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Reigen des Todes

Reigen des Todes

Titel: Reigen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Körbe mit Champagnerflaschen, Eiskübel mit gestoßenem Eis, Gläser, kalten Aufschnitt mit diversen Würsten, Schinken, Pasteten und Terrinen ins Esszimmer. Steffi Moravec war sehr blass und still, als diese Köstlichkeiten auf einem Damasttischtuch mit dem gräflichen Porzellan und Silberbesteck aufgebaut wurden. Schließlich bemerkte sie beiläufig: »Den Baron Vestenbrugg hab ich schon seit drei Tagen nicht mehr gesehen. Wissen Sie, Exzellenz, vielleicht, wo er sich aufhält?«
    »Na so was! Ich hab allen Ernstes gehofft, den guten Vestenbrugg heut Abend bei Ihnen anzutreffen. Zuerst ist er im Schwarzen Kameel nicht zum Mittagessen erschienen, und dann hat er rein gar nichts mehr von sich hören lassen. Das ist doch kurios! Es wird ihm hoffentlich nix passiert sein.«
    »Ja, das hoffe ich auch«, flüsterte sie.
     
    Als die Bediensteten das üppige Buffet aufgebaut hatten, zogen sie sich diskret zurück. Graf Collredi öffnete eine Flasche Champagner, schenkte ein und formulierte folgenden Trinkspruch: »Unkraut vergeht nicht. Deshalb wollen wir auf die Gesundheit des Oberstleutnant Vestenbrugg anstoßen und hoffen, dass die unergründlichen Wege des Lebens ihn heute Abend vielleicht doch hierher zu uns führen.«
    Mit zitternder Hand prostete die Moravec dem Grafen zu und verschluckte sich beim Trinken des Champagners.
    Collredi nutzte diese Gelegenheit, um ihr auf den entzückenden Rücken zu klopfen. Er geleitete sie zum Sofa, wo er sich neben sie setzte und ihr die Hand tätschelte. »Ja, die Champagnerperlen sind ein Hund … Wenn man nicht aufpasst, steigen die einem in die Nase, in die Luftröhre und schlussendlich auch in den Kopf. Kommen S’, trinken S’ gleich noch einen Schluck zum Runterspülen!«
    Steffi tat, wie ihr geheißen. Damit war ihr kleines Malheur überwunden und das nun beginnende Souper kam ihrem vor Hunger knurrenden Magen gerade recht. Dabei entspannte sich eine private, fast intime Plauderei, bei der Collredi ihr aus seiner Welt erzählte und ihr zahlreiche Komplimente machte. Dieser Charmeoffensive konnte und wollte sie sich nicht entziehen. Schließlich ließ der Graf auch durchblicken, dass Geld für ihn eigentlich keine Rolle spielte und dass Vestenbrugg im Vergleich zu ihm ein armer Schlucker war. Und während sie mit glänzenden Augen zuhörte, genoss sie die Köstlichkeiten genauso wie das herrliche Porzellan, das schwere Silberbesteck und die dicken Damastservietten, in die sie ihre fettigen Finger wischte.
     
    Plötzlich erklang lautes Klopfen. Sofort war ihre gute Laune verflogen und die Gespenster ihrer finanziellen Zwangslage kehrten zurück. Nichts wäre ihr in diesem Moment peinlicher als das Erscheinen der Vermieterin. Wenn sie da jetzt nicht die Miete begleichen könnte, wäre sie vor dem Grafen unsterblich blamiert. Collredi, der die Verfinsterung ihres Gemütszustandes sofort bemerkte, reagierte galant. »Na, schaut so aus, als ob das eine sich selbst erfüllende Prophezeiung ist … Der Vestenbrugg scheint jetzt tatsächlich zu uns zu stoßen. Wollen Sie ihm nicht öffnen, meine Liebe?«
    Mit zitternden Knien stand die Moravec auf, atmete tief durch, schritt zur Wohnungstür und öffnete sie energisch. Als sie im Dunkel des Hausflurs eine Deutschmeister-Uniform sah, atmete sie erleichtert auf. Collredi, der ihr zur Tür gefolgt war, sah ebenfalls die blaue Uniform und rief in jovialem Ton: »Servus, Vestenbrugg, schön, dass du dich wieder einmal anschauen lässt …«
    Die Moravec ließ sich jedoch keine Sekunde täuschen. Der Typ vor der Tür war nicht Vestenbrugg. Deshalb sprach sie mit kühler Stimme: »Leutnant Popovic. Was verschafft mir die Ehre?«
    »Servus, Steffi. Ich war gerade in der Nähe und da hab ich mir gedacht, ich schau kurz vorbei …«
    »Herr Leutnant! Ich möchte Sie bitten, mich nicht zu duzen. Außerdem habe ich Besuch, wie Sie sehen.«
    Collredi trat neben die Moravec und Popovic erkannte ihn. Er nahm Haltung an und grüßte mit einem schneidigen »Guten Abend, Exzellenz!«
    Auf Steffis Stirne formten sich Unmutsfalten, ihr Ton war nun eisig.«Leutnant Popovic! Ich wünsche keinerlei plumpe Vertraulichkeiten. Ihr unangemeldeter Besuch stellt eine solche dar. Also inkommodieren Sie mich nicht weiter! Adieu und guten Abend.«
    Damit warf sie die Tür ins Schloss. Und während Popovic wie ein geprügelter Hund die Stiegen hinunterschlich, überkam Collredi eine fantastische Erregung. Dieses Fräulein Moravec hatte eine Strenge, die ihn

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