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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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»Wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Christian Brück. Ich habe ...«
    »Wie bitte?« Klein wich zurück. »Sind Sie gekommen, um auch mich zu töten?« Christian starrte Klein verdutzt an. Er hatte befürchtet, in Verdacht zu geraten, aber die tatsächliche Lage schien wesentlich schlimmer zu sein. »Wie kommen Sie darauf?« »Sie werden wegen des Mordes an einem gewissen Veljko Malic gesucht, Herr Brück.« Christian holte tief Luft und protestierte: »Das ist eine infame Lüge. Ich bin kein Mörder!«
    »Was wollen Sie?«
    Es klopfte so scharf an der Tür, dass Christian zusammenfuhr.
    Klein beeilte sich, aufzumachen. Ein großer Mann, der Härte und Autorität ausstrahlte, trat ein. »Coblentz, Sie kommen wie gerufen«, sagte Klein auf Englisch. »Das hier ist der Deutsche, der unter Verdacht steht, Malic ermordet zu haben.«
    »Ich werde mich um ihn kümmern.«
    »Oder soll ich ...«
    »Nein. Sie werden unten erwartet.«
    Klein verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Christian stand bestürzt vor dem Mann, der Coblentz genannt worden war. Dieser schaute ihm ruhig und taxierend in die Augen. Der Mann war Amerikaner, etwa fünfzig Jahre alt, er trug einen Mantel, der an einen Trenchcoat erinnerte, und darunter einen schwarzen Rollkragenpulli. Eine Uniform hätte besser zu seiner Erscheinung gepasst.
    »Die Mordvorwürfe gegen Sie sind also unbegründet?«, fragte Coblentz mit der Stimme eines Nachrichtensprechers.
    Christian hörte nicht die geringste Ironie heraus, was ihn beruhigte. »Absolut. Darf ich fragen, ob Sie zu den Leuten gehören, die das Flugzeugunglück untersuchen?« »Warum?«
    »Ich habe eine Videokassette, die ein Bewohner der Gegend am Unglücksort gefunden hat. Meine zukünftige Frau war in der Maschine, sie hat vor dem Absturz heimlich gefilmt.«
    Nichts regte sich in dem holzschnittartigen Gesicht von Coblentz, aber er trat in einer Art von einem Bein aufs andere, die Wachsamkeit verriet. »Das ist nicht Ihr Ernst«, sagte er in etwas milderem Ton.
    Christian sah, dass die Reaktion des Mannes echt war. Die letzten Verdachtsmomente über eine Verschwörung hinter den Ermittlungen fielen von ihm ab. »Der Finder der Kassette war schon tot, als ich zu ihm kam.« Christian schluckte. Es erleichterte ihn, über das alles reden zu können.
    »Warum sind Sie hier?«
    »Eine Bekannte von mir wusste von dem Band. Ich fand sie im Schmutz auf der Straße liegen, mit einer Kugel im Kopf.« Christian hörte, wie seine Stimme zitterte. »Ich weiß nicht, was es mit dem Unglück auf sich hat, aber jemand will verhindern, dass die Kassette an die Öffentlichkeit kommt.«
    »Wo ist die Kassette jetzt?«
    »In einem Versteck.«
    »Haben Sie gesehen, was darauf ist?«
    »Nein. Es ist eine Hi8-Kassette.«
    Coblentz nahm den Telefonhörer und wählte eine Nummer.
    »Was ist?«, fragte Christian. Nachdem er von der Kassette erzählt hatte, fühlte er sich zwar erleichtert, zugleich aber auch verwundbar.
    »Wenn jemand wirklich verhindern will, dass die Kassette an die Öffentlichkeit gelangt, müssen wir Sie in Sicherheit bringen, Mr Brück«, sagte Coblentz und sprach ins Telefon: »Bob, komm ins Zimmer von Klein. Sofort.«
    Coblentz hatte kaum den Hörer aufgelegt, als es klopfte und ein Mann mit Bürstenhaarschnitt und Tweedsakko eintrat.
    »Das ist mein Kollege Bob Rockler«, sagte Coblentz. »Gehen wir.«
    Rockler gab Christian mit kräftigem Druck die Hand. Dank seiner lachenden Augen und seiner roten Wangen sah er sympathisch und aufgeweckt aus.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Christian.
    »Wir holen die Kassette und sehen sie uns an. Wo ist sie?«
    »Im Wald. Ich zeige Ihnen den Weg.«
    Coblentz blieb an Christians Seite, während sie über den Gang zur Treppe eilten. Rockler folgte. Die Art, wie Coblentz den Buchstaben S aussprach, störte Christian, bis ihm aufging, warum: Der Mann hatte bereits künstliche Zähne. Christian kannte die Nebengeräusche beim Sprechen von einem seiner Vorgesetzten am Neuroinformatischen Institut in Zürich.
    Sie gingen in die Lobby hinunter und verließen das Hotel. Ein kleiner Mann löste sich aus dem Schatten einiger Palmen und öffnete ihnen die Türen eines VW Passat. Coblentz setzte sich auf den Beifahrersitz, Rockler auf die Rückbank neben Christian. In dem Moment, in dem er die Tür zumachte, sah Christian im Augenwinkel ein graues Auto auf den Parkplatz fahren. Es war ein großer Opel. Intuitiv richtete Christian den Blick auf das Nummernschild.
    PJ

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