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Reinen Herzens

Reinen Herzens

Titel: Reinen Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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war dort hinter ihr ein Schatten gewesen? Hatte er ihn gesehen, den Mann in Schwarz? Er wusste es nicht. Jedenfalls hatte er niemanden bewusst wahrgenommen. »Was ist mit Eva? Wo ist sie?«, fragte er besorgt.
    »Gute Frage. Ich habe eben erst von dir erfahren, dass sie dort war. Keine Ahnung, wo sie jetzt ist. Als ich dort ankam, nur Minuten nach der Schießerei, wie es aussieht, war sie weg. Vermutlich ist sie weggelaufen.«
    »Sie kann doch nicht so schnell weggelaufen sein – die Straßen waren spiegelglatt, die Bürgersteige auch. Sie ist schwanger, Felix, im neunten Monat.«
    »Ich werde mich darum kümmern. Wie heißt sie, wo wohnt sie, wo arbeitet sie?«
    »Eva Urbanová, sie wohnt nur ein paar Straßen entfernt von mir, zwei Blocks oberhalb in der Querstraße. Sie ist Abteilungsleiterin im Innenministerium.«
    »Na klasse«, sagte Felix und seufzte. Das wurde ja immer schlimmer. Erst eine forensische Pathologin, jetzt eine Abteilungsleiterin aus dem Innenministerium. Konnte David sich nicht einfach mit einer Verkäuferin einlassen? »Welche Abteilung?«, fragte er.
    »Keine Ahnung, ich kannte sie ja so gut wie gar nicht. Und damals im Frühling habe ich mich nicht für ihre Biografie interessiert.«
    »Ich kriege es raus«, sagte Felix resigniert. Die Sonne schien durch das Fenster hinein, es war ein wundervoller Tag. Die Liste der Dinge, um die er sich kümmern musste, wurde länger und länger. Einen Moment lang fragte er sich wieder, ob er nicht alles abblasen sollte. Aber Skarlet hatte von Kalaschnikows und roten Rosen gesprochen. Der Zweck heiligt die Mittel, dachte er. Ich kriege das schon hin.
    »Wieso habe ich angebrochene Rippen«, fragte David, »und diesen Bluterguss?«
    »Der Arzt meinte, es sehe aus, als habe jemand versucht, dich wiederzubeleben. Vermutlich war das deine Freundin. Offenbar hattest du einen Herzstillstand. Sie hat dir das Leben gerettet.«
    »Sie ist Ärztin«, sagte David. Den Witz mit der Rechtsmedizin verkniff er sich.
    »Leichenschnipslerin«, erwiderte Felix und grinste, »wie gut, dass sie auch was von Notfallmedizin versteht – obwohl das nicht unbedingt in ihr Arbeitsgebiet fällt.«
    »Was hast du dort gewollt, Felix? Ich dachte, du bist Kryptologe …«
    »Hm, ja, so wie ich auch beim Finanzministerium bin.«
    »Ach – so ist das … und was machst du wirklich bei dem Verein?«
    »Als Kryptograf habe ich dort nach dem Studium angefangen, ich hatte keine Lust auf einen langweiligen Job bei einer Bank oder Versicherung. Und als Lehrer bin ich eine Niete, wie du weißt. Vor zwei Jahren habe ich die Abteilung gewechselt. Inzwischen kümmere ich mich um organisierte Kriminalität im weitesten Sinne. Unter anderem um rote Rosen.«
    David zog die Augenbrauen hoch und stieß einen langen Pfiff aus. »Interessant«, sagte er, »und was hat das mit mir zu tun?«
    »Ich dachte, du hättest vielleicht auch was mit diesen Blümchen zu schaffen?«
    David schüttelte den Kopf. »Nur Zigarettenmafia in letzter Zeit. Und das auch nur, weil die Idioten sich am helllichten Tag eine Schießerei am Bahnhof geliefert haben und tatsächlich einer von ihnen dabei erschossen wurde. Dieser Dreck geht mich sonst glücklicherweise nichts an.«
    »Und warum wollte man dich dann umbringen?«
    »Wieso man ? Eva hat auf mich geschossen.«
    »Möglich. Aber ich habe etwas gefunden, das nicht so recht dazu passen will.« Felix holte ein durchsichtiges Plastiktütchen aus der Innentasche seines Jacketts und hielt es ihm hin.
    David sah es verständnislos an. Nichts als ein Stück schwarzes Papier … im nächsten Moment entdeckte er einen kleinen Spiegelsplitter, der daran befestigt war. »Was zum Teufel ist das?«
    »Das, mein Lieber, hat der Chirurg in deiner Schusswunde gefunden. Es steckte im Schusskanal. Interessant, nicht wahr?«
    »Ein Splitter Glas? Aber wenn es ein Steckschuss war, wo ist dann das Projektil? Das wird ja wohl kaum rausgefallen sein …«
    »Ich habe noch etwas, was die Sache etwas klarer machen dürfte.« Er öffnete eine Kühlbox, die neben ihm auf dem Boden stand, zog einen weiteren durchsichtigen Plastikbeutel heraus und hielt ihn seinem noch immer verdutzten Freund hin.
    »Blábolils Kalender«, sagte David erstaunt. »Was steckt da drin?«
    »Ein Projektil.«
    Das war doch unmöglich, dachte David, während er ungläubig das weißlich-durchsichtige Etwas betrachtete, das im dicken Kalender des toten Alchemisten steckte, damit konnte man doch nicht schießen. »Aber das

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