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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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einmal gestattet, normale Besorgnis zu zeigen, Besorgnis um seine Partnerin; nur Information über einen Unfall von Mannschaftskameraden war gefragt! Er ging in die Kuppel und stellte sich neben die bewußtlose Frau. Noch vor ein paar Tagen war sie nichts als ein Mannschaftsmitglied gewesen, und in der Mannschaft hatten sie alle erwartet, daß er sich mit Ramie anfreunden würde. Doch dann hatte sich Gilmerrit plötzlich aus der Mannschaft erhoben und war zu einem Teil seiner privaten Welt geworden, war für seinen Blick sehr deutlich geworden und zum Mittelpunkt seines Lebens vorgedrungen. Er sah mit einer seltsamen Mischung von Zärtlichkeit und Besorgtheit auf sie herab.

    Diese Frau ist meine Gefährtin, meine Partnerin, wir haben uns festgelegt und wollen unser Leben gemeinsam verbringen, alles teilen, unsere Körper, unsere Liebe, und doch… und doch…

    Im Augenblick jedoch konnte sie für ihn nichts anderes sein als der Schlüssel zu dem Geheimnis, das hinter dem Tod seiner Mannschaftskameraden stand. Er preßte sich die Hände gegen den Kopf und wünschte sich, er könne irgendwie Klarheit in seine verwirrten Gedanken bringen.

    Im Schiff herrscht Verwirrung und Chaos, und ich mache mir Gedanken übermein eigenes persönliches Liebesleben?

    Gilmerrit rührte sich in ihren Kissen, und er lehnte sich nach vorn und ergriff ihre unbandagierte Hand. Sie öffnete ihre grünen Augen, die vor Schmerz verdunkelt waren.
    „Gildoran?“ flüsterte sie, und er sah, wie sie sich in der Kuppel umschaute, um sich in Raum und Zeit zu orientieren.
    „Ich bin hier, Merrit. Wie geht es dir jetzt?“ Er sah, wie der Schmerz ihr Gesicht überflog. „Meine Hand.
    Ich habe Schmerzen. Schreckliche Schmerzen. Die Kinder –
    wie geht es den Kindern? Ich habe Gilmarina schreien gehört…“
    „Gilmarinas Fuß geht es genauso wie deiner Hand. Giltaro muß sofort tot gewesen sein“, sagte er und sah, wie ihr Gesicht vor Kummer zusammenfiel. „Der Puhbär ist heute abend gestorben.“
    Ihre freie Hand verkrampfte sich in seiner, aber sie schluchzte nicht.
    „Merrit – Liebling, kannst du uns sagen, was passiert ist?“ Sie schüttelte langsam den Kopf. „Ich bin nicht sicher“, sagte sie, und er sah, wie es in ihrem Gesicht zuckte, als erinnere sie sich an etwas. „Die Kinder haben Blumen gepflückt, und eine von den Blumen… hat sie verbrannt? Hat mich verbrannt? Da war eine Art Licht – nein, ich habe nichts gesehen. Aber die Pflanze… sie hat geschrien. Sie hat wie Gilmarina geschrien und nach mir geschlagen. Und dann… dann weiß ich nichts mehr, außer daß der Puhbär über mich gefallen ist, und ich habe etwas wie verbranntes Fleisch gerochen.“ Sie runzelte die Stirn und fügte verwirrt noch hinzu: „Das muß meine verbrannte Hand gewesen sein, und dann habe ich dich, glaube ich, ein- oder zweimal rufen hören… an mehr erinnere ich mich nicht.“

    Ihre Augen schlossen sich langsam wieder.

    Die Pflanze – sie hat geschrien?

    Die Pflanzen stellten also die Gefahr dar. Es wurde Gildoran klar, daß er das, ohne es zu wissen, die ganze Zeit schon vermutet hatte. Gilhart war in einer Gruppe von Tassenpflanzen umgekommen. Gilharrad ebenso. Hatte das tragbare Sonargerät sie irgendwie verängstigt? Aber Pflanzen, die verbrennende Strahlen ausschicken konnten? Wie?
    Verdammt noch mal, wie?
    Gilmerrits Augen gingen wieder auf.
    „Werde ich meine Hand gebrauchen können?“ Gildoran sah Gilnosta an. Die Ärztin sagte ehrlich: „Es ist noch zu früh, um das sagen zu können. Wenn wir dich ein Jahr lang entbehren können, damit du dir in einem Regenerationstank eine neue wachsen lassen kannst – ja, auf jeden Fall. Bis es aber soweit ist, Merrit – nein, ich glaube nicht. Unsere Mannschaft ist zu knapp an Leuten – verzeih mir, meine Liebe
    –, um dich ein Jahr lang freizustellen.“
    Die Frau drückte ihre Augen fest zu. Die Finger ihrer unverletzten Hand klammerten sich krampfhaft an Gildoran fest, aber sie beschwerte sich mit keinem Wort. Auch er wußte nichts zu sagen. Unter den gegebenen Umständen konnten sie Gilmerrit nicht entbehren. Ob mit oder ohne Hände – sie brauchten ihren Verstand, ihre Intelligenz, ihre lenkende Kraft in den Biologie-Labors. Gildoran faßte voller Ingrimm das Wissen ins Auge, daß es vielleicht sehr lange dauern konnte, bis sie es sich leisten konnten, Gilmerrit für das Jahr zu beurlauben, das sie brauchen würde, um sich im Regenerationstank einen Ersatz für die Hand

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