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Reise in die arabische Haut

Reise in die arabische Haut

Titel: Reise in die arabische Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea M Ben Habibi
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dass ich für das kollektive Schlafen in freier Natur untauglich bin.

Elhamdulillah, ich lebe noch
     
    Ali Baba steuert heute die Hauptstadt an, um beim Sozialministerium  gewisse Unterlagen für seinen späteren Ruhestand zu besorgen.
    »Tunis?«, fragt Baba.
    »Takurdu«, rufe ich beschwingt und flitze in mein Zimmer, um mich entsprechend herzurichten.
    Mit meinem braunen Sommerkleid und dem bestickten beigen Schleier fühle ich mich innerlich sowie äußerlich als deutsche Tunesierin.
    Baba befiehlt mir, mich in den Knattermercedes zu setzen, der motorisch warmläuft. Ich krabbele auf die Rückbank, denn ich werde sicherlich nicht die Einzige sein, die mitfährt.
    Als die Tür hinter mir zuschlägt, setzt sich der Wagen ohne Fahrer in Bewegung und ruckelt gemächlich rückwärts auf den Dorfbrunnen zu. Panisch erstarre ich zu einer Salzsäule. Zwei Sekunden später kommt mein Lebenswille zutage. Ich schreie aus dem offenen Fenster um Hilfe. Einige Handwerker, die am Nachbargebäude ein Stockwerk anbauen, sehen, dass das Auto ohne Fahrer rückwärts rollt. Ein junger, gelenkiger Tagelöhner springt knappe zweieinhalb Meter in die Tiefe, landet auf einem Heuballen, schüttelt sich und läuft auf den Mercedes zu. Er reißt die Fahrertür auf, zwängt sich auf den Sitz und tritt auf die Bremse. Bums, der Mercedes streift den Brunnen und bleibt quietschend stehen. Wieder bin ich gerettet worden und lebe inzwischen mein siebtes Leben. Als Sechsjährige ertrank ich beinahe in den Fluten des Rheins. Hilfe erfolgte durch einen Rettungsring, den mir ein Aufseher der Wasserwacht zuwarf.
    Als Dreizehnjährige wurde ich vergewaltigt. Der Strolch hielt mir ein Messer an die Kehle. Befreit wurde ich seitens eines Pitbullterriers, der den Verbrecher anhand eines Beinbisses kampfunfähig machte.
    Es erübrigt sich, die drei Autos aufzuzählen, die Millimeter vor mir bremsten, als ich die Chaussee überquerte.
    Zu guter Letzt kamen Tabletten mit Alkohol zum Einsatz, die mich anstatt in den Himmel in einen tiefen Rausch beförderten.
    Die Krönung liefert heute der rückwärtsfahrende, führerlose Mercedes, den der beherzte Tunesier stoppte.
    Sieben zusätzliche Geburtstage in meinem Leben reichen aus, um mich keiner Gefahr mehr auszusetzen. Carpe diem, nutze den Tag und lebe ihn, als wäre er der Letzte. Ich habe zwar schon viele jüngste Tage gelebt, die aber zum Glück nicht die Letzten in meinem Dasein waren. Im Jenseits hätte ich mich selbstverständlich gefreut, den letzten Tag voll ausgekostet zu haben.
    »Shukran Monsieur. Barakallahufik«, bedanke ich mich herzlich bei meinem Retter und reiche ihm meine Hand.
    Ali Baba kommt angelaufen und brodelt vor Wut, weil sein gutes Stück am entfernten Brunnen parkt.
    Ich schnappe auf, dass Baba glaubt, der junge Mann wolle mich entführen. Nun beschreibt der hilfsbereite Tunesier umständlich den Unfallhergang. Ob wir heute noch nach Tunis kommen, ist ungewiss.
    Jamila trifft am Dorfbrunnen ein, um sich am tiefgründigen Gespräch zu beteiligen. Die Augen meines Lebensretters blinzeln zu Jamila, doch diese lässt die Blicke an sich abprallen.
    Nach einer halben Stunde glätten sich die Wogen. Die Männer verabschieden sich mit Küsschen rechts und links. Ali Baba fordert mich auf, vorne einzusteigen. Wir zwei sausen allein in den hohen Norden, in die Hauptstadt von Tunesien.
    Ich bedauere, dass die spaßige Jadda und die anderen nicht dabei sind. Das wird wahrlich ein seriöser Tag. Vor Baba habe ich hundertprozentigen Respekt. Ich weiß nicht, worüber ich mit ihm reden soll. Schweigend und unbehaglich sitze ich neben ihm und glotze starr aus der Windschutzscheibe. Trotz allem freue ich mich darauf, eine grünere Landschaft zu sehen als die sandige, trostlose Erde in der Sahelzone.
    Nachdem wir drei Mautstellen passiert haben, sichten wir Tunis. Uns empfängt der Uhrturm auf der Place de 7 Novembre 87. Ali konsultiert das Ministerium, währenddessen bleibe ich bei abgestelltem Motor im Auto sitzen. Ali regelt seine Sache relativ zügig, sodass wir uns relaxed der Stadt zuwenden können. Prinzipiell ähnelt Tunis dem früheren Kurfürstendamm in Berlin. Die ausgedehnte Straße wird von breiten Bürgersteigen eingefasst, auf denen sich viele Cafés, Restaurants und Läden befinden. Tudamm anstatt Kudamm.
    Ali lädt mich in ein kleines Café ein, weil ihm durstet. Im M. Mujâmla setzen wir uns mit einer Tasse frischen Minztee gemütlich auf niedrige Hocker unter einen

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