Reid 3 Ungezähmte Sehnsucht
blicken, werde ich diejenige von uns beiden sein, die sich an den Abend erinnert, an dem unser Kind gezeugt wurde. Wenn es so weit ist, werde ich nur noch Mitleid für Euch empfinden. «
Gemessen an Ruperts vernichtendem Blick hatte Rebecca offensichtlich einen Nerv getroffen. Doch das war ihr einerlei.
Rupert hüllte sich in Schweigen.
Rebecca war zu weit gegangen.
Es vergingen einige Augenblicke, ehe Rupert schließlich den Kopf schüttelte. »Was bin ich doch für ein Tor, immer wieder Euren Reizen zu erliegen! Ihr seid eine Meisterin Eures Faches, lasst also nicht von Eurem Vorhaben ab, mich vor den Altar zu zerren? Nun gut, Ihr sollt Euren Willen haben! Was haltet Ihr davon, wenn ich den Kapitän darum bäte, uns auf der Überfahrt nach England zu trauen? Wenn Ihr jedoch denkt, Ihr bekämet, wonach Ihr trachtet, habt Ihr Euch geschnitten, Becca! Ihr werdet nicht bei mir wohnen. Das Ganze ist rein provisorisch und nur so lange, bis erwiesen ist, dass Ihr überhaupt nicht in anderen Umständen seid. Sobald das geklärt ist, wird die Ehe offiziell annulliert. Euch ist schon klar, dass Ihr Eure Stellung am Hofe damit einbüßt. Es gibt keine verheirateten Hofdamen. Ihr werdet nach Hause zurückkehren und die Sache aussitzen müssen. «
Wie konnte Rupert es wagen, sie so von oben herab zu be-handeln? »Ich hatte ohnehin vor, nach Hause zurückzukehren, weil es mir bald nicht mehr möglich sein wird, meine morgendliche Übelkeit zu verheimlichen. Wisst Ihr was? Wenn ich eine Alternative hätte, würde ich sie wahrnehmen - nur, um Euch eins auszuwischen! Die Ehe mit dem bekanntesten Schürzenjäger Londons einzugehen, kommt gar nicht infrage. «
»Wenn Ihr Euch da mal nicht täuscht. «
»Pah! «
»Ihr glaubt mir nicht? Dann dürfte es Euch auch nicht stören, dass Eure Schwangerschaft in den renommierten Blättern unseres Landes Erwähnung findet, oder? «
Rebecca sog scharf Luft ein. »Aus welchem Grund würdet Ihr zu solchen Maßnahmen greifen? «
»Weil es Euch gelungen ist, Zweifel in mir wachzurufen. Aber solange ich nicht vom Gegenteil überzeugt bin, werde ich verdammt noch mal alles daransetzen, dass mein eigen Fleisch und Blut nicht bei Fremden aufwächst. «
»Wisst Ihr was? Fahrt zur Hölle! «
Kapitel 33
Wie konnte ein Mensch einen Zeitgenossen abgrundtief hassen und gleichzeitig von einem schlechten Gewissen geplagt werden, weil er ihn zur Hölle gewünscht hatte? Genau so ging es Rebecca. Sie musste sich stark am Riemen reißen, um sich nicht bei Rupert zu entschuldigen. Sie war davon überzeugt, dass auch er im Zorn gesprochen hatte, dass es unmöglich sein Ernst war, sie zu heiraten.
Doch da hatte sie die Rechnung ohne Rupert gemacht. Der Schock saß tief und klang lange nach. Rebecca stand auf dem Deck des kleinen Frachters, der sie nach England zurückbrachte. Der kalte Wind, der ihr erbarmungslos ins Gesicht blies, trocknete ihre Tränen so schnell, dass sie nicht einmal merkte, dass sie weinte. Wie grässlich, auf diese Weise vermählt zu werden! Und das alles nur, weil sie dem Engel mit dem ramponierten Heiligenschein nicht hatte widerstehen können. Sosehr sie sich auch den Kopf zermarterte, um herauszufinden, was diese »Ehe« für sie bedeutete - sie kam zu keinem Ergebnis. Sie hatte schlicht und ergreifend nichts zu bedeuten!
Die Kutsche und die Pferde waren auf einem größeren Schiff untergebracht, das jedoch erst einen Tag später ablegen würde. Der kleinere Frachter verfügte zwar über keine Kajüte, dafür konnten sie aber sofort nach Dover übersetzen.
Rebecca spürte, wie Rupert neben sie an die Reling trat, war jedoch außerstande, ihn anzusehen. Stattdessen richtete sie den Blick starr nach vorn auf die nahende Küste Englands.
»Ich würde Euch gern etwas sagen«, hob er mit ruhiger, besänftigender Stimme an, als würde er ihr einen Gefallen tun. »Die Ehe besteht nur auf dem Papier, darauf gebe ich Euch mein Wort. Außerdem gelobe ich, die Finger von Euch zu lassen. «
Wäre Rebecca in der Lage gewesen, sich zu artikulieren, hätte sie ihm für seine Umsicht gedankt. Doch ihre Dankbarkeit kam einen Hauch verfrüht, wie sich herausstellte, denn Rupert war mit seinen Ausführungen noch nicht fertig. »Ich möchte auf keinen Fall riskieren, dass Ihr doch noch schwanger werdet. «
Rebecca traute ihren Ohren nicht. Dieser Widerling schaffte es immer wieder, sie bis aufs Blut zu reizen! Aber damit noch nicht genug. Er hatte noch eine Beleidigung in petto:
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