Reise til helvete
Erzählung entspannt hatte. Thor konnte ihn beruhigen. Das war nicht zum ersten Mal passiert. Er öffnete die Augen und blickte seinen Partner dankbar an.
„Geht’s wieder?“
Dylan nickte, und als er sich aufrichtete, fiel ihm auf, dass Thor den Rucksack dabei hatte.
„Ich habe mir deine Tasche noch mal genau angesehen“, verkündete er daraufhin. „Du hattest einen Kamm und Zahnseide mit …“ Er griff in den Rucksack und holte die aufgezählten Gegenstände hervor. „Und dein Kajal war gar nicht so aufgeweicht, wie du annahmst.“
Wie aus dem Nichts zauberte Thor den schwarzen Schminkstift hervor. „Ich habe ihn mit meinem Messer angespitzt. Vielleicht kannst du ihn noch benutzen.“
„Du hast …?“ Dylan kam zum Sitzen und konnte vor Erstaunen zuerst keine weiteren Worte fassen. Ungläubig nahm er den Stift in die Hände, doch er zögerte.
„Mein Haar ist ungestylt, mir wuchert dieser dämliche Bart im Gesicht. Ich glaube kaum, dass mir ein Lidstrich stehen wird.“ Er seufzte abermals. „Zudem fehlt ein Spiegel.“
Enttäuschung machte sich breit. Dylan knetete auf dem Stift herum und konnte sich an Thors Bemühungen nicht erfreuen.
„Versuch’s hiermit.“ Thor reichte ihm das Messer, dessen Klinge einladend glänzte.
Dylan zögerte weiterhin. „Ich weiß nicht, ob ich mich überhaupt sehen möchte.“
„Nur die Augenpartie.“ Thor zwinkerte ihm ermunternd zu.
Ein Lächeln huschte über Dylans Gesicht, nur kurz, dann ergriff er das Messer und hielt es sich vor die Augen. Sie sahen müde aus, verloren und leer. Trotzdem setzte er die Spitze des Kajalstiftes auf seine Unterlider und zog sie vorsichtig nach. Erst unentschlossen, dann mutiger, bis seine Augen tiefschwarz umrandet waren. Als er mit seiner Arbeit fertig war, setzte er den Stift erleichtert ab. Er fühlte sich besser. Vielleicht nicht attraktiver, aber immerhin verstanden.
„Danke“, entwich es ihm leise, wobei er Thors Hand ergriff und sie liebevoll drückte.
Tony überkam ein ungutes Gefühl, als er die Dose mit dem Antibiotikum nahm und registrierte, dass sich der Vorrat dem Ende zuneigte. Mehrmals am Tag hatte er Erik mit den Tabletten versorgt und auch Dylan benötigte sie dringend. Nun war nur noch eine geringe Anzahl über.
„Zeit für dein Medikament.“
Er ließ sich seine Sorgen nicht anmerken und nahm eine Tablette in die Hand. Vorsichtig stützte er seinen Freund und half ihm, das Glas Wasser zu greifen.
„Schon wieder?“ Erik stöhnte genervt.
„Du weißt, dass es wichtig ist …“
„Mein Magen verträgt das nicht. Mir ist schon ganz schlecht davon.“ Erik sah die weiße, dicke Tablette naserümpfend an.
„Vorher war dir auch schlecht, also nimm sie!“
Tony hatte keine Nachsicht, obwohl es ihm missfiel, seinen Partner bewusst zu quälen. Aber er war auch froh, dass Erik die Tablette einnahm und sie nicht erbrach. Trotzdem bemerkte er, wie Eriks Leib unter der Anstrengung litt. Jeder seiner Muskeln zitterte. Kaum hatte er etwas Wasser getrunken, fiel er zurück. Das Fieber sank nur zögernd. Tony bemerkte, wie sich kleine Schweißtropfen an Eriks Schläfen bildeten und langsam in sein schwarzes Haar glitten.
„Bevor ich sterbe, muss ich dir noch etwas sagen.“
„Was soll das Erik?“, mahnte Tony. Er stellte die Tabletten zur Seite und füllte Wasser nach. „Du wirst nicht sterben. Die Tabletten verhindern das und ich bin mir sicher, dass ganz bald Hilfe kommt.“
Erik lächelte sanft, offensichtlich glaubte er an keine Rettung mehr.
„Ich muss dir trotzdem etwas gestehen.“ Das Lächeln schwand. Sein spitzes Gesicht fiel von Tag zu Tag mehr in sich zusammen.
„Und?“ Tony strich über seine Stirn.
„Auf dem Schiff, als du mit Thor die Ausflüge gebucht hattest, in der Zwischenzeit …“
Tony drehte seinen Kopf sofort zur Seite. Seine Hand glitt von Eriks Stirn hinab auf dessen Mund. „Sprich nicht weiter!“
„Aber …“ Ein bedrücktes Schweigen stellte sich ein, bis Erik die erschreckende Erkenntnis erlangte. „Du weißt es?“
Tony zögerte mit der Antwort. Er konnte den Blickkontakt schwer wieder aufnehmen, doch dann sahen sie sich an. „Ich bin nicht ganz so blöd, wie ihr denkt.“
Erik gab einen schwerfälligen Laut von sich. Er klang verzweifelt und beschämt. Hatte er nicht immer Ehrlichkeit gefordert? War ihm Aufrichtigkeit nicht wichtig gewesen? Hatten sie sich nicht geschworen, immer offene Worte zu finden? Und nun? Wie unrühmlich hatte er sich selbst
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