Reinen Herzens
…« Er schwieg einen Moment, dann deutete er auf das Bild, das zwei Männer an einer Art Stollen zeigte. »Und das ist Jakub Lajtr – mein Kollege. Verdammte Scheiße. – Wer ist diese Larissa? Was weiß sie noch?«
»Eine Freundin. Sie ist Reporterin hier in Prag und gerade in Cheb wegen irgendeiner Geschichte. Sie haben ihre Notiz doch gelesen. Mehr weiß ich auch nicht.«
»Sieht aus, als überrasche Sie das Bild Ihres Kollegen unangenehm«, sagte Jirka.
»Kann man wohl sagen … Ich habe ihn an dem Abend angerufen, als ich zu Davids Haus gefahren bin, ich wollte, dass er mitkommt, aber er hatte keine Zeit. Später habe ich noch einmal mit ihm gesprochen. Er weiß, wo ich David untergebracht habe, das Sanatorium war seine Idee.«
»Glauben Sie, er hat David von dort weggeholt?«, fragte Magda mit zitternder Stimme. All die wunderbare Erleichterung war wie weggeblasen.
»Da er so spurlos verschwunden ist, liegt der Schluss nahe. Leider.«
»Sie vermuten, dass Ihr Kollege bei dieser Sache mitmacht? Vielleicht ist er nur eingeschleust worden …«, versuchte Jirka zu beschwichtigen.
Benda schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Nicht, wenn Sorokin da mitmischt. Jakub Lajtr und ich waren dem Typen auf der Spur, der Kerl ist ein Auftragskiller, aber Lajtr hat im letzten Moment gepatzt, und Sorokin verschwand. Das war vor gut einem Jahr. Ich habe mir damals nichts dabei gedacht, so was kann passieren, aber jetzt …« Er deutete auf eines der Fotos. »Der Typ hier, ganz am Rand, der im Profil zur Kamera steht, das ist – wenn ich mich nicht sehr täusche – Viktor Sorokin.«
Magda griff nach dem Foto und betrachtete es.
»Wenn dieser Sorokin auch Martin Trojan ist, wie kommt es, dass er selbst auf dem Bild ist, wenn Larissa die Fotos bei seinen Sachen gefunden hat?«, fragte Jirka. »Ich war davon ausgegangen, dass er die Bilder gemacht hat …«
»Vielleicht hat er einen Selbstauslöser benutzt«, sagte Magda.
»Na gut«, sagte Jirka, »wir haben allerlei absurde Verschwörungstheorien und eine Leiche …«
»Nein«, wandte Magda ein, »zwei Leichen. Wir haben noch die verkohlten Knochen von Irena Kafková. Das ist immerhin die Ehefrau von Rechtsanwalt Kafka.« Als sie Bendas fragenden Blick bemerkte, erzählte sie ihm von der Sache.
»Nähmaschinen?«, fragte Benda ratlos. »Hat sie denn ein Antiquitätengeschäft?«
»Gute Frage«, erwiderte Jirka, »es ist an der Zeit, dass wir uns mit Ota Nebeský kurzschließen. Er ist auf dem Weg zu Kafka. Ich denke, Ihre Informationen würden ihm bei der Befragung nützen.«
Magda wählte Otas Nummer. Es war besetzt. »Er telefoniert. Vermutlich mit Larissa. Ich schlage vor, Herr Benda und ich fahren zu Kafka. Ich habe auch ein paar Fragen an ihn.«
37
Raději zamlčíme, co jsme viděli.
Communauté des voyants.
Besser wir verschweigen, was wir sahen.
Communauté des voyants.
Agáta Abrhámová und Hermiona saßen in Valeskas Wohnzimmer und tranken Tee. Die Hausherrin war mit den anderen Teilnehmern beim morgendlichen Yoga im Übungsraum. Die alte Dame betrachtete das Mädchen aufmerksam. Ihm war von den dramatischen Ereignissen des Morgens nichts anzumerken. Ein seltsames Kind, dachte Agáta, aber innerlich musste es in ihm brodeln. Eine fast unglaubliche Beherrschung oder nur der Schock. Wahrscheinlich beides. In jedem Fall war es ein sehr tapferes Kind. Agáta hatte noch auf der Lichtung die Feuerwehr gerufen und gesagt, sie bringe das Mädchen zurück zu Valeskas Hof. Vor ein paar Minuten erst war der Inspektor gegangen, gar nicht glücklich über den Verlauf der Befragung. Agáta hatte ihm von dem vergangenen Abend nur von der verstorbenen Großmutter des Mädchens und ihrem Großvater erzählt, die Geschichte des alten Mannes hatte sie für sich behalten. Zum einen tat es ihrer Meinung nach erst mal nichts zur Sache, zum anderen sollte dieser arrogante Mensch selbst zusehen, wie er zu diesen Informationen kam. Hermiona hatte kaum etwas zu der Befragung beigesteuert. Auf alle Fragen des Inspektors hatte sie, wenn überhaupt, nur sehr einsilbig geantwortet. Die Kugel, die sie im Schuppen gefunden hatte, hatten sie auch nicht erwähnt.
»Er ist tot, nicht wahr?«, fragte Hermiona leise, während sie die Teetasse in ihren langen, schlanken Fingern drehte.
»Ich fürchte ja, mein Kind.« Sie legte mitfühlend die Hand auf Hermionas Arm. Die nervösen Hände wurden ruhig, sie stellte die Tasse ab.
Anders als damit konnte Agáta sich das Feuer
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