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Reinen Herzens

Reinen Herzens

Titel: Reinen Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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des Chebský Denník gegangen, aber die Jandová ist die Freundin des frischgebackenen Abgeordneten. Auch wenn die zwei nach außen tun wie Katz und Hund. Schließlich hat die Gute eingesehen, dass sie auf diesem Weg nichts bewegen kann, und das Gerücht in die Welt gesetzt. Sie hat ein paar Familien bestochen, Kinderwagen abends und nachts auf der Straße stehen zu lassen – ohne, wohlgemerkt, ihnen zu sagen warum. Waren arme Leute, die haben nicht weiter nachgefragt, sondern haben sich über das Geld gefreut. Dann hat sie Beweise gefälscht. Autos fotografiert, die angeblich Kinder aufgesammelt haben. Dummerweise hat sie ein paar erwischt, die Freunden des Abgeordneten gehören. Und einmal sogar das neue Auto von der Jandová, das auf den Abgeordneten zugelassen ist. Jedenfalls hat es die Sache in die überregionale Presse geschafft. Plötzlich tauchten hier Journalisten aus aller Herren Länder auf. Ja, und dann kam raus, dass die Fotos gefälscht waren und sie die Familien bestochen hat und all das dumme Zeug. Sie ist bei der Organisation rausgeflogen und hat sich ein paar Anzeigen eingefangen, wegen Verleumdung und dem Fälschen von Beweismitteln und so. Das ist alles.«
    »Äh … wie meinen Sie das? Gab es denn eine Gerichtsverhandlung? Ich habe von all dem nie etwas gehört …«
    »Natürlich nicht. Dieser Teil der Geschichte hat es nie in die Presse geschafft. Der Inspektor, sein Schwager, ein Stadtrat, die Chefredakteurin und diverse andere haben dafür gesorgt, dass es fein säuberlich unter den sprichwörtlichen Teppich gekehrt wurde. Es ist ein Gerücht geblieben. Nichts weiter als eine weitere Verschwörungstheorie. Die erfreuen sich ja allgemeiner Beliebtheit. Die Journalisten sind alle mit nichts wieder nach Hause gefahren.«
    »Und diese Frau?«
    »Der ist die Sache nicht gut bekommen, fürchte ich. Sie ist vor ein paar Wochen bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Hat sich ungebremst um einen Baum gewickelt. Arme Seele. War eine Fanatikerin, aber das hatte sie nicht verdient.«
    »Sie meinen doch nicht etwa, dass jemand …«
    »Nein, nein, verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Das war einfach ein Unfall . Spiegelglatte Straße. Wahrscheinlich war sie durch den Wind wegen der ganzen Sache und hat nicht aufgepasst. Alkohol hatte sie auch getrunken, und nicht zu knapp.«
    »Hm. Ja. So was kann wohl passieren«, erwiderte Larissa mitfühlend. »Tragisch.« Sie schwieg eine Weile, dann wechselte sie das Thema. »Sagen Sie, ich habe gehört, dass auf irgendeiner Waldlichtung ein ausgebrannter Wagen gefunden wurde …«
    »Aha, Sie haben mit Gustav gesprochen, wie?« Er lachte. »Ja, völlig verkohlt, das Ding. Der Mottl und sein Jagdkumpel haben es gefunden. Unser Förster schätzt es gar nicht, wenn die Leute seinen Wald als Müllkippe missbrauchen. Die beiden Amateurdetektive haben den Schnee weggeputzt, und als sie feststellten, dass es ausgebrannt war, haben sie die Polizei gerufen.« Er seufzte. »Wäre alles nicht weiter tragisch, wenn der eine nicht Rechtsmediziner wäre und nicht in dem Wrack rumgestochert hätte. Langer Rede, kurzer Sinn, er hat Knochen gefunden, die er für menschliche hält, und sie nach Prag schicken lassen. Ich hoffe ja, der Mann täuscht sich … Aber das sähe ihm nicht ähnlich. Wenn der Tatarka sagt, es sind menschliche Knochen, dann ist es wohl so.« Er hielt an. »So, da wären wir, Madame. Schönen Aufenthalt noch. Gute Nacht …«
    Larissa schaltete ihr Diktiergerät aus und legte, zufrieden mit ihrer Ausbeute, Stift und Notizblock beiseite. Damit hatte sich die Sache, derentwegen sie hierhergekommen war, endgültig erledigt. Und wenn die Geschichte erstunken und erlogen sein sollte, die Wachtmeister Netušil ihr erzählt hatte, so war sie doch Grund genug, um sich nicht weiter damit zu beschäftigen. Und die Sache mit den verprügelten Touristen möglicherweise auch. Sie wollte jedenfalls dem netten Förster keine Schwierigkeiten machen. Es war zwar nicht recht, Leute zusammenzuschlagen, aber … nein, kein aber. Es war nur eine Vermutung des Polizisten, nichts weiter, und sie würde ihr nicht nachgehen. Punkt. Sie konnte also beruhigt nach Prag fahren. Fein. Andererseits war da der ausgebrannte Wagen mit den Knochen. Und den Nähmaschinen. Und die mysteriöse Sache mit diesem angeblich doch nicht verstorbenen Baby und der Frau, die es gesucht hatte. Sie würde mit dem Rechtsmediziner sprechen. Ein Ausflug nach Karlsbad war nicht zu verachten. Und dann war

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