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Reif für die Insel

Reif für die Insel

Titel: Reif für die Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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Sachen Verantwortung für die Nachwelt an den Tag legen und sagen: »Ach, wißt ihr, seit 1264 setzen wir hier schöne Bauten hin, laßt uns zur Abwechslung mal einen häßlichen hinknallen.« Dann mußten die Baubehörden sagen: »Ja, warum nicht? In Basildon gibt es viel schlimmere.« Dann mußte die gesamte Stadt – Studenten, Universitätslehrer, Laden-besitzer, Büroangestellte, Mitglieder des Oxford Preservation Trust – den Mund halten und kuschen. Stellen Sie sich vor, das passiert zwei-, drei-, vierhundertmal, und Sie haben das moderne Oxford. Und da wollen Sie mir noch erzählen, es sei eine der schönsten, am besten erhaltenen Städte der Welt? Ich fürchte, dem ist nicht so. Es ist eine wunderschöne Stadt, die schon viel zu lange mit grober Gleichgültigkeit und bedauerlicher Inkompetenz behandelt worden ist, und jeder, der in Oxford wohnt, sollte sich ein wenig schämen.
    Liebe Güte, was für ein Ausbruch! Muntern wir uns auf und schauen uns ein paar nette Sachen an. Das Ashmolean zum Beispiel. Was für eine wundervolle Institution, das älteste öffentliche Museum auf unserem Planeten und und mit Sicherheit eines der feinsten. Wie kommt’s, daß es immer so leer ist? An dem Morgen betrachtete ich die Altertümer dort stundenlang und hätte die ganze Bude nur für mich gehabt, wenn nicht ab und zu eine Schulklasse durch die Räume gerast wäre, die von einem gequält dreinblickenden Lehrer verfolgt wurde. Dann schlenderte ich zum Pitt-Rivers und dem University Museum, die in ihrer drolligen Art (»Willkommen in den Siebzigern des 19. Jahrhunderts«) sehr angenehm waren. Ich durchkämmte Blackwell’s und Dillon’s, bummelte durch Balliol und Christ Church College, streifte durch die University Parks und Christ Church Meadow bis hinaus nach Jericho und zu den großen schönen Villen Nord-Oxfords.
    Vielleicht gehe ich mit der armen Stadt zu hart ins Gericht. Mit ihren verrauchten Pubs und Buchläden und der Atmosphäre der Gelehrsamkeit finde ich sie ja wunderschön, solange ich den Blick fest auf die angenehmen Dinge hefte und nie auch nur in die Nähe der Cornmarket oder George Street gerate. Es gefällt mir besonders abends, wenn der Verkehr so nachgelassen hat, daß man keine Sauerstoffmaske mehr braucht, und die High Street sich mit diesen geheimnisvollerweise so beliebten Döner-Kebab-Wagen füllt, die mich nicht verlocken (Wie kann man nur etwas essen, das so gruselig aussieht? Als sei es vom Bein eines toten Mannes abgeschnitten.), aber irgendwie so einen verführerischen Hopper-Glanz haben. Ich mag die dunklen Seitengäßchen, die zwischen hohen Mauern verlaufen und wo man immer halbwegs erwartet, von Jack the Ripper aufgespießt und zerlegt zu werden – oder vielleicht von einem Döner-Kebab-Großhändler. Ich wandere gern die St. Giles hoch und besuche Brown’s Restaurant, in dem immer lebhaftes Treiben herrscht – ein nettes, freundliches Lokal, wo man, vielleicht einzigartig in Großbritannien, einen exzellenten Caesar-Salat und einen Cheeseburger mit Schinken bekommt, ohne ihn bei hämmernder Musik unter Dutzenden nachgemachter Route-66-Schilder verzehren zu müssen. Vor allem trinke ich gern in Pubs, in denen man mit einem Buch sitzen kann, ohne daß man als asozial betrachtet wird, und sich unter lachenden, lebhaften jungen Leuten in Träumereien verlieren kann, wie es war, als man auch noch viel Energie und einen flachen Bauch hatte und Sex für etwas mehr hielt als die willkommene Gelegenheit, sich hinzulegen.
     
    Als ich in meinem Hotel eincheckte, hatte ich unvorsichtigerweise gesagt, ich bliebe drei Nächte. Doch am späten Morgen des dritten Tages wurde ich allmählich ruhelos und beschloß, einen Spaziergang nach Sutton Courtenay zu machen, einzig und allein deshalb, weil George Orwell dort begraben ist und es die richtige Entfernung hatte. Ich wanderte über ein Rieselfeld nach North Hinksey und weiter nach Boar’s Hill durch eine Gegend, die mit kurioser Unentschlossenheit Chilswell Valley oder Happy Valley heißt. In der Nacht hatte es geregnet, der schwere Lehmboden klebte an meinen Schuhen, und das Gehen wurde mühsam. Bald hatte ich Erdklumpen angesammelt, die doppelt so groß wie meine Füße waren. Als dann der Pfad mit Rollsplitt bestreut war, vermutlich, um einem das Gehen zu erleichtern, blieb das Zeugs erst recht an meinen Schuhen kleben, so daß ich aussah, als wanderte ich mit zwei sehr großen Mandelsplitterbrötchen unter den Füßen herum. Oben in Boar’s

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