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Remember

Remember

Titel: Remember Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Jungbluth
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habe euch vermisst .
    Es gelang ihr, die Tür zu ertasten und die Hand auf den Knauf zu legen. Sie drehte ihn und die Tür öffnete sich. Nicht abgeschlossen. So sicher war er also, dass ich hier nie wieder rauskommen würde.
    Annabel trat auf den stockdunklen Gang und versuchte gar nicht erst, die Wut, die in ihr kochte, zu unterdrücken. Sie begrüßte sie als einen willkommenen Verbündeten.
    Komm, dachte sie, lauf mir einfach hinterher . Ich kenne den Weg. Ich kann nämlich zählen .
    Wie eine Furie rannte Annabel durch die Dunkelheit.
    45
    »Michael! Wach auf!«
    Michael hatte den Großteil der Nacht und des frühen Morgens damit verbracht, sich um das Feuer zu kümmern. Annabel hatte so friedlich geschlafen. Irgendwann aber war auch er zu erschöpft gewesen und hatte das Feuer sich selbst überlassen. Jetzt war er dermaßen weggetreten, dass er mehr als nur ein paar Sekunden brauchte, um die Augen zu öffnen. Und so richtig wach wurde er erst, als sich ein bekanntes Gesicht vor seinen verschleierten Augen abzeichnete. Mit einem Satz war er aus dem Bett.
    »George?!« Michaels Blick raste zu Annabels Bett, doch es war leer. »Wo ist Anna?«
    George sah völlig fertig aus. Er rang mit den Händen.
    »Anna ist entführt worden«, sagte er und schlug für einen Moment die Augen nieder. »Michael, ich hab es selbst gesehen. Sie wollen sie zurück nach Willowsend bringen. Zurück an den See.«
    »Nach Willowsend?« Michael machte einen Schritt auf George zu und stand nun direkt vor ihm. »Wer zum Teufel sind die? Wie kommst du hierher? Und woher weißt du das alles?«
    George senkte den Kopf und ließ die Schultern hängen. »Weil sie mich dafür bezahlt haben«, sagte er kleinlaut. »Ich habe euch ausspioniert. Von Anfang an. Dass wir uns in der Anstalt begegnet sind, war kein Zufall, Michael. Deshalb war ich auch immer so still. Ich hatte Angst, mich zu verplappern.« Und plötzlich fing er an zu weinen.
    »Was?« Michael packte George blitzschnell am Kragen und zog ihn zu sich heran. Er musste sich zusammennehmen, um nicht gleich auf ihn einzuprügeln. »Was wollen die von uns?«
    »Das weiß ich nicht. Bitte, Michael, du musst mir glauben.« George sah erbärmlich aus, wie er sich in seinen Händen wand. Mieser, feiger Verräter!
    »Sie sagten nur, dass es um ein Experiment gehen würde. Mehr nicht. Ich weiß nicht, wer die sind und was genau sie von euch wollen.«
    Michaels Griff hatte sich etwas gelockert und sein Blick ging ins Leere.
    »Gestern waren sie hier und haben Eric geholt«, sagte George. »Und heute Anna. Mich haben sie hiergelassen, weil ich es dir sagen sollte.«
    Er schluchzte wieder auf. »Verstehst du nicht, Michael? Im Zug, da wollte ich abhauen, weil ich mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun haben wollte. Aber sie haben mich erwischt. Und jetzt haben sie Anna.«
    Michael spürte, wie der Boden unter seinen Füßen wankte. So hatte er sich bisher nur ein einziges Mal im Leben gefühlt. An dem Tag, als Rebecca…
    »Ich kapier das nicht, Michael.« George wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht. »Was wollen die von euch? Was ist an Anna, Eric und dir so besonders?«
    »Ich… ich habe keine Ahnung.«
    »Denk nach, Michael! Etwas muss es doch geben, das diesen Aufwand rechtfertigt. Wer zum Teufel seid ihr drei?«
    »Ich weiß es doch nicht, verdammt!« Michael sah verzweifelt aus, seine Stimme war kraftlos.
    »Schon gut, Michael. Tut mir leid. – Was wirst du jetzt tun? Wirst du nach Willowsend fahren?«
    Michael sah auf die Uhr. Es war zwanzig nach zehn. »Wann haben sie Anna geholt?«
    »Vor einer Stunde, schätze ich.«
    Michael nahm seinen Mantel auf und überzeugte sich, dass er noch genügend Geld für die Fahrt hatte.
    »Sollst du nicht mitkommen und auf mich aufpassen?«, fragte er verächtlich, ohne George eines Blickes zu würdigen.
    »Nein. Sie sagten, ich solle hierbleiben, nachdem ich dir die Nachricht über Annabel ausgerichtet habe. Ich würde ja am liebsten verschwinden, aber ich habe Angst, sie tun mir was an, wenn sie mich wieder erwischen.«
    Michael zog hastig den Mantel an und sah aus den Augenwinkeln, wie George sich von ihm entfernte und langsam zur Tür ging. »Komm, ich bring dich noch runter«, hörte er ihn sagen und verfluchte ihn dafür. Doch noch während er ernsthaft daran dachte, George zum Abschied eine reinzuhauen, hörte er einen dumpfen Schlag, gefolgt von einem spitzen Schrei. Sein Kopf fuhr herum und er sah gerade noch, wie George

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