Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reise nach Genf

Reise nach Genf

Titel: Reise nach Genf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
sie hastig, »das kann heißen, daß der Reporter, der Watermann fand und fotografierte, gar nicht der erste war. Der erste war vielleicht Paolo.«
    »Der Computer. Sie schulden mir immer noch eine Antwort. Warum haben Sie gedacht, daß Paolo den Hotelcomputer manipulierte? Warum?«
    »Haben Sie Zeit, eine etwas längere Erklärung durchzustehen? Ich meine, draußen ist es schon hell.«
    »Raus damit, Sie sind eine erfreuliche Informantin.«
    »Paolo und ich kabbelten uns immer spaßeshalber wegen der Finanzen. Ich warf ihm vor, er sei scharf auf mein Geld. Er sagte: Na klar! Und wie! Er sagte: Eines Tages kriege ich meine Chance, dann kehre ich zurück und ruiniere dich. Ich kaufe deine ganzen gottverdammten Hotels, ich kaufe dich! Ich glaube, er meinte das ernst. Ich glaube, er bekam seine Chance. Irgend etwas war mit dem Computer …«
    »Ach, du lieber Gott!«
    »Glauben Sie mir nicht?«
    »Doch, doch. Aber wenn er den Computer manipulierte, heißt das doch, daß er vermutlich tot ist.«
    »Ich glaube eher, daß das seine Chance war.«
    »Wie bitte?«
    »Überlegen Sie doch mal: Jemand sagt zu Paolo, er soll den Computer verändern, Namen austauschen, die Leute irreführen. Nehmen wir weiter an: Er hat einen Gast namens Watermann, und er weiß genau, daß dieser Watermann wichtig ist, vielleicht begreift er auch, daß dieser Watermann getötet werden soll. Er geht auf den Vorschlag ein, er bekommt dafür viel Geld. Ich nehme einmal an, ich wäre an Paolos Stelle. Wissen Sie, was ich tun würde?«
    »Nein, was?«
    »Ganz einfach: Ich würde mir vom Computer alles, was Watermann betrifft, seine Personalien, seine Bestellungen ins Zimmer, seine genaue Ankunft ausdrucken lassen. Ich würde mir eine komplette Gästeliste ausdrucken lassen. Dann würde ich die Datei ändern. Ich würde verschwinden und meinem Auftraggeber ganz einfach erklären: Ich habe deinen Befehl ausgeführt, aber ich habe gleichzeitig die richtigen Unterlagen bei mir. Ich bin der einzige Mensch auf der Welt, der im Besitz dieser bedeutenden Kleinigkeiten ist!«
    »War Paolo jemand, der auf so etwas gekommen wäre?«
    »Ja, unbedingt. Da ist noch etwas: Am Tag vor Watermanns Tod war Paolo in meinem Hotel im ›Le Richemond‹. Er wurde im zweiten Stock von einem Kellner gesehen, der Stein und Bein schwört, es sei hundertprozentig Paolo gewesen. Am Todestag Watermanns war Paolo erneut in meinem Hotel, wieder im zweiten Stock. Kommt Ihnen das wie eine Anhäufung von Zufällen vor?«
    »Mit anderen Worten glauben Sie: Paolo sollte als Werkzeug benutzt werden, hat seine Möglichkeit begriffen, den Spieß umgedreht? Er kann den Computer aber nur manipuliert haben, wenn er vom Supervisor der Anlage den Benutzernamen kannte und somit den Code zum Löschen.«
    »Ja, ja«, murmelte sie. Sie war weit weg, sie war erschöpft. Es wurde deutlich, daß sie sich schon oft in endlosen Grübeleien über diesen Paolo verloren hatte. Sie hatte wahrscheinlich doch mehr an ihm gehangen, als sie zugeben wollte. »Wissen Sie, ich hatte Jahre Zeit, herauszufinden, was ganz bestimmte Personen zum Zeitpunkt des Todes von Herrn Watermann taten. Wenn Paolo den Auftrag hatte, den Computer zu manipulieren, dann hatte er dazu auch die Möglichkeit. Den Code kannte nur der Supervisor der Anlage, und das war damals der Bürochef des Hotels, ein Mann, der inzwischen gegangen ist, nach Fernost, glaube ich. Auch er ist damals im ›Le Richemond‹ gesehen worden. Mit dem deutschen Agenten Gerber.« Sie lächelte verloren. »Ich will sagen: Paolo hatte die Möglichkeit, und er hatte garantiert jede nur mögliche Hilfe.«
    »Das klingt alles einleuchtend, aber jeder Beweis fehlt. Gerber und der Bürochef werden nicht aussagen. Wird Paolo etwas sagen?«
    »Mir schon«, sagte sie wütend, »mir schon.«
    »Wie war das, als Watermann tot war? Gingen da unter den Hotelbediensteten Gerüchte um?«
    »Es gab jede Menge Gerüchte, und es gab jede Menge Merkwürdiges. Zum Beispiel wurde Watermann am Tage vor seinem Tod, ziemlich genau um siebzehn Uhr dreißig, in der Halle des ›Beau Rivage‹ gesehen. Und zwar in Begleitung von zwei Männern, einer von ihnen ein Araber. Die, die sie sah, ist eine sogenannte ›Hotelprostituierte‹. Ich kenne die Frau, sie ist eine ehrliche Haut. Aber die Polizei behauptete später, sie könne diese Dame nicht finden. Ein Journalist fand sie dann innerhalb von wenigen Stunden. Sie wiederholte die Aussage, aber niemand nahm sie ernst.«
    »An dem

Weitere Kostenlose Bücher