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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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drängte das Schiff noch weiter zur Küste hin. Außer daß Harry Markel fürchtete, dabei zuletzt aufzulaufen, wollte er sich auf keinen Fall weiter nach Norden dem Irischen Meer zu tragen lassen. Strandete der »Alert« aber nahe der Küste, so verschlimmerte das, obgleich er gewiß ohne Mühe wieder flott gemacht werden konnte, die Lage der Flüchtlinge sehr ernstlich, denn diese hätten dann ans Land gehen müssen, während die Polizei die Umgebung von Queenstown und Cork gewiß noch nach ihnen absuchte.
    Außerdem befanden sich in Sicht des »Alert« noch viele – vielleicht hundert – Segelschiffe, die den Hafen jetzt nicht erreichen konnten. Wie sie heute Abend dalagen, würden sie auch am nächsten Morgen daliegen, da die meisten vor Anker gegangen waren, um der Flut in den Nachtstunden widerstehen zu können.
    Gegen zehn Uhr war der Dreimaster nur noch eine halbe Seemeile von der Küste entfernt und dabei ein wenig nach Westen bis gegenüber Roberts-Cove getrieben worden.
    Harry Markel hielt es nun für dringend nötig, einen Anker fallen zu lassen, und er rief deshalb seine Leute zusammen.
     

    Es schien, als ob sie den »Alert« mit besonderer Aufmerksamkeit beobachteten. (S. 118.)
     
    Als Louis Clodion, Roger Hinsdale und die anderen das hörten, kamen sie sofort herbeigelaufen.
    »Sie wollen vor Anker gehen, Herr Kapitän? fragte Tony Renault.
    – Ja… sogleich, antwortete Harry Markel. Die Flutströmung wird stärker, wir liegen zu nahe am Ufer und ich befürchte, daß wir stranden könnten.
    – Danach rechnen Sie also nicht darauf, daß sich bald etwas Wind erhöbe? bemerkte Roger Hinsdale.
    – Dazu ist keine Aussicht.
    – Das fängt allmählich an, ärgerlich zu werden, ließ sich Niels Harboe vernehmen.
    – Ja, recht ärgerlich.
    – Auf dem offenen Meere wäre es immerhin eher möglich, daß Wind aufspränge, sagte Magnus Anders.
    – Gewiß, und wir werden auch bereit sein, ihn uns zu nutze zu machen, denn der ›Alert‹ wird nur vor einem Anker liegen, antwortete Harry Markel.
    – O, dann teilen Sie uns das wohl mit, Herr Kapitän, damit wir beim Aufwinden mit zufassen können? fragte Tony Renault.
    – Gewiß, das versprech’ ich Ihnen.
    – Ja, ja, Sie sollen schon rechtzeitig geweckt werden!« murmelte John Carpenter ironisch.
    Eine Viertelmeile von der Küste, die hier eine mehr westlich hinausragende Landspitze zeigte, sollte das Schiff nun festgelegt werden. Als dann der Anker den Grund gefaßt und seine Kette sich angespannt hatte, lag der »Alert« mit dem Hintersteven nach dem Lande zu.
    Nachdem die Passagiere diesen Vorgang beobachtet hatten, zogen sie sich in ihre Kabinen zurück, wo alle bald tief in Schlummer fielen.
    Was würde nun Harry Markel tun?… Würde er sich dem Verlangen seiner Leute fügen? Sollte das Gemetzel noch diese Nacht vor sich gehen oder erschien es wirklich nicht klüger, dazu günstigere Verhältnisse abzuwarten?
    Gewiß, in erster Linie, weil der »Alert«, statt auf den Gewässern von Roberts-Cove so vereinsamt zu liegen wie in der Farmarbucht, sich hier inmitten zahlreicher Fahrzeuge befand, die die Windstille am westlichen Eingange des Sankt-Georgskanals festhielt. Die meisten hatten, ebenso wie der »Alert«, einen Anker ausgeworfen, um sich gegen die nach der Küste zu laufende Flut zu halten. Zwei oder drei lagen von dem Dreimaster übrigens kaum eine halbe Kabellänge weit entfernt. Wie hätte man es da wagen können, die Passagiere über Bord zu werfen?… Wenn es auch leicht war, sie im Schlafe zu überfallen, so konnten sie doch recht wohl versuchen, sich zu verteidigen und um Hilfe zu rufen, und dann mußten ihre Rufe von den Wachtposten auf den nächsten Schiffen jedenfalls gehört werden.
    Alles das stellte Harry Markel eindringlich John Carpenter, Corty und den übrigen elenden Gesellen vor, die es so eilig hatten, der Sache ein Ende zu machen, und diese mußten wohl oder übel nachgeben. Wäre der »Alert« freilich fünf bis sechs Seemeilen weit draußen gewesen, so hätten Horatio Patterson und die jungen Preisträger von der Antilian School heute unzweifelhaft ihr letzte Nacht erlebt.
    Schon um fünf Uhr am nächsten Morgen schlenderten Louis Clodion, Roger Hinsdale und ihre Kameraden auf dem Deck umher, während der weniger ungeduldige und minder lebhafte Herr Patterson sich noch gravitätisch in seiner Kabine zu tun machte.
    Weder Harry Markel noch der Obersteuermann war schon aufgestanden. Ihre gestrige Unterredung hatte sich

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