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Reise mit Hindernissen nach England und Schottland

Reise mit Hindernissen nach England und Schottland

Titel: Reise mit Hindernissen nach England und Schottland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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erblickte Jacques einen großen Raddampfer, der ihnen entgegengesaust kam; auf seinen Schaufelradtrommeln prangten in Messing die drei Beine des sizilianischen Wappens.
    Das ungewöhnlich schnelle Schiff stellte die Verbindung zwischen Liverpool und der Insel Man her; das Meer war zu diesem Zeitpunkt von unzähligen Schleppern übersät, die alle nach demselben Modell gebaut waren, mit einem Flaggenmast auf dem Vorschiff und einem hohen Schornstein; sie lauerten auf die Ankunft von Schiffen, die zwischen Liverpool und der ganzen Welt verkehren.
    Ein Aviso der königlichen Marine war mit dem Ausloten der Wassertiefe in den Fahrrinnen beschäftigt, von denen die Einfahrt in den Mersey durchzogen ist. Dieser breite und tiefe Fluß bildet den Hafen von Liverpool und beginnt sogleich majestätisch: Auf der linken Seite stehen riesengroße Bauwerke mit englischer Regelmäßigkeit in einer Linie, und zahlreiche Leuchtfeuer bestrahlen diesen Teil der Küste; rechter Hand liegt die Landzunge von Birkenhead mit ihrem Fort, dessen Kanonen die gesamte Reede hinwegfegen könnten. Der Hafen von Liverpool erstreckt sich zwischen dem Uferstreifen und der Landzunge, da, wo der Mersey in die Irische See mündet, und dringt sieben oder acht Meilen flußaufwärts ins Landesinnere vor.
    Die
Hamburg
fuhr bereits an den Granitmauern der Hafenbecken entlang, auf denen in dicken, schwarzen Lettern die Namen dieser gewaltigen Docks geschrieben standen, die weltweit unübertroffen sind. Vor dem Victoria-Turm angelangt, von dem die Haupteinfahrt verteidigt wird, warf das Schiff mitten im Mersey seinen Anker, denn die Tide erlaubte ihm nicht, in die Becken hineinzufahren.
    Jacques und Jonathan wußten nicht, wohin sie zuerst blicken sollten, um die tausend Einzelheiten dieses Schauspiels zu erfassen; es war zwei Uhr nachts, und da sie vor der Zollrevision nicht an Land gehen konnten, beschlossen sie, an Bord zu Abend zu essen, um keine Zeit zu verlieren. Sie gingen in den Salon hinunter und verzehrten diese letzte Mahlzeit in Gesellschaft von Kapitän Speedy, dem Ersten Offizier und dem Zollbeamten, einem überaus liebenswürdigen Menschen, an dem kein äußeres Zeichen verriet, welchem Handwerk er nachging. Er versprach den beiden Reisenden, sie schnell abzufertigen, ohne ihre Seekoffer allzu genau in Augenschein zu nehmen. Beim Nachtisch wurden von Jacques Trinksprüche auf den wackeren Schotten und sein Schiff ausgebracht; dann fielen überschwengliche Dankesworte, während man sich herzlich die Hände schüttelte; ein Boot, das schon seit geraumer Zeit längsseits wartete, nahm das Gepäck auf, und Jacques und Jonathan gingen an Bord, ein wenig bedrückt, die
Hamburg
zu verlassen, die sie nie wiedersehen würden.
    Das Boot fuhr zu einer in die Dockmauer gehauenen Steintreppe; die zu diesem Zeitpunkt gerade sehr starke Ebbe entblößte schlickige und rutschige Treppen, wodurch es recht schwierig wurde, wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen, und man mußte um die Koffer fürchten, die auf den Schultern eines Lastenträgers bedrohlich schwankten. Als sie den Quai endlich erklommen hatten, gelang es Jonathan, ihrem Führer verständlich zu machen, daß er ihnen einen Wagen beschaffen sollte; sie gingen zwischen den Hafenbecken hindurch, und an einem gegenüberliegenden Ausgang stand ein Cab bereit. Sie stiegen ein, händigten dem Lastenträger eine bestimmte Geldsumme aus, deren eigentlicher Wert ihnen mehr oder weniger unbekannt war, und ließen sich zu einem Hotel in der Nähe der Eisenbahnlinie nach Edinburgh bringen. Ihr Cabman hielt auf dem Platz von Saint George’s Hall, vor dem Queen’s Hotel.
    Nun mußte der Kutscher bezahlt werden, und das war ein heikles Unterfangen für Leute, die so wenig über den Preis einer Droschkenfahrt und den Wert der Geldstücke unterrichtet waren. Der für die Reisekasse zuständige Jonathan wurde nicht klug aus all diesen Silber-und Kupfermünzen,
crown, half-crown, two-shillings, six-pence, four-pence, three-pence
und
penny,
deren Beschriftung man auf den halb verwischten Vorder-und Rückseiten nicht entziffern konnte. Die Silber-und die Kupfermünzen sind in England viel weniger wert als in Frankreich; was den gängigen Wert betrifft, kann der
six-pence
übrigens als Entsprechung eines Fünfzigcentimestücks betrachtet werden; und den
shilling,
der einen Franc fünfundzwanzig wert ist, gibt man so leicht aus wie das Einfrancstück; dieses Verhältnis besteht im großen ganzen auf allen

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