Reise til helvete
doch er spürte, dass etwas geschehen war.
„Erik … hat wieder gespuckt.“ Tony war außer sich. Mit einer flackernden Taschenlampe leuchtete er in den Eimer hinein. „Ist das Blut? Sieh es dir an! Ist das Blut?“
Dylan riskierte nur einen kurzen Blick, aber der reichte aus.
„Das hat nichts zu sagen.“
„Es ist Blut, ja?“ Tony sackte förmlich in sich zusammen. „Oh, nein …“
Wie von Sinnen starrte er in den Eimer.
„Das muss nicht schlimm sein“, versuchte es Dylan noch einmal. Er dachte angestrengt nach, obwohl ihn die Neuigkeit lähmte. „Erik hat einen empfindlichen Magen, das wissen wir … Es wird eine Magenentzündung sein oder so was … Hatte er doch erst letztens.“
„Es ist Blut!“ Tony keuchte aufgeregt, trotzdem versuchte er, so leise wie möglich zu sein. Unsicher drehte er sich dem Zelt zu. „Was mach ich denn jetzt, was mach ich denn bloß?“
„Auf jeden Fall nicht durchdrehen!“
Unglaublich, dass er selbst einmal einen Rat dieser Art aussprechen musste. Er riss den Eimer an sich.
„Geh zu ihm, beruhige ihn, bette seinen Oberkörper hoch … Gib ihm eine der Reisetabletten gegen Übelkeit. Vorläufig kein Antibiotikum mehr.“
Tonys Augen waren weit und flehend. „Meinst du, das hilft?“
„Das weiß ich nicht!“ Dylan kämpfte mit den Gefühlen. „Nun geh endlich!“
Tony nickte verstört, dann verschwand er wieder im Zelt.
Dylan schleppte sich zum Strand, doch auf seinem Weg dorthin, bemerkte er, wie die Wut in ihm überhandnahm. Diesmal konnte er sie nicht mehr stoppen.
Kontinuierlich strömten die Wellen ans Ufer, wurden kleiner und verliefen sich im Sand. Dylan stellte sich vor, dass eine große Welle kommen und ihn ins Meer reißen könnte. Wahrscheinlich würde er sich nicht dagegen wehren. Vielmehr hätte er sich mitreißen lassen, lautlos und ohne Willen zu überleben.
Doch die Resignation war der letzte Weg, den er eigentlich nicht wählen wollte. Nicht jetzt und auch nicht in naher Zukunft. Er war ein Kämpfer, vielleicht nicht immer erfolgreich, doch zäh und stark.
Vor seinen Augen liefen Bilder ab, die ihm verdeutlichten, was er in seinem Leben alles erreicht hatte. Es war nie sinnlos zu kämpfen. Sein Weg war steinig gewesen, doch im Endeffekt bedeutend.
Und all dies sollte ihm genommen werden? Von wem und warum?
Während das Wasser seine Füße schäumend umspülte und sie ein wenig im Sand versackten, blickte er auf in den Himmel.
Sterne leuchteten beruhigend und der Mond zeichnete glitzernde Kristalle auf die Wasseroberfläche. Es war kaum vorstellbar, dass hier, auf diesem winzigen Atoll, sein Ende kommen sollte. Das konnte nicht möglich sein. Dylan schluckte trocken. Er ging in die Knie, woraufhin auch sein Unterleib sandig und nass wurde. Inzwischen kümmerte ihn der Dreck nur noch beiläufig.
„Weißt du, ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, ob es dich gibt oder nicht, ob es sinnvoll ist, an etwas zu glauben, das man nicht sieht, nicht hört … Ich habe schlechte Zeiten erlebt und war sicher nicht unschuldig daran … Aber wenn es dich geben sollte, dann frage ich mich wirklich, warum du uns bestrafst. Was haben wir getan? Was haben wir verbrochen?“ Eine Träne löste sich. Er bedeckte seine Lider mit der Hand und seine Zähne bohrten sich fest in die trockene Unterlippe. Er wollte sich nicht zeigen, wie ein flennendes Kind, wie eine hilflose Kreatur … Ob Gott oder nicht, die Blöße wollte er sich nicht geben. Er dachte an Thor. Hätte der toleriert, dass Dylan um Verzeihung bat? Dass er hier niederkniete und betete … zu wem auch immer?
Wie erwartet erhielt er keine Antwort auf seine Fragen.
„Na schön, dann nicht …“
Er kam wieder auf die Beine. „Ich scheiß auf dich und deine Hilfe …“
Diese Worte taten gut und wirkten befreiend. Plötzlich schlich sich ein Lächeln auf sein lädiertes Gesicht. „Hörst du? Ich kann auf dich verzichten. Wir können auf dich verzichten!“
Seine Stimme hob sich merklich.
„Du warst nie da! Du wirst nie da sein, immerhin weiß ich das jetzt!“
Er ging weiter vor und spülte den Eimer im Wasser aus. Die blutige Flüssigkeit verschwand in der Schwärze der See. War das vielleicht ein Opfer? Dylan lachte mutiger.
„Mehr bekommst du nicht von uns! Mehr nicht!“
Er betrachtete den Horizont, an dem sich der helle Mond unbekümmert im Wasser spiegelte.
„Thor hat recht, mit dem was er sagt. Wir brauchen keinen Gott. Der Gott in uns selbst ist viel
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