ins Ohr und zieht mich noch mal ein Stück näher an sich ran. Die dicke Gänsehaut, die ich wegen seiner Worte bekommen habe, versuche ich zu ignorieren und achte lieber darauf, dass er mir nicht zu nahe kommt. Und endlich scheine ich auch mal Glück zu haben, denn er lässt tatsächlich nur seine Arme um mich geschlungen und macht nichts weiter. Nach ein paar Minuten kann ich sein gleichmäßiges Atmen hören, was mich noch mehr beruhigt und ein wenig in Sicherheit wiegt, sodass ich auch nicht mehr lange brauche und schnell einschlafen kann.
Am nächsten Morgen werde ich durch eine plötzlich aufkommende Kälte geweckt und lege fröstelnd meine Arme um mich, als diese nicht verschwindet und ich weiterschlafen will. „Hey, jetzt steh doch mal auf! In zwanzig Minuten gibt es Frühstück, also hopp, Schatz!“, brummt Tom und ruckelt an meiner Schulter. Verschlafen schaue ich ihn an und sehe in sein ungeduldiges Gesicht, welches kaum ein Widerwort oder Protest akzeptieren würde. Nickend recke ich mich also, um ein wenig wach zu werden und stehe dann auf. Kein Wunder, dass mir kalt geworden ist. Tom hat ein Fenster schön weit aufgemacht und mir die Decke weggenommen, eine sehr angenehme Art geweckt zu werden ... tse. Ich hoffe, dass er heute wenigstens besser drauf ist als gestern. Ich hatte wirklich Angst und habe es auch jetzt noch ein wenig. Dass Tom mich gestern Abend ausgesperrt hat, hat mir zwar
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