Reif für die Insel
meine Prinzipien sausen und mietete mir für drei Tage ein Auto. Es ging leider nicht anders. Ich wollte die Cotswolds besuchen, und jedes Kind weiß, daß das ohne eigenen fahrbaren Untersatz nicht machbar ist. Schon 1933 bemerkte J. B. Priestley in seinem English Journey, daß selbst damals nur eine einzige Eisenbahnlinie durch die Cotswolds verlief. Jetzt gibt es nicht einmal mehr die, und die eine, die außen herum verläuft, nützt einem nichts.
Ich mietete mir also in Oxford ein Auto und fuhr mit diesem schwindelerregenden Gefühl unbegrenzter Möglichkeiten los, das mich befällt, wenn ich mich als Herr über zwei Tonnen unvertrauten Metalls fühle. Meine Erfahrung mit Mietautos ist, daß sie einen normalerweise nicht aus einer Stadt herauslassen, bevor sie sich nicht von allem und jedem verabschiedet haben. Meins nahm mich mit auf eine lange Tour durch Botley und Hinkley, auf eine nostalgische Rundreise um das Rover-Werk in Cowley und hinaus durch Blackbird Leys, beförderte mich zweimal um einen Kreisverkehr und schleuderte mich dann wie ein Raumschiff auf der Erdumlaufbahn zurück in Richtung Stadt. Ich war machtlos dagegen, vor allem, weil ich intensiv bemüht war, die Scheibenwischer am Rückfenster abzustellen, die ebenfalls einen eigenen Willen zu haben schienen. Von der Vorderscheibe versuchte ich gleichzeitig eine unansehnliche Schicht schaumiger Waschsubstanz wegzubekommen, die, einerlei, welchen Schalter ich drückte oder an welchem Hebel ich zerrte, in dicken Stoßbächen herausschoß und die Sicht trübte.
Zumindest gab mir mein Auto die Chance, das wenig bekannte, aber faszinierende Gebäude des Kartoffelvermarktungsverbandes in Cowley zu sehen, auf dessen Parkplatz ich einbog, um zu wenden, als ich mich total verirrt hatte. Das Ding war ein massiver Sechziger-Jahre-Bau, vier Stockwerke hoch und so groß, daß dort sicher 400 bis 500 Arbeiter herumwerkeln konnten. Ich stieg aus, um die Windschutzscheibe mit ein paar aus dem Handbuch herausgerissenen Seiten abzuwischen, das ich im Handschuhfach gefunden hatte, starrte aber bald in die atemberaubend grandiose Zentrale des Kartoffelvermarktungsverbandes. Wie viele Menschen braucht man, um Kartoffeln zu vermarkten? Bestimmt saßen hinter Türen mit der Aufschrift »Abteilung für ungewöhnliche Garnierungen« Leute in weißen Hemden an langen Tischen, und ein Typ mit einem Flipchart verklickerte ihnen was von aufregenden Plänen für die Pentland-Squires-Herbstkampagne. In welch seltsamem, eng begrenzten Universum müssen sie leben. Stellen Sie sich vor, Sie widmen sich während Ihres gesamten Arbeitslebens eßbaren Knollen, und es raubt ihnen den Schlaf, weil schon wieder jemand anders die Nummer Zwei bei Chips und Kartoffelbreipulver geworden ist. Stellen Sie sich die Cocktailparties dieser Menschen vor! Lieber nicht.
Ich kehrte zum Wagen zurück, experimentierte dort eine Weile mit den Knöpfen und Reglern und dachte, wie sehr ich Autos doch haßte. Manche Menschen sind für Autos gemacht, manche nicht. So einfach ist das. Ich hasse Autofahren, ich hasse es, über Autos nachdenken zu müssen, und ich hasse es, über Autos zu reden. Und am allermeisten hasse ich es, wenn ich ein neues Auto habe und ins Pub gehe. Denn immer fängt einer an, mich auszufragen, wovor ich jedesmal Angst habe, weil ich nicht mal die Fragen verstehe.
»Aha, du hast also ein neues Auto?« geht es los. »Wie fährt es sich?«
Sehen Sie, da bin ich schon verloren. »Hm, wie ein Auto eben. Hast du noch nie in einem drin gesessen?«
Und dann bombardieren sie einen. »Wie ist er im Verbrauch? Wieviel Liter? Wieviel Umdrehungen hat er? Hat er obenliegende Zwillingsnockenwellen oder einen doppelläufigen Lichtmaschinenvergaser mit voller Pike und einem doppeltgemoppelten Trittbrett?« Ich begreife ums Verrecken nicht, warum jemand den ganzen Scheiß über eine Maschine wissen will. Nichts anderes interessiert die Leute so sehr. Ich bin immer versucht zu sagen: »He, ich habe gehört, du hast einen neuen Kühlschrank. Wieviel Liter Frigen faßt das gute Stück? Wieviel Joules verbraucht es? Cool, das Teil?«
Dieses Auto hatte das übliche Aufgebot an Knöpfen und Kippschaltern, alle mit einem Symbol versehen, das bloß dazu da war, einen zu verwirren. Also wirklich, was soll man mit einem Schalter anfangen, auf dem 101 steht? Wie soll unsereins kapieren, daß ein Rechteck, das wie ein Fernseher mit schlechtem Empfang aussieht, »Rückfenster« bedeutet? In der Mitte dieses
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