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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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369-12.
    Das Auto, mit dem Rebeccas Leiche weggeschafft worden war!
    Christian wollte es gerade Coblentz mitteilen, als er sah, wie Rockler dem Fahrer des Opels zuwinkte.
    Wie gelähmt schluckte Christian seine Worte herunter.
    Coblentz und Rockler gehörten demselben Lager an wie der Mörder von Rebecca! Diese Erkenntnis kam hoffnungslos zu spät, denn der Fahrer des Passats setzte bereits forsch zurück und fuhr dann vom Hotelgelände auf die Straße.
24
    »In welche Richtung?«, fragte Coblentz in gereiztem Befehlston.
    Christian befürchtete, die Männer könnten ihm seine Bestürzung anmerken. Er drückte die geballten Fäuste auf den Sitz und spürte seine Zunge am trockenen Gaumen kleben, aber er musste versuchen, Sicherheit in seine Stimme zu bringen.
    »In Richtung Ufer und dann nach links«, sagte er, so ruhig er konnte. Die Kassette befand sich genau in der entgegengesetzten Richtung. Er musste auf Zeit spielen. Der Passat schlug jäh den genannten Weg ein, und Christian wurde dabei zur Seite geworfen. Wie lange konnte er das Ganze hinauszögern? Und was würde danach kommen?
    Er ließ den Blick über die Häuser mit den roten Ziegeldächern gleiten, über die wenigen Fußgänger, über Coblentz' breite Schultern und über die Schuppen auf dem Jackett des Fahrers. Er konnte nicht glauben, dass die Leitung der Ermittlungen im Fall des Flugzeugabsturzes etwas mit dem Mord an Rebecca zu tun haben sollte. War es überhaupt so? Klein war rechtzeitig gegangen, seine Beteiligung konnte nicht direkt bewiesen werden. Christian begriff, dass er einen primitiven Fehler gemacht hatte, indem er einem Mann, den er nicht kannte, zu viel erzählt hatte.
    Oder konnte es sein, dass Coblentz gar nicht wusste, was die Männer in dem Opel zuvor getan hatten? Das war möglich, aber nicht wahrscheinlich. Coblentz machte einen zu intelligenten und entschlossenen Eindruck, um bloß ein Befehlsempfänger zu sein. Coblentz war derjenige, der die Kassette wollte - und Christian war im Begriff, ihn zu ihr zu führen.
    Christians Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Er begriff, dass er nur einen einzigen Vorteil auf seiner Seite hatte: Coblentz wusste nicht, dass er gesehen hatte, wie Rockler den Männern im Opel zugewinkt hatte.
    Die Zeit schien viel zu schnell zu vergehen. Schmerzlich ungehindert kam das Auto voran.
    »Wie weit noch?«, fragte Coblentz und richtete einen erwartungsvollen Blick auf Christian.
    Sie passierten den Busbahnhof, vor dem mehrere eckige alte Ikarus-Busse standen. Einige Passanten schauten dem Passat hinterher, in dem sich Christian vorkam wie ein Gefangener. Um die Buden am Rand des Platzes scharten sich Leute, aber die waren jetzt auch keine Hilfe.
    »Ich sage Bescheid, wenn wir abbiegen müssen.«
    Als die nächste Kreuzung näher kam, schob Christian langsam die Hand zum Türgriff. Der Verkehr floss jedoch ungehindert weiter, sie mussten nicht anhalten. Ein neuer Plan musste her, und zwar schnell.
    Christian biss die Zähne zusammen. In dem Moment schob sich von links ein schwerfällig schwankender Bus vor sie, und der Fahrer des Passat musste scharf bremsen. Mit einer plötzlichen Bewegung stieß Christian die Tür auf und ließ sich aus dem fahrenden Auto fallen. Der weiße Pkw, der von hinten kam, konnte ihm gerade noch ausweichen, fuhr aber direkt gegen einen Laternenmast. Ein scharfes Scheppern zerschnitt die Luft. Glassplitter wurden auf die Straße geschleudert und regneten auf Christian nieder. Rasch stand er auf und rannte in die Menge der verdutzten Menschen hinein.
    Ohne sich umzublicken, bog er in eine enge, gepflasterte Gasse ein, an deren Ende sich ein grauer Bretterzaun befand. Er kletterte über den wackligen Zaun und gelangte in einen Park mit dichtem Baumbestand. Sofort rannte er weiter. Sein Herz pochte heftig, als er es wagte, sich kurz umzudrehen. Die Äste von Fichten und Buchen huschten durch sein Blickfeld, aber er verringerte sein Tempo nicht, auch wenn sein Atem pfiff und die Milchsäure in seinen Waden zog. Er wollte nicht das nächste Mordopfer sein.
    Auf dem Weg zum Versteck der Kassette schlug er einen Bogen um die ganze Stadt. Zwischenzeitlich glaubte er, sich verirrt zu haben, aber dann orientierte er sich mit Hilfe des Kirchturms, der zwischen Bergen und Meer aufragte.
    Plötzlich blieb er stehen. Vor sich sah er ein kleines Mädchen mit Zöpfen, das Beeren sammelte. Wieder eine Zigeunerin? Nein. Sie trug saubere Kleider und einen Rucksack. Auf dem Weg näherten sich bald

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