Reid 3 Ungezähmte Sehnsucht

getrost für Euch behalten«, schoss sie zurück. »Ich würde Euch ohnehin kein Wort glauben. «
    Musste er sie wirklich auslachen?
Kapitel 11
    Sagt, wenn ich mich täusche, aber kann es sein, dass Ihr eine ziemlich kurze Nacht hattet? «, fragte Nigel am darauffolgenden Tag und stupste den schlafenden Rupert an.
    Wütend auf sich selbst, dass er in Nigels Gemach weggedöst war, weil ihm das Warten zu lang geworden war, fuhr Rupert hoch. Die Vorstellung, dass Nigel ihn vermutlich im Schlaf beobachtet hatte, jagte ihm einen Schauer über den Rücken.
    Das größte Problem für Rebecca bestand darin, dass sein momentaner Auftrag - den neuen Hofdamen auf den Zahn zu fühlen - ihn gnadenlos unterforderte. Der Umstand, dass diese Aufgabe keinerlei Gefahren barg, löste in ihm das Gefühl der Langeweile aus. Normalerweise, wenn er bewaffnet war und nicht wusste, was ihn als Nächstes erwartete, nickte er nicht am helllichten Tage weg.
    »Nein«, antwortete er. »Kein Wunder, dass ich einschlafe, wenn ich den halben Tag darauf warten muss, bis Ihr endlich auftaucht! Vielleicht sollte ich Euch demnächst nachts Bericht erstatten. Dann kann ich mir wenigstens sicher sein, dass ich Euch antreffe. «
    »Warum sollte ich mir die Nacht um die Ohren schlagen, wenn Ihr mir genauso gut eine Nachricht hättet hinterlassen können? «
    »Genau da liegt das Problem: Nachrichten in Eurem Ge-mach zu deponieren, scheidet seit Neuestem nämlich aus«, antwortete Rupert - unfähig, ein Gähnen zu unterdrücken. Um auch noch den letzten Funken Müdigkeit zu vertreiben, schüttelte er kurz den Kopf. »Ferner ist es nicht ratsam, Euer Gemach unverschlossen zu lassen, es sei denn, Ihr seid zugeben. «
    »Ich bin untröstlich, dass ich bislang noch nicht dazu gekommen bin, eine Kopie meines Zimmerschlüssels für Euch anfertigen zu lassen. «
    »Dann sorgt dafür, dass Ihr demnächst stets hinter Euch abschließt, außer Ihr seid damit einverstanden, dass Euer Gemach durchsucht wird. «
    Nigel schloss nur deshalb gelegentlich nicht hinter sich ab, um Rupert zu ersparen, im Korridor auf ihn warten zu müssen, wo er gesehen werden konnte. Es war von größter Wichtigkeit, dass nicht einmal das Gesinde des Palastes ihn und Rupert in Verbindung brachte. Es war alles andere als erfreulich, dass Rupert ihm jetzt eröffnen musste, von jemandem in seinem Gemach gesehen worden zu sein.
    Nigel, der augenscheinlich zu einer falschen Schlussfolgerung gelangt war, wirkte belustigt. »Wollt Ihr damit andeuten, Ihr hättet mein Gemach durchsucht? «
    »Seid nicht albern! Wir sollten aber langsam zur Sache kommen. Ich bin nämlich heute Nachmittag noch mit der kleinen Marly im königlichen Garten verabredet. «
    Nigel nickte. »Auch ich habe heute Nachmittag noch eine Verabredung, weshalb es mir sehr gelegen käme, wenn wir nicht lange um den heißen Brei redeten. Gehe ich recht in der Annahme, dass Ihr neue Erkenntnisse gewonnen habt? «
    »Ja. Zwei der neuen Hofdamen stehen auf Sarahs Seite, und beide haben ein Auge auf mich geworfen«, berichtete Rupert m it einem gequälten Gesichtsausdruck.
    »So schnell? «
    »Habt Ihr etwa darauf spekuliert, dass es so schnell geschieht? «
    »Stellt Euch nicht dümmer, als Ihr seid! «, schalt Nigel ihn. »Ihr wisst genauso gut wie ich, dass sich jeden Tag Frauenzimmer in Euch verlieben. Natürlich habe ich damit gerechnet. «
    Rupert lachte. »Übertreibt Ihr da nicht ein wenig, alter Mann? «
    »Wohl kaum. Selbst Sarah Wheeler ist Anfang des Jahres Eurem Charme erlegen, als Ihr es darauf angelegt habt. Eure Wirkung auf andere beeindruckt mich immer wieder. « Nigel grinste. »Allerdings ist mir bis heute schleierhaft, wie Ihr Sarah so lange bei der Stange halten konntet, ohne Euch mit ihr zu betten. «
    »Es ist mir gelungen, sie davon zu überzeugen, dass sie andere faszinierende Vorzüge besitzt, dass es noch etwas anderes als körperliche Anziehungskraft gibt und dass ich sie gern zur Freundin hätte. Aber irgendwann hat sie sich damit nicht mehr zufriedengegeben. « Rupert verkniff sich den Kommentar, dass Nigel doch eigentlich selbst am besten wissen müsste, wie starke Gefühle einen Menschen überwältigen können. Und genau das war Sarah irgendwann auch passiert. »Genau wie Liebende lassen Freunde andere Freunde irgendwann in ihre Karten blicken. «
    »Was ist mit der dritten Hofdame? «
    »Constance? Sie verabscheut nicht nur Sarah,. sondern vor allem auch ihre Botengänge. Eine erstklassige Kandidatin für