Reinen Herzens
superschnelle Reaktion ermöglichen würde, die nur wenig Sprengstoff benötigt. Man könnte damit sehr kleine, aber sehr wirksame Wasserstoffbomben bauen, in denen der zur Zündung notwendige Atomsprengkopf durch diese Substanz ersetzt würde. Man hätte sozusagen eine konventionelle Waffe mit sehr unkonventioneller Sprengkraft und extrem unkonventioneller Größe.«
»Und was soll das Wörtchen rot dabei?«, wollte Jirka Kratochvíl wissen, dem das Ganze hochgradig absurd vorkam, allerdings konnte er eine gewisse Faszination nicht abstreiten. Er mochte James-Bond-Filme.
»Keine Ahnung, vielleicht bezeichnet es nur die Farbe der Substanz.«
Magda schüttelte den Kopf. »Quecksilber-Antimon-Gemische sind nicht rot. Es müsste sich also um Quecksilbersulfid handeln, das ist ein rotes Pulver. Aber das läuft gemeinhin unter der Bezeichnung Cinnabarit und wird als Pigment verwendet, das als Farbe Zinnoberrot genannt wird. Das ist nichts Geheimnisvolles, im Gegenteil, es ist im Gegensatz zu fast allen anderen Quecksilberverbindungen noch nicht einmal giftig. Es könnte auch noch Quecksilberoxid sein, eine Variante davon ist rot-orange. Aber das ist wohl auch kaum Schmuggelware.« Sie lächelte boshaft. »Oder es sind gemahlene Ziegelsteine. Die wären auch rot.«
Benda ließ sich von ihrem Einwand nicht beirren. »Möglich ist auch, dass es sich bei dem Begriff ›rotes Quecksilber‹ um ein Codewort für Lithium-6 handelt. Das wiederum braucht man als einen Bestandteil des Fusionsbrennstoffes Lithium-6-Deuterid für die sogenannte Teller-Ulam-Bombe, auch Sacharows dritte Idee genannt. Dafür bräuchte man große Mengen Quecksilber. Das Endprodukt ist eine gelartige Substanz mit leuchtend roter Farbe.« Benda sah die beiden anderen fragend an. »Sie wissen, um was für eine Bombe …«
»Nein«, erwiderte Magda ebenso schnell wie energisch, sie hatte genug von diesen Spekulationen und Verschwörungstheorien, »und ich will es auch gar nicht wissen. Darum geht es auch überhaupt nicht. Wenn ich Sie richtig verstehe, versuchen Sie uns zu erklären, dass diese roten Rosen irgendeine Form von Quecksilber sein könnten, das für Bomben verwendet werden könnte, die die Welt noch nicht gesehen hat. Oder aber, dass an dieser Legende vom Philadelphia-Experiment doch was dran ist, oder dass es sich um diesen Yellowcake handelt …«
»Hm. Ja, so kann man das verkürzt ausdrücken.«
»… oder aber es könnte sein, dass es einfach nur rote Rosen sind und Ihre Freundin sich eine kleine Agentengeschichte zurechtgebastelt hat. Haben Sie das schon bedacht? Sie hat dieses Gespräch durch eine angelehnte Tür gehört, war aufgeregt, hatte Angst, dass man sie erwischen könnte. Da interpretiert man gerne mal wild drauflos. Vielleicht haben die Leute nur gescherzt …«
»Hm, ja, daran habe ich auch gedacht. Aber wenn Sie alles abziehen, was absurd oder unrealistisch klingt, so bleibt doch eines bestehen: Eva Urbanová ist tot. Wie erklären Sie sich das?«
»Vielleicht hat ein verschmähter Verehrer sie umgebracht …« Sie wusste, dass das ähnlich unsinnig war wie die Verschwörungstheorien, die Benda ihnen aufgetischt hatte.
»Und wieso hat der Typ, den ich am Tatort gesehen habe, mit Eisprojektilen auf sie geschossen?«
Magda setzte an, etwas zu erwidern, schwieg dann aber. Das konnte sie nicht erklären. »Wer ist der Typ überhaupt? Wissen Sie wenigstens das schon?«, fragte Jirka.
»Wegen der besonderen Projektile nehme ich an, dass es sich um Viktor Sorokin handelt. Oder wie er sich auch immer sonst noch nennt. Einer seiner Namen ist auch Martin Trojan …«
Magda stutzte. »Trojan? Warten Sie … heute Morgen kamen hier Fotos an, eine Freundin faxte sie aus Cheb. Sie schrieb auch etwas über einen Martin Trojan, wenn mich nicht alles täuscht … Ich habe sie hier.« Sie griff in ihre Kitteltasche, zog die Blätter heraus und reichte sie Felix Benda.
Er las Larissas Notiz und betrachtete die Fotos aufmerksam eines nach dem anderen, während sein Gesicht zunehmend blasser wurde. Schließlich lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Verdammter Mist.«
»Sie wissen, wer die Leute sind?«, wollte Magda wissen. Sein entsetzter Gesichtsausdruck beunruhigte sie.
Benda nickte. »Manche.« Er legte die Blätter auf den Tisch und deutete auf die verschiedenen Personen. »Oberst Kohout; Eva Urbanová; der Abgeordnete Roman Macek, der neuerdings im Geheimdienstausschuss sitzt
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