Remember
des Parks.«
Etwa zwanzig Minuten später kehrte Annabel mit Dr. Parker in den ersten Stock zurück. Sie war ein bisschen stolz auf sich, immerhin waren sie über eine halbe Stunde unterwegs gewesen, das musste den Jungs einfach gereicht haben. Jetzt konnte sie es gar nicht erwarten, sich das Foto noch einmal genauer anzusehen. Sie glaubte fest daran, dass das Bild ihnen weiterhelfen würde. Was blieb ihr auch anderes übrig?
»Falls wir uns nicht wiedersehen sollten, wünsche ich dir und deinen Freunden ein schönes Wochenende. Und denk an das, was ich dir im Park gesagt habe.«
»Nicht wiedersehen?« Was sollte das heißen? Ahnte er bereits etwas? War sie so leicht zu lesen? Nein, unmöglich. Er mochte vielleicht ein cleverer Psychiater sein, aber Gedanken lesen konnte er ganz sicher nicht.
»Oh, vor meiner Abreise, meinte ich. Ich fahre in ein paar Stunden über das Wochenende zu einem Kongress.«
»Ach so, verstehe«, sagte Annabel erleichtert und setzte ihr nettestes Lächeln auf. »Danke, Dr. Parker, das war ein schöner Spaziergang.«
»Ja, das fand ich auch.«
Dr. Parker brachte sie durch die Sicherheitstür, dann lächelte er ihr noch einmal zu und ihre Wege trennten sich.
Annabel hielt es nun nicht mehr aus. Sie lief den Gang hinunter zum Aufenthaltsraum, wo sie sich mit den Jungs verabredet hatte, aber sie konnte keinen von ihnen entdeckten. Wo steckten sie bloß? Erst als sie wieder in den Gang trat und auf das Zimmer der Jungs zusteuerte, sah sie, wie Eric seinen Kopf zur Tür rausstreckte. Und sie bekam sofort ein flaues Gefühl im Magen, als sie seinen sorgenvollen Blick bemerkte.
»Was ist passiert? Hat es nicht geklappt?« Annabel wunderte sich über Erics Verhalten. Er stand jetzt vor der Tür und es schien, als wolle er sie nicht reinlassen, als hätte er etwas vor ihr zu verbergen. Was war hier los?
»Nein. Wir haben das Foto.«
»Wo sind die anderen?«
»George und mir geht es gut. Aber Michael…«
»Was ist mit Michael?« Annabel wartete die Antwort nicht ab. Sie stieß Eric unsanft zur Seite und stürmte an ihm vorbei in das Zimmer.
Michael saß vornübergebeugt auf dem Rand seines Bettes. Seine Haare hingen ihm ins Gesicht und seine Haut war so blass wie die eines Toten.
George stand am Fenster und nickte ihr zu.
»Was ist mit ihm?«
George zuckte mit den Schultern.
»Er ist zusammengeklappt, als er das Foto gesehen hat«, sagte Eric. »Seitdem hat er kein Wort mehr gesagt.« Er griff in seine Hosentasche und reichte Annabel das Foto.
Es sah auf den ersten Blick ganz normal aus, vielleicht sechs mal vier Zentimeter groß, die Farben etwas verbleicht. Das Haus auf dem Bild war hübsch, nicht sehr groß und es besaß zwar keine gelben Fenster, wie April Fay es beschrieben hatte, aber gelbe Fensterrahmen, was vermutlich aufs Gleiche hinauslief. Etwas enttäuscht stellte sie fest, dass die Rückseite des Fotos leer war und keinen weiteren Hinweis verbarg. Mist! Annabel schüttelte den Kopf. Sie konnte beim besten Willen nichts entdecken, was Michael so verstört haben konnte. Sie kniete sich zu ihm und lächelte ihn aufmunternd an. »Michael, du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen. Was ist los?«
»Ich kenne dieses Haus«, flüsterte Michael und es hörte sich wirklich unheimlich an. Das und die Haare vor seinem Gesicht erinnerten Annabel so sehr an April Fay, dass sie erschauderte. Ihr Lächeln löste sich auf.
»Was sagst du da?«, entfuhr es Eric, während George große Augen bekam und seinen Platz am Fenster verließ.
»Das ist unmöglich«, sagte Annabel. »Woher solltest du es kennen? Du musst dich irren.«
Michael hob seinen Kopf und sah Annabel direkt in die Augen. Seine immer lauter werdende Stimme ließ sie zusammenzucken. »Woher ich es kenne? Ich träume jede verdammte Nacht davon. Ich träume davon, weil ich an nichts anderes mehr denken kann. Ich träume davon, weil Reb…« Er brach ab, sprang auf und ging schwer atmend ans Fenster. Annabel schaute ihm hilflos nach. Und auch Eric und George schienen in diesem Moment nicht zu wissen, was sie tun sollten. Es herrschte Totenstille im Raum. Dann endlich drehte Michael sich zu ihnen um.
»Wisst ihr«, sagte er mit leiser und monotoner Stimme. »Das Haus, es… es ist das Wochenendhaus meiner Familie.«
14
Mittagessen. Annabel stocherte in ihrem panierten Fischfilet herum. Sie brachte keinen einzigen Bissen herunter. Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, wie Eric mit sich kämpfte. Er schien
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