Remember
ran. Könnte wichtig sein und ich will keinen Ärger bekommen. Bin gleich wieder da.« Sie eilte in Parkers Sprechzimmer. Michael folgte ihr und wappnete sich innerlich für die unvermeidliche Katastrophe.
Doch sie blieb aus.
Während Flowers vor Parkers Schreibtisch stehen blieb und das Telefon abnahm, wartete Michael auf der Schwelle und sah sich hektisch um. Wo zum Teufel war Eric? Er schaute hinter die Tür – nichts. Das Sofa – viel zu klein. Blieb nur noch der Schreibtisch. Er war das einzige Objekt im Raum, hinter dem man sich verstecken konnte. Michael neigte den Kopf zur Seite und versuchte, so weit es ging, unter den Tisch zu schauen – aber auch hier Fehlanzeige. Dann fielen ihm die Fotos ein. Und tatsächlich, ein Rahmen fehlte. Eric musste also hier drin gewesen sein. Hatte er sich etwa schon wieder unbemerkt rausgeschlichen und den Rahmen mitgenommen? Michael überlegte krampfhaft, was er tun sollte, und baute sich erst einmal vor der Wand auf, damit die Schwester nicht das fehlende Bild bemerkte.
Aber alles, was er in diesem Moment zustande brachte, war ein verwirrtes Lächeln.
Eric presste die Zähne zusammen. Sein ganzer Körper schmerzte. Verdammt! Sie hätten auf George hören sollen. So etwas konnte doch nur in einer Tragödie enden. Schon bei dem ersten Klingeln hatte er gewusst, dass es schiefgehen würde. Sofort hatte er sich ein Versteck im Fußraum des Schreibtisches gesucht, aber dann war ihm klar geworden, dass die Frontverkleidung nicht weit genug bis auf den Boden reichte und man ihn unweigerlich von der Tür aus entdecken würde. Deswegen hatte er sich den Rahmen, den er bereits von der Wand genommen hatte, zwischen die Zähne geklemmt, Rücken und Hände gegen die stabilen Innenwände des Schreibtisches gepresst und anschließend mit den Füßen das Gleiche getan. In dieser Position verharrte er nun und jede Sekunde kam ihm wie eine Ewigkeit vor.
»Ja, hier Dr. Parkers Büro, was kann ich für Sie tun?… Ja?… Ja, Sir, tut mir leid, der ist gerade nicht zu erreichen.« Er hörte die Stimme der Schwester über sich und es kam ihm vor, als würde sie absichtlich langsam reden, nur um ihn zu quälen. »Möchten Sie ihm eine Nachricht hinterlassen?… Ja?… Einen Moment, ich suche nur etwas zum Schreiben.«
Eric hörte, wie ihre Hand den Schreibtisch abtastete. Nun mach schon!, dachte er, während er versuchte, die Körperspannung aufrechtzuhalten. Nicht zu stark, sonst platzt das Holz, sagte er sich. Nur so viel, damit dein Arsch nicht auf den Boden plumpst.
»Einen Moment noch bitte… Ich finde gerade keinen Stift.«
Erics Muskeln zuckten und er schwitzte, als hätte man unter ihm ein Feuer entfacht. Lange würde er sich nicht mehr halten können. Obwohl er sich bemühte, so flach und so leise wie möglich zu atmen, kam ihm jeder Atemzug wie das laute Schnauben eines Pferdes vor. Als die Frau über ihm auch noch eine Schublade aufzog und darin herumkramte, hätte er vor Schreck beinahe den Halt verloren. Jetzt mach endlich, du dämliche Kuh!
»Ah, hier hab ich einen… Kann losgehen…. Ja?… Okay?…«
Eric lief der Schweiß von der Stirn, über seine Nase und tropfte auf das Glas des Bilderrahmens. Pling. Pling. Pling. Wie das Ticken einer Uhr verkündeten sie ihm die Sekunden, die ihm noch blieben, dachte er und presste die Augen zusammen. Durch die unglaubliche Anstrengung und das flache Atmen war ihm mittlerweile auch noch schwindelig geworden. Als er in seiner Not den Mund öffnete, um mehr Luft zu bekommen, fiel ihm der Rahmen auf die Brust und glitt langsam zu seinem Bauch hinunter. Seine Augen weiteten sich, als ihm klar wurde, was gleich passieren würde. Der Rahmen würde herunterfallen und dann…
Michael fasste es einfach nicht, dass Eric sich anscheinend in Luft aufgelöst hatte. Denn er konnte unmöglich schon wieder draußen sein. Während Schwester Flowers telefonierte und dabei nach Stift und Papier suchte, irrte sein Blick immer wieder im Raum umher. Aber vergebens. Inzwischen war anscheinend auch George nervös geworden. Er hatte auf dem Flur Schmiere gestanden, um sie zu warnen, falls Dr. Parker zurückkommen sollte. Jetzt ging er wie ein Tiger im Käfig vor der offenen Tür auf und ab und warf Michael verstohlen fragende Blicke zu. Michael zuckte nur mit den Schultern und schüttelte den Kopf.
Leider löste sich das Rätsel um Erics Verschwinden genau in dem Moment, als der Bilderrahmen mit einem leichten Klirren zu Boden fiel.
Das gibt es doch
Weitere Kostenlose Bücher