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Reiterhof Birkenhain 01 - Aufregung im Stall

Titel: Reiterhof Birkenhain 01 - Aufregung im Stall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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übersehen.
    Geräuschlos drückte Conny die Klinke herunter. Selbstverständlich galt das Stallverbot nicht für die Pflegemädchen.
    Conny öffnete die Tür einen schmalen Spalt, sodass sie gerade noch durchschlüpfen konnte. Himmlische Ruhe empfing sie; das erste Mal an diesem Tag.
    »Wo ist denn Jule?«, fragte Conny in die gähnend leere Stallgasse, »joggt sie um die Weiden, um ihren Frust abzubauen?«
    Conny nahm an, dass ihre Frage nicht sinnlos ins Leere ging. Sie konnte schwören, dass in jeder Box ganz hinten ein Pflegemädchen bei seinem Pferdefreund hockte. Rocky hob interessiert den Kopf, als er Connys Stimme hörte. Leise grummelnd bewegte der Traber sich einen Schritt zur Seite, um Conny Platz zu machen. Er schien fest damit zu rechnen, dass sie ein paar Leckerli herausrücken würde!
    »Unten am Lottbach, wenn du mich fragst«, gab jemand mit Verzögerung Auskunft. »Sicher mit Sally.«
    Die Geisterstimme kam hinten aus Nappos Box und gehörte Theresa. Auch sie genoss die Mittagsruhe, zusammen mit ihrem Haflinger.
    Conny ging die Stallgasse hinunter, nicht ohne kurz bei Rocky anzuhalten. Geschickt schob sie ihm ein Leckerli zwischen die Lippen. Keine Spur von Herrn Jensen, sonst hätte sie sich nicht getraut. Füttern zwischen den Mahlzeiten war verboten. Jedenfalls, wenn es auffiel. Die anderen Pferde wurden sofort neidisch und schlugen mit den Hufen gegen die Boxenwände.
    Conny trat nach draußen. Suchend glitt ihr Blick über die Weiden. Am Ende, unter der großen Hainbuche, machte sie zwei dunkle Punkte aus. Conny freute sich schon diebisch auf Jules ungläubiges Gesicht, wenn sie ihr von den neuen Pferden erzählen würde. Also nichts wie hin.
    Jule hatte sich gleich nach dem Füttern auf ihren Lieblingsplatz zurückgezogen. Nach der verdorbenen Quadrille musste sie allein sein. Allein mit Sally.
    Als Conny noch im Stall nach ihr suchte, war Jule gerade am Ende der Weide angekommen. Sie setzte sich auf den niedrigen Graswall und ließ den Strick lang, sodass Sally vor ihren Füßen grasen konnte. Die Stute schien überrascht zu sein, dass es nach der Hafermahlzeit zusätzlich frisches Grün gab. Ein Nachtisch? Weil heute ein Großeinsatz war? Sallys vergnügten Augen sah man an - dieses Zusatzprogramm konnte es ihretwegen jeden Tag geben. Sofort verschwand ihr Kopf in den Halmen und Sally ließ sich dabei die Frühlingssonne aufs Fell scheinen.
    Leise lächelnd lehnte Jule sich zurück.
    Schon nach wenigen Minuten beruhigte sich das wütende Brodeln in ihrem Magen. Diese »Kurzflucht« zur Weide wirkte jedes Mal Wunder, wenn sie knapp vorm Ausrasten war.
    Wenn Sally glücklich war, war sie es auch.
    Die Quadrille, die schien schon Lichtjahre entfernt zu sein. »Du bist super geritten«, hatte Axel Rakete ihr vorhin noch ausdrücklich bestätigt. »Auch nach dem Scheuen hast du Ankum sofort wieder unter Kontrolle gehabt.«
    Trotzdem - Jule brannte darauf, den Schuldigen zu finden und ihm ein paar passende Worte zu sagen. Insgeheim verdächtigte sie die Zwillinge, die sie unter den Zuschauern entdeckt hatte. Aber konnte sie das jemand anvertrauen? Nein. Nicht einmal Conny und Luisa. Die lachten sie schon manchmal aus, weil Jule den Gerlach-Zwillingen alles in die Schuhe schieben wollte. Jule legte sich auf den Rücken, schob eine Hand unter ihren Kopf und studierte die Krone der Buche. Der Nordwestwind, ohne den Hamburg gar nicht vorstellbar war, hatte den mächtigen Stamm im Laufe der Jahrhunderte zur Seite gebeugt. Wie ein gewaltiges Dach neigte sich das dichte Geäst über den Wiesenrand. Darunter konnte man sich sicher und geborgen fühlen. Was war nur der Grund dafür, fragte sich Jule, dass sie sich unter dem Dach des Baumes wohler fühlte als unter dem Dach des Elternhauses?
    Lag es vielleicht gar nicht an der Buche? Sondern daran, dass sie lieber bei Sally war als zu Hause?
    Jule streckte eine Hand aus und streichelte Sally sachte über den Nasenrücken. Wie weich ihr Fell war. Wie Samt.
    »Wenn ich dich nicht hätte, Mäuschen.«
    »Mäuschen« gab ein leises, dunkles Kollern von sich. Conny hätte das sicher so übersetzt: »Mir geht es genauso. Ohne dich macht das Leben keinen Spaß.«
    Wenn Sally in der Nähe war, schmolzen Jules Ärgernisse dahin wie Huffett in der Sonne - ein missglückter Ritt und ebenso eine Fünf in Mathe. Oder, wie jetzt, der Groll darüber, dass ihre Eltern nicht zur Quadrille gekommen waren. Obwohl sie ihnen extra einen Zettel hingelegt hatte. Jule hoffte

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