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Reise nach Genf

Reise nach Genf

Titel: Reise nach Genf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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doch meinen Sohn, das hält der nicht aus, er haut ab, er haut so schnell ab, wie sein Auto fährt. Und seine Kinder, Madonna, seine Kinder.«
    »Langsam, Peppo, langsam, wo ist er jetzt?«
    »Jetzt? Ich denke, in Garmisch. Er kauft ein. Kann auch sein, daß er in Weilheim ist. Ich weiß es nicht. Morgens ist er immer unterwegs. Ich sage dir, wenn du zu ihm hingehst, wird er sich umdrehen und verschwinden.«
    »Ich rede mit dir, damit wir gemeinsam überlegen können«, sagte ich ganz ruhig.
    »Wieso sind die Leute jetzt hinter ihm her? Wieso nach so langer Zeit?«
    »Gaetano hatte in Genf eine Freundin. Die hat angefangen zu reden.«
    »O ja, mein Gaetano und diese gottverdammten Weiber. Immer dasselbe! Ich sage immer: Er hat seinen Verstand im Schwanz, und dort ist kein Platz dafür!« Er überlegte, was er gesagt hatte, und grinste plötzlich bis über beide Ohren. Seine italienische Leichtigkeit brach sich Bahn. »Du mußt zugeben, daß Gaetano helle ist. Er ist nicht schlecht. Manchmal kapiert er schnell.«
    »Wahrscheinlich ist das so«, bestätigte ich. »Ich komme gleich wieder. Tu dir einen Gefallen: Sprich mit keinem darüber. Nicht mit deiner Frau und erst recht nicht mit Gaetano.«
    »Ich schweige«, sagte er. »Ist Watermann wirklich ermordet worden?«
    »Ich glaube ja.«
    »Also kennt Gaetano den Mörder?«
    »Muß er gar nicht. Es reicht, wenn er beweisen kann, daß der Mord geplant war.«
    Ich ging hinaus in die Sonne und schnurstracks zurück zu meinem Jeep. Die Straßen waren voller geworden, Autos waren in langen Schlangen aufgefahren, Touristen schoben sich schwitzend an Schaufenstern vorbei, in denen im wesentlichen nichts anderes angeboten wurde, als bei ihnen zu Hause.
    Minna hockte auf der vorderen Stoßstange. »Ich habe ihn«, sagte sie.
    »Ich auch. Wieviel Geld in welcher Währung brachte er mit?«
    »Du glaubst es nicht. Es waren zwei Koffer voll. Einskommasechs Millionen US-Dollar in bar. Er hat gesagt, es sei das Geld einer Gruppe von Landsleuten. Damit gaben sie sich zufrieden.«
    »Wie ist es gelaufen?«
    »Nun, zuerst habe ich die Nummer der ehemaligen Geliebten abgezogen, die er um ihr Gespartes gebracht hat.« Sie kicherte.
    »Du kannst dir nicht vorstellen, wie dieser Bankmensch reagierte. Er hat mir sogar angeboten, ein Hotelzimmer für mich zu buchen. Natürlich zum Sonderpreis. Falls mir abends langweilig ist, brauche ich ihn nur anzurufen. Wir gehen dann essen.«
    »Was hat er dir geraten? Wie sollst du an dein Geld kommen?«
    »Ich soll versuchen, friedlich mit Paolo zu sprechen. Er heißt übrigens Gaetano, Gaetano Clementi.«
    »Ich weiß.«
    »Erzähl, wie es bei dir war.«
    Ich berichtete ihr schnell und umfassend.
    »Wieso jagst du dem alten Mann Angst ein?« fragte sie vorwurfsvoll. »Wahrscheinlich ist doch gar niemand hinter Gaetano her.«
    »So naiv kannst du nicht sein«, erwiderte ich wütend. »Erinnerst du dich an mein Gespräch mit Emilio Vascetti, dem Padrone in Genf? Unter dessen Schutz konnte Gaetano das ganze Ding überhaupt durchziehen. Dann komme ich und fragte nach Gaetano. Glaubst du im Ernst, der Padrone wird schweigen wie ein Grab? Natürlich wird er nicht herausposaunen, daß sein Schützling Paolo alias Gaetano entdeckt wurde. Aber er wird etwas unternehmen. Er wird unter allen Umständen …«
    »… Gaetano anrufen«, sagte sie tonlos.
    »Na sicher«, nickte ich. »Gaetano weiß seit mindestens zwei Tagen, daß wir auf dem Weg zu ihm sind.«

ACHTES KAPITEL
    Wir schlenderten zu Peppo essen. Das Lokal war voll. Als er uns sah, winkte er sehr aufgeregt und kam uns entgegen. Er war einen Augenblick lang irritiert, daß ich eine Frau bei mir hatte, aber ich sagte schnell: »Eine Kollegin.« Er sah sie an und nickte und reichte ihr die Hand. Er sagte: »Gaetano ist in seinem Laden. Ich habe ihm noch nichts gesagt. Ich denke aber, daß es richtig ist, wenn er eine Weile untertaucht.«
    »Das könnte sein«, nickte ich. »Hat er eine Möglichkeit dazu?«
    »Wir haben einen kleinen italienischen Club hier, mit einer Hütte oben in den Bergen auf dem Weg zum Hennenkopf. Das ist bei Schloß Linderhof. Da könnte er untertauchen.«
    »Das wird nicht reichen«, sagte ich schnell.
    »Ich denke, wir buchen einen Flug«, sagte er augenzwinkernd.
    »Wir buchen einen Flug nach Sizilien, und ich bringe ihn hoch zur Hütte und tue so, als hätte ich ihn nach München zum Flughafen gebracht.«
    »Wer wird davon wissen?« fragte Minna schnell.
    »Niemand«,

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