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Reif für die Insel

Reif für die Insel

Titel: Reif für die Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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Burgers und Pommes serviert. Ganz allmählich hatten sie mit frischem Fisch und schickerem Essen begonnen und festgestellt, daß eine irre Nachfrage danach bestand. Jetzt war es zu jeder Mahlzeit gerammelt voll und soeben als Dorsets Good Food Restaurant des Jahres ausgezeichnet worden, aber sie hatten immer noch Burger auf der Karte und servierten mit allem Pommes. Einfach wunderbar.
    Als ich mit leichtem Kopf (und allem anderen schwer) aus dem Riverside wieder auftauchte, war es schon nach drei. Ich setzte mich auf eine Bank, nahm meine Karte und sah zu meiner Bestürzung, daß zwischen mir und Lyme Regis immer noch zehn Meilen und der fast einhundertneunzig Meter hohe Golden Cap lagen, der höchste Gipfel an der Südküste. Meine Blasen pochten, meine Beine schmerzten, mein Bauch war grotesk angeschwollen, und ein leichter Regen setzte ein.
    Da hielt ein Bus vor mir. Ich stand auf und steckte den Kopf durch die offene Tür. »Nach Westen?« fragte ich den Fahrer. Er nickte. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, tapste ich an Bord, kaufte eine Fahrkarte und nahm hinten Platz. Ich sage ja immer: Auch für eine erfolgreiche Fußwanderung gilt: Man muß wissen, wann man aufhören muß.
     

Zehntes Kapitel
     
    Ich übernachtete in Lyme Regis und bummelte am folgenden Morgen ein wenig durch die Stadt, bevor ich einen Bus nach Axminster und einen Zug nach Exeter nahm, ein Prozedere, das erheblich mehr Zeit verschlang, als ich erwartet hatte. Das Tageslicht schwand, als ich in Exeter St. David’s ausstieg. Und leider nieselte es wieder.
    Ich wanderte durch die Stadt und checkte die Hotels von der Straße aus ab, aber sie waren für meine Verhältnisse alle eine Spur zu vornehm. Schließlich landete ich im Fremdenverkehrsbüro. Ein wenig verloren und fern der Heimat, wußte ich nicht so recht, was ich hier wollte. Ich schaute mir stapelweise Faltblätter an, für Shirehorse-Gestüte, Falknereien und Miniaturpony-Höfe, Kuscheltierzoos, Modelleisenbahnen und Schmetterlingsfarmen. Nichts von alledem appellierte an meine Freizeitbedürfnisse. Außerdem waren fast alle diese Blättchen bedrückend analphabetisch, besonders die Interpunktion – manchmal glaube ich, wenn ich noch eine Touristen-broschüre sehe, auf der »Englands Best« oder »Britains Largest« steht, gehe ich hin und fackle das Ding ab.
    An der Theke klebte ein Zettel, daß man hier auch Zimmer buchen konnte, folglich fragte ich die hilfsbereite Dame, ob sie mir eine Unterkunft besorgen könne. Ohne weitere Umschweife fragte sie mich, wieviel zu zahlen ich bereit sei, was ich immer sehr peinlich und, offen gesagt, unenglisch finde, und in einem zermürbenden Prozeß kamen wir zu dem Ergebnis, daß ich in eine Kategorie von Gästen fiel, die geizig, aber anspruchsvoll sind. Zufällig bot das Royal Clarence einen Spezialdeal an, 25 Pfund für die Nacht, wenn man versprach, keine Handtücher zu klauen, und darauf sprang ich gleich an, weil ich an dem großen, weißen georgianischen Gebäude am Kathedralen-platz vorbeigekommen war und es schrecklich hübsch ausgesehen hatte. Und so war es dann auch. Das Zimmer war frisch renoviert und groß genug für Olympische Hotelzimmerspiele im Papierkorbball, Möbelhindernis-rennen, Betthochsprung (man schwingt von der Badezim-mertür mit einem wohlgetimten Hüpfer auf die Matratze) und andere bei einsamen Reisenden immer wieder beliebte Sportarten. Ich absolvierte eine kurze, aber intensive Trainingseinheit, zog mich um und begab mich halb verhungert auf die Straße.
    Es war kurz nach sechs, aber das Stadtzentrum praktisch tot. Unter düsteren Straßenlampen wanderte ich umher, schaute in Schaufenster und las diese seltsamen Plakate der Provinzzeitungen. Komisch, sie faszinieren mich immer sehr, denn sie sind entweder für Ortsfremde völlig unbegreiflich (»Briefkastenvergewaltiger schlägt wieder zu«, »Beulah flüchtet von zu Hause«) oder so langweilig, daß man sich nicht vorstellen kann, wie jemand allen Ernstes meint, sie förderten den Verkauf (»Mülltonnenvertrag: Rathaus tobt«, »Telefonzellenvandalen schlagen wieder zu«). Meine Lieblingsschlagzeile ist – ich schwöre, sie ist echt, ich habe sie vor vielen Jahren in Hemel Hempstead gesehen – »Frau, 81, stirbt«.
    Vielleicht hatte ich mir die falschen Straßen ausgesucht, aber in der Mitte Exeters schien es nirgendwo Restaurants zu geben. Endlich erreichte ich eine hügelige Straße mit ein paar bescheidenen Freßlokalen und stürzte mich in

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