Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reise nach Genf

Reise nach Genf

Titel: Reise nach Genf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
Jahren gesagt hatte.
    Ich zog mich also aus, hockte mich in die Badewanne, und sie duschte mich lauwarm ab. Dann legte ich mich auf das Bett. Wenig später kam sie aus dem Bad und legte sich neben mich. Sie war nackt, sie sah sehr hübsch aus, aber sie erregte mich nicht.
    »Laß uns Frieden schließen«, sagte ich. »Ich will erst wissen, wer Watermann erledigte.«
    »Oh«, sagte sie. »Ich hatte gar nicht vor, mich mit dir zu streiten.«
    Dann grinsten wir uns friedlich an, und irgendwann schlief ich ein.

NEUNTES KAPITEL
    Am Morgen wachte ich auf, hatte zehn Stunden geschlafen und war allein. Ich hörte sie im Bad singen, ausgerechnet »Dirty Old Town«. Ich rief erneut den Express in Köln an, vielleicht hatte ich Glück. Ich hatte.
    Ascheburg sagte: »Es gibt kein brauchbares Foto von Gerber. Er hat gerichtlich durchgesetzt, daß alle Fotos, die wir von ihm veröffentlichen, geschwärzt werden müssen. Angeblich weil er im hochsicherheitspolitischen Bereich arbeitet. Es lebe die Demokratie. Was ist bei Ihnen passiert?«
    »Eine Menge.«
    Ich berichtete kurz und sachlich und riet ihm: »Sie sollten vielleicht morgen noch einmal einsteigen. Wenn Sie ausschließlich schildern, was uns bisher widerfahren ist, müßte das ausreichen, sogar vereiste Brontosaurier zum Leben zu erwecken.«
    »Ich habe dabei ein schlechtes Gefühl«, erwiderte er. »Die beiden Jungen, die Ihnen mit dem Wohnmobil folgten, mögen noch so etwas wie eine harmlose Eskorte gewesen sein, um herauszufinden, was Sie vorhaben. Aber wenn Gerber begreift, daß Sie über Gaetano, sprich Paolo, auf seiner Spur sind, wird es brenzlig. Im Fall Gaetano stecken sogar die Leute von der Mafia mit drin. Die sind auch nicht zu unterschätzen.«
    »Ist inzwischen recherchiert worden, wer außer dem Verein und dieser Firma die Akten des Falles besitzt?«
    »Ja, da sind ein paar Adressen hinzugekommen. Diese Akten dürfen nicht kopiert werden, sind Verschlußsache. Es existieren aber mindestens zehn Kopien von jedem gottverdammten Schriftstück, das sich in den Akten befindet. Es ist grotesk, es ist so, als sei Geheimhaltung nur etwas für das niedere Volk. Machen Sie es gut und melden Sie sich.«
    Sie kam nackt und hübsch aus dem Bad, sagte nicht sonderlich entsetzt: »Oh. Guten Morgen«, wickelte sich in ein großes Handtuch und setzte sich in einen Sessel. »Was ist, wenn Watermann diesen Rohloff wirklich getroffen hat, wenn der wirklich existiert?«
    »Es ist sehr unwahrscheinlich, daß der existiert. Nicht, weil das nicht so sein kann, sondern weil Watermann das in sein Notizbuch eintrug. Watermann schrieb niemals ein Tagebuch – warum machte er das jetzt? Rohloff kann kein entlastendes Material angeboten haben, denn das gab es nicht.«
    »Gut, Watermann hat also normalerweise niemals Tagebuch geführt, er hat es in diesem Fall aber getan. Wie willst du denn diese Eintragungen begründen, wenn es Mord war?«
    »Das ist sehr einfach. Versetz dich in die Rolle des Mörders oder des Auftraggebers. Der will der Öffentlichkeit vorspielen, es sei ein besonders raffinierter Selbstmord gewesen …«
    »… das erklärt aber doch nicht diese Eintragungen, die ja zweifelsfrei von Watermann stammen«, sagte sie ungeduldig.
    »Warte es ab. Ich locke ihn also nach Genf und verspreche ihm, ihn samt der Familie aus diesem Schlamassel herauszuholen. Dazu muß ich ihm klarmachen, daß er das Spiel mit dem nicht existierenden Rohloff mitspielt. Ich schreibe ihm also diese Eintragungen vor, ich diktiere sie ihm.«
    »Aber, wie kann ich ihm das Heil versprechen und ihn gleichzeitig dazu bringen, acht Medikamente in tödlichen Dosen zu schlucken? Das paßt alles vorne und hinten nicht.«
    »Das paßt alles, das paßt sogar prima. Selbstverständlich werden die Mörder ihm nicht geraten haben, acht Medikamente auf einmal zu schlucken. Erinnere dich: Ein Teil der Medikamente war verdaut, als er starb, ein anderer Teil nicht. Wenn wir bedenken, daß seine Mörder längere Zeit, vielleicht sogar zwei- oder dreimal mit ihm zusammengetroffen sind, dann konnten sie ihn langsam schläfrig machen. Sie konnten den wesentlichsten Teil der Medikamente aufgelöst in Kaffee geben, oder? Ganz zum Schluß sagen sie: Nimm diese vier Tabletten, du wirst stundenlang schlafen. Wir besorgen einen Krankenwagen und schaffen dich raus. Anders geht es nicht, unten warten die Pressefritzen. Leuchtet das ein?«
    Sie bekam runde Augen, sie erwiderte nichts, sie hauchte nur:
    »O ja!«
    »Die ganze

Weitere Kostenlose Bücher