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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Geheimnistuerei. Ohne ihm die Handschellen abzunehmen, führte man ihn hinter Klein in einen kleinen Raum am Ende eines Ganges. Es war keine Zelle, sondern eher eine Art Büro. Christians Irritation nahm immer mehr zu. Auf einem Stativ in der Ecke stand eine Videokamera. Sie war auf den Tisch gerichtet.
    »Könnten Sie mir die Handschellen abnehmen?«, flüsterte Christian durch den Spalt seiner Lippen.
    Klein gab einem der Männer ein Zeichen, und dieser befreite Christian von den Fesseln. Klein musterte ihn forschend und ausdruckslos.
    »Doktor Brück, es ist Zeit zu reden.«
    Christian schwieg. Er hatte beschlossen, das Versteck der Kassette unter keinen Umständen zu verraten.
    »Mit Ihrem Schweigen erreichen Sie nichts. Wie Sie gemerkt haben, hat es uns einige Mühe gekostet, Sie aus dem Gewahrsam der lokalen Polizei herauszuholen.« Jetzt war Christian endgültig klar, dass seine Befreiung nicht zwischen Klein und Coblentz abgestimmt war. Informierten sie sich nicht gegenseitig, was sie jeweils unternahmen?
    »Die hiesige Polizei will Sie wegen zweier Morde vor Gericht bringen«, fuhr Klein fort. »Aus unserer Sicht handelt es sich dabei jedoch um ein relativ geringes Vergehen im Vergleich zum Mord an siebenundachtzig Menschen.«
    Christian sah Klein ins Gesicht. »Was wollen Sie damit sagen?«, hauchte er kaum hörbar.
    »Doktor Brück. Vergeuden wir keine Zeit für Theater. Die Ermittlungen sind vorangekommen. Wir wissen, wer Ihre zukünftige Frau war. Wir wissen über Jacob Weinstaub Bescheid. Und wir kennen Sie. Sie kommen am leichtesten davon, wenn Sie gestehen, was Sie geplant haben, und wenn Sie uns helfen.«
    Christian spürte die letzten Kräfte aus seinem Körper weichen. Sie warfen ihm vor, an dem Absturz beteiligt zu sein. War das eine kranke Intrige? Oder eine Falle?
37
    Christian sprang ungestüm auf und packte Klein über den Tisch hinweg am Kragen. »Wollen Sie behaupten, ich hätte meine zukünftige Frau und Mutter meines Kindes umgebracht...«
    »Lassen Sie mich los!«, fauchte Klein.
    Die Tür flog auf und Coblentz erschien mit wehenden Mantelschößen im Türrahmen, gefolgt von Rockler. Christian ließ Klein los. Im selben Moment stieg ein elektrisierender Gedanke in Christian auf, der ihn schlagartig mit Energie erfüllte. Er spürte sein Herz fast im Brustkorb zerspringen.
    Klein hat nicht nach der Kassette gefragt. Er weiß nichts von ihrer Existenz. Christian schaute Klein in die scharfen Augen hinter den hellen Wimpern und sagte: »Wissen Sie nicht...«
    »Wir werden ihn weiter verhören.« Coblentz betrat entschlossen den Raum. »Warum das?« Der Deutsche sah Coblentz überrascht an. »Wir sind zuständig ...« »Nicht hierfür.«
    Für einen flüchtigen Augenblick herrschte Stille. Christian merkte, dass er das Objekt eines unerwarteten Autoritätskonflikts geworden war. Das stärkte seine Vermutung: Klein wusste nichts von der Kassette.
    »Hören Sie mir zu, Herr Klein«, sagte Christian schnell. »Einer der Passagiere hat vor dem Unglück ...«
    »Aufstehen«, sagte Coblentz und packte Christian am Arm.
    »... in der Maschine mit einer Videokamera gefilmt...«
    »Sind Sie sicher, dass Sie das wirklich erzählen wollen?« Zusammen mit Rockler nahm Coblentz Christian in einen eisernen Griff. Christian wollte sich am Tischrand festhalten, bekam aber nur den Stapel mit Papieren und Schnellheftern zu fassen, die daraufhin raschelnd zu Boden fielen. Mehrere Blätter wurden unter Coblentz' Schuhen zerknickt.
    Verdutzt stand Klein hinter dem Schreibtisch auf.
    Christian fixierte ihn intensiv und redete weiter. »Die Videokassette befindet sich in meinem Besitz... Diese Leute hier wollen sie an sich reißen ...«
    Ein schwarzer Lederhandschuh tauchte vor Christians Mund auf und nahm ihm kurz den Atem. Erst da schien Klein den Ernst der Lage zu begreifen. Er wich einen Schritt zurück.
    Zu Christians Bestürzung zog Coblentz eine Pistole mit Schalldämpfer aus der Innentasche seines Mantels, trat unmittelbar vor Klein und schoss ihm eine Kugel in die Stirn. Blut spritzte an die Wand, und der Hingerichtete sank in sonderbar halb sitzender Haltung auf den Boden.
    Der gedämpfte Schuss hallte in Christians Ohren nach. Seine Beine trugen ihn nicht mehr, nur das Zupacken kräftiger Arme verhinderte, dass er zusammenbrach. Er war nahe daran, sich zu übergeben.
    »Idiot«, fuhr Coblentz ihn an.
    Christian begriff, wie das gemeint war. Ein Satz zu viel hatte einem Menschen das Leben

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