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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Kassette jedoch seine Lebensversicherung. Solange er allein ihr Versteck kannte, war er in Sicherheit. Vielleicht.
    Der rotwangige Rockler ließ den Motor an, das Auto schoss los und bog rechts um die nächste Ecke. Coblentz telefonierte, aber so leise, dass Christian Mühe hatte, ihn zu verstehen.
    »... haben wir durch die Tür einen Schuss gehört. Es war nichts mehr zu machen. Wir kümmern uns um Brucks Vernehmung...«
    Christian schloss die Augen. Aus dem Autoradio kam einheimische Volksmusik. Rockler schaltete den Apparat mit einer energischen Bewegung aus. Es blieben nur noch das Rattern der Räder auf dem Kopfsteinpflaster und Coblentz' gedämpfte Stimme übrig. »Wir haben Kleins Verhörvideo und die Mordwaffe. Vorerst halten wir die Tat geheim, aber die Informationen über die Attentatsverdächtigen werden veröffentlicht. Es kann Hinweise aus der Bevölkerung geben«, sagte Coblentz und beendete das Gespräch.
    Ein abgrundtiefer Hass ließ Christian erzittern. Wegen der stark getönten Scheiben, aber auch wegen der dichten Wolkendecke draußen war es ziemlich dunkel im Wagen. Christian wurde auf der rasanten Fahrt durch die Straßen der Stadt hin und her geworfen.
    »Wir holen die Kassette«, sagte Coblentz. »Und zwar jetzt.«
    Christian starrte auf einen Platz mit Palmen, an dessen Rand ein kleiner Kiosk stand. Er merkte, wie seine Mundwinkel sich zu einem spöttischen Grinsen hoben. »Ach ja?« »Sieh dich mal um«, sagte Coblentz und machte eine Kopfbewegung nach hinten. Zögernd drehte Christian den Kopf und bemerkte da erst, dass auf der hintersten Bank des Vans zwei Personen saßen. Eine davon war Sylvia.
    Sie schaute Christian in die Augen. Der ausdruckslose Mann neben ihr hielt ihr mit festem Griff eine Pistole an die Schläfe.
    »Wenn du uns nicht zu der Kassette führst, erschießen wir deine Freundin«, sagte Coblentz.
    Sylvia lächelte Christian gequält an, obwohl in ihren Augen das blanke Entsetzen stand. Christian holte tief Luft und schmeckte etwas Metallisches in seinem Mund. Sie verließen das Kopfsteinpflaster, und das dumpfe Rattern hörte auf. »Ihr werdet sie so oder so erschießen.«
    Coblentz gab seinem Untergebenen, der Sylvia die Pistole an die Schläfe hielt, ein Zeichen. Dieser entsicherte ohne mit der Wimper zu zucken die Waffe. Ein kaltes Knacken ertönte.
    Sylvia schloss die stark geschminkten Augen.
    Christian schluckte und sagte ruhig: »Die Kassette ist in Kotor.«
    Rockler bremste so heftig, dass der Wagen durch das ABS erzitterte. Er wendete um hundertachtzig Grad, fuhr scharf am Rand des Platzes entlang und fädelte sich wieder in den Verkehr ein. Der Motor knurrte. Christian spürte, wie ihm der Schweiß über die Schläfen lief. Es bestand nicht der geringste Zweifel, dass Sylvia sterben musste, wenn er die Männer nicht zu der Kassette führte. Die Straße wurde breiter, die alten Häuser wurden von neuen abgelöst, die freilich in noch schlechterem Zustand waren. Allmählich gingen die Häuser in kleine Baracken über, dann wurde der Hang steiler, und die Bebauung war zu Ende. Mit zunehmender Steigung fing der Motor an zu jaulen.
    Christian schloss die Augen. Er spürte Sylvias bohrenden Blick im Nacken. Beide wussten, dass er zwischen etwas Entsetzlichem und etwas noch Entsetzlicherem zu wählen hatte.
38
    Sara warf gerade ein paar Kleider in die Reisetasche, als es klingelte. Sie erschrak und ging zur Tür, sah durch den Spion und machte Luc erstaunt die Tür auf. »Ich dachte, Sie sind auf dem Weg zu der Sekte.«
    »Das war ich auch, aber ich bin umgekehrt.«
    »Ich muss zum Flughafen, ich hab's höllisch eilig...« Sara huschte ins Bad und stopfte die Zahnbürste in ihren Schminkbeutel. Im Fernseher, der im Wohnzimmer lief, brachte TF2 gerade Nachrichten. »Warum sind Sie umgekehrt? Haben Sie beschlossen, mit mir nach Montenegro zu fliegen?«, fragte sie leichthin.
    »Der Privatdetektiv aus New York hat telefonisch die ersten Ergebnisse seiner Recherche durchgegeben. Tina Carabella kam vor vier Jahren bei einem Autounfall ums Leben«, sagte Luc an der Badezimmertür.
    Sara starrte ihn an. »Da muss ihm ein Fehler unterlaufen sein.«
    »Die Suche wurde mit Hilfe der Passnummer vorgenommen. Es gibt keinen Interpretationsspielraum. Jemand benutzt Tina Carabellas Identität.« »Aber warum nur?«, flüsterte Sara schockiert.
    Luc zuckte mit den Schultern.
    Sara lief ein Schauer über den Rücken. Sie packte mechanisch weiter und nahm eine Tube Gesichtscreme von der

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