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Reise nach Genf

Reise nach Genf

Titel: Reise nach Genf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Bewegungen davon und brachte ein anderes, diesmal rotes schnurloses Telefon.
    »Merke dir diese kleine Szene«, dozierte ich heiter. »Es ist erheiternd, meine journalistischen Landsleute wichtigtuerisch schreiben zu sehen: Der Computer aber sagte: Watermann hat telefoniert! Ha!«
    Ich rief Ascheburg vom »Express« in Köln an und hatte Glück, daß er noch in der Redaktion war. Er sagte gedehnt: »Das ist verdammt gut, daß Sie sich melden. Ich habe Zoff wegen dem Beitrag über Sie.«
    »Welcher Art?«
    »Ich bekomme merkwürdige Anrufe. Sie beziehen sich alle auf den von uns abgesprochenen Punkt: daß Sie Hilfe von Seiten ungenannter Behörden und möglicherweise sogar von Geheimdienstleuten haben. Ich kassierte inzwischen zwei Vorladungen bei einem Bundesermittlungsrichter. Ich muß morgen früh um acht Uhr antanzen. Er ist ein netter, höflicher Mann, aber er will, aufgescheucht vom Verfassungsschutz und vom BND, wissen, wer die Behörden sind, die Sie unterstützen. Was soll ich machen?«
    »Nichts«, sagte ich. »Ich bin verprügelt worden, ich soll mich raushalten. Sie brachen mir einen Finger …«
    »Moment mal, wie bitte? Kann ich das noch einschieben in die jetzige Ausgabe?«
    »Unzweckmäßig. An uns hängen dauernd irgendwelche Verfolger, wir hocken jetzt im ›Beau Rivage‹ in der Halle. Rufen Sie mich um … nein, halt, stop. Ich rufe Sie an. In der Redaktion. Morgen gegen Mittag.«
    »Okay«, er lachte unvermittelt etwas hilflos, und ich drückte die Austaste.
    Der Tangotänzer brachte die Getränke und kassierte das Telefon. Wir hockten da in Erwartung großer Dinge und waren überrascht, als es passierte.
    Jemand, der sehr groß und schlank, fast dürr war, kam mit einem Aktenköfferchen durch das Hauptportal direkt an die Rezeption, sah mich an, entdeckte uns und wisperte dann vertraulich mit dem Empfangschef. Dem gab er eine kleine weiße Karte. Der Empfangschef legte diese Karte auf ein Silbertablett und machte sich auf den Weg zu uns. Er verbeugte sich artig und sagte: »Wenn Madame und Monsieur gestatten. Der Herr dort«, er warf einen Blick auf die Visitenkarte, »Monsieur Ronald Greggson, möchte Sie sprechen.«
    Ich nahm die Karte. »Ronald Greggson«, stand da, »Medienberater«.
    »Gut«, nickte ich.
    Greggson bekam diskret ein Zeichen und eilte auf uns zu wie ein nervöser Versicherungsvertreter, der unbedingt einen Abschluß braucht.
    »Sie gestatten?« fragte er in tadellosem Deutsch.
    Minna nickte ihm huldvoll zu, und er nahm den Sessel zwischen uns.
    »Ich bin beauftragt, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen«, begann er. Er trug im Gesicht einen dieser Drei-Tage-Bärte, die gewisse Männer angeblich so männlich machen. Bei ihm wirkte es nur ungepflegt.
    »Wer will den Kontakt?« fragte ich.
    »Meine Firma«, sagte er. »Wir haben Niederlassungen in Zürich und München, wir arbeiten in dieser Sache für den amerikanischen Nachrichtensender CNN.«
    »Das wird nicht gehen«, sagte ich ruhig. »Ich habe exklusive Rechte vergeben. Jemand bezahlt die Recherchenarbeit.«
    »Da würde man sich sicher einigen können. Wie hoch ist die Vorfinanzierung?«
    »Zwanzigtausend«, log ich tapfer.
    Er nickte sehr langsam. »Kein Problem. Das würden wir sofort zurückzahlen. Wir bieten hunderttausend Dollar. Selbstverständlich für Film- und Fernsehrechte inklusive. Nach dem Schlüssel sechzig für Sie, vierzig für uns.«
    »Hunderttausend insgesamt?« fragte ich. »Wir sind zu zweit.«
    »Das sehe ich«, scherzte er. »Wir würden auch für Frau Tenhövel eine angemessene Regelung vorschlagen. Sagen wir vierzigtausend Dollar.«
    »Das ist sehr viel«, sagte ich lässig.
    »Ein gutes Angebot«, bestätigte er. »Ich habe die Verträge mitgebracht. Wenn Sie sich die einmal ansehen wollen, bitte sehr. Ich würde Ihnen hier auf der Stelle fünfundsiebzig Prozent bezahlen, also per Scheck fünfundsiebzigtausend Dollar.«
    »Und Sie bestimmen, was mit dem Material geschieht?«
    »Selbstverständlich, wir kaufen es ja«, lächelte er.
    »Oha«, sagte Minna.
    »Das mache ich nicht«, sagte ich. »Sagen Sie dem Interessenten, das sei mir zu schwammig.«
    »Aber wieso?« fragte er und wurde aufgeregt.
    »Weil dieses Material wesentlich mehr bietet, wenn man es nicht veröffentlicht«, gab ich zur Antwort. »Deshalb wollen Sie doch kaufen, oder?«
    Er war verwirrt, er sah von einem zum andern. »Ich verstehe nicht«, murmelte er.
    »Es ist ganz einfach«, belehrte ihn Minna. »Sie kaufen es, der Käufer nimmt

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