Reid 3 Ungezähmte Sehnsucht
wurde, dass Rupert ihr gefolgt war.
»Geht’s besser? «, erkundigte er sich.
»Viel besser«, versicherte Rebecca ihm und setzte sich auf eine hölzerne Transportkiste. »An die Übelkeit am Morgen habe ich mich bereits gewöhnt, aber ein schwankendes Schiff ist einfach mehr, als ich ertragen kann. «
»Verstehe«, erwiderte er trocken.
Rebecca seufzte. Er glaubte ihr immer noch nicht, dass sie schwanger war. Es fuchste sie, dass er nur wegen dieses Schlamassels mit Sarah eine so schlechte Meinung von ihr hatte. Und das Problem war, wie Rebecca vermutete, dass er sich in seiner Meinung bekräftigt fühlte, je stärker sie versuchte, ihn vom Gegenteil zu überzeugen.
Da sie annahm, dass sie ihn nach diesem ungewollten Ausflug nach Frankreich nie wieder sehen würde, half es auch nichts, darauf zu bauen, dass die Zeit für sie arbeitete. Selbst wenn er sich die Mühe machte, in einigen Monaten nach ihr zu sehen, wäre es zu spät. Entweder hätte sie das Land dann bereits für immer verlassen und weilte an einem einsam gelegenen Ort, den er niemals ausfindig machen würde, oder sie wäre längst verheiratet. Momentan tendierte sie zu letzterer Möglichkeit. Die Vorstellung, ihr Neugeborenes abzugeben, und wäre es nur in Ruperts Obhut, war unerträglich.
Kapitel 28
R ebecca war, als würde sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen. Um es erst gar nicht so weit kommen zu lassen, verbannte sie die niederschmetternden Gedanken mit aller Macht in die hinterste Ecke ihres Bewusstseins.
»Können wir jetzt aufbrechen? «, durchbrach sie die entstandene Stille.
»Sobald meine Kutsche da ist. «
»Ihr habt eine Kutsche bestellt? «
»Nein. «
Als Rupert nicht weitersprach, dämmerte Rebecca, warum er es nicht eilig hatte, das Schiff zu verlassen. »Ihr habt Eure Kutsche mitgebracht? «
»Fahrer und Gefährt, wenn Ihr es genau wissen wollt - obwohl ich für gewöhnlich ein schnelles Pferd bevorzuge. Aber man hat mich darüber aufgeklärt, dass Gemahlinnen, egal ob echt oder falsch, es vorziehen würden, in einer Kutsche zu reisen. Zudem ist es für mein Vorhaben förderlicher, wenn ich mit ein wenig Flair und Prunk vorfahre. «
Rebecca fand, es wäre an der Zeit, dass Rupert ihr endlich reinen Wein einschenkte. Ehe sie das leidige Thema mit der vorgetäuschten Gemahlin anschneiden konnte, fügte er hinzu: »Seid unbesorgt, ich habe genug Kleingeld zusammengesucht, damit die Kutsche als Erstes von Bord geht. «
Rebecca errötete. Ihr schwante, dass Rupert ihr die unbedachte Bemerkung noch lange vorwerfen würde. Dennoch würde sie einen Teufel tun, sich bei ihm zu entschuldigen. »Was hat es denn nun mit diesem eigenartigen Plan, den Ihr ausgeheckt habt, auf sich? Seid Ihr nach Frankreich gereist, um arme Frauenzimmer zu verführen? Und damit sie Euch nicht damit in den Ohren liegen, Ihr möget sie zur Frau nehmen, präsentiert Ihr einfach eine falsche Ehefrau? «
»Gar keine schlechte Überlegung. « Rupert legte sich eine Hand an die Wange, als würde er nachdenken. »Sollen wir es bei dieser Erklärung belassen? «
»Wenn Ihr das tut, werde ich dafür sorgen, dass Ihr im Wasser landet! «
Rupert stellte seinen Fuß direkt neben Rebeccas ab. »Wenn Ihr endlich damit fertig seid, leere Drohungen auszustoßen und mit stumpfem Sarkasmus um Euch zu werfen, werde ich Euch alles erklären. Es war nie meine Absicht, Euch im Dunkeln zu lassen. Ich habe den Auftrag, eine Untersuchung zu Ende zu führen, die bereits seit mehreren Jahren im Gange ist. Angesichts Eures zarten Alters gehe ich nicht davon aus, dass Ihr viel über die Ausdehnung unseres Königreiches wisst, oder? «
»Ihr irrt. «
»Dann ist Euch sicherlich bewusst, dass der Zugewinn neuer Länder nicht ohne Verwundete oder militärische Besatzung einhergeht. In Indien, zum Beispiel, kam es zu Aufständen, weil kleinere entmachtete Herrscher dazu aufriefen. Ein Angriff war von besonderer Bedeutung, da einer unserer vor Ort stationierten Soldaten mit britischen Gewehren erschossen wurde. «
»Waren die Waffen gestohlen? «
»Ja, aber nicht aus den Waffenbeständen vor Ort. Es dauerte fast zwei Jahre, um die Spur in diesen Teil der Welt zurückzuverfolgen, zu Schiffsladungen, die England noch nicht verlassen hatten. «
»Wieso so lange? «
»Weil immer nur eine oder zwei Kisten entwendet wurden, sodass es kaum auffiel. «
»Und da unsere Armee in so vielen Ländern aktiv ist, hätten die Gewehre von fast überall herkommen können«, ergänzte
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