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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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gekostet.
    Coblentz nahm die Pistole am Lauf und hielt sie Christian mit dem Griff voran hin. Christian schreckte zurück, aber Rockler packte mit einem Zangengriff seine Hand, und Coblentz schob die Pistole hinein. Dann drückte Rockler Christians Finger zusammen. Anschließend steckte er die Pistole in eine Plastiktüte, die Coblentz ihm hinhielt. All das geschah innerhalb weniger Sekunden. Man würde Christians Fingerabdrücke und DNA-Spuren an der Mordwaffe finden. Ein dritter Mann erschien in der Tür. Er hatte offenbar Wache geschoben. Coblentz war mit einem Satz bei dem Stativ mit der Videokamera. Er drückte mit dem behandschuhten Finger eine Taste und spulte das Band ein Stück zurück. Christian sah auf dem Monitor, wie er sich auf Klein stürzte. Coblentz drückte auf Stopp und nahm zufrieden die Kassette aus der Kamera.
    »Die Luft ist rein«, sagte der Mann an der Tür.
    Coblentz und Rockler führten Christian aus dem Raum.
    Sara ließ die Einträge im Speicher ihres Handys abrollen, holte die Nummer von Jürgen, einem Kollegen von Christian, aufs Display und drückte auf die Anruftaste. Sie hörte das Freizeichen, während sie eine Frau mit überdimensionaler Sonnenbrille beobachtete, die erhobenen Hauptes ihren Lexus aus einer Parklücke zu lenken versuchte, ohne offenbar die geringste Vorstellung von den Ausmaßen ihres Fahrzeugs zu haben.
    Jürgen meldete sich.
    »Hast du etwas von Christian gehört?«, fragte Sara und trat in die Nische vor einem Bagel-Shop, in der zwei kleine Tische standen.
    »Seit seiner Abreise nach Montenegro nicht mehr.«
    »Wärst du so nett und würdest mir Bescheid sagen, falls er anruft.«
    »Hat er dich kontaktiert?«
    »Kurz ...«, entgegnete Sara ausweichend. »Gibt es etwas Neues über den Flugzeugabsturz?«
    »Soweit ich weiß, nicht. Warum fragst du mich nach Christian?«
    »Weil ihr euch gut kennt.«
    »Du machst dir Sorgen um ihn ...«
    »Nicht übertrieben viele.«
    »Gibt es etwas, das ich wissen sollte?«, fragte Jürgen. »Ich glaube nicht. Aber ich muss jetzt aufhören. Wir telefonieren.«
    Sara schob das Handy in ihre Handtasche, marschierte in das Reisebüro auf der anderen Straßenseite und fragte die türkische Angestellte nach dem nächsten Flug nach Montenegro.
    »In zwei Stunden mit Air France von Nizza nach Belgrad. Dort Anschluss mit JAT nach Podgorica.«
    Sara schaute auf die Uhr. »Ich reserviere einen Platz.«
    Sie merkte, dass sie gern auch einen Platz für Luc reserviert hätte. Aus mehreren Gründen.
    Christian stolperte in Coblentz' und Rocklers gnadenlosem Griff die Treppe hinunter. Seine Beine trugen ihn nicht. Die Treppenstufen wurden von dem Linoleumboden abgelöst, dessen Schachbrettmuster ihm in den Augen flimmerte. Christians Füße traten ins Leere wie im Wasser. Das Einzige, was er hörte, war der gedämpfte Schuss, dessen Zischgeräusch immer und immer wieder in seinen Ohren widerhallte, alptraumhaft und tödlich.
    Kräftige Hände hielten ihn gepackt und zerrten ihn weiter, über die Türschwelle und die Außentreppe aus Beton hinunter. Die grauen Wände stürzten auf ihn ein, und der Horizont schwankte haltlos, bis die ganze Welt auf dem Kopf stand. Christian starrte auf seine Schuhspitzen, die über den Kies schleiften und geschlängelte Furchen hinterließen. Plötzlich wurde der Widerhall des Schusses von einer groben Stimme in seinem Kopf überlagert: Sie kommen am leichtesten davon, wenn Sie gestehen, was Sie geplant haben. . .
    Kleins Vorwurf, Christian sei an dem Unglück beteiligt gewesen, war so irrsinnig, dass er sogar den Schock, den die Hinrichtung ausgelöst hatte, aus dem Feld schlug. Man führte ihn zu einem schwarzen Chrysler-Van, der in dem montenegrinischen Ambiente unwirklich funkelte. Die Tür fiel hinter Christian zu, und als die übrigen drei Türen zuschlugen, klang es in Christians Ohren wie Schüsse, die sein Schicksal besiegelten. Er sank auf dem Ledersitz zusammen. Wollte man versuchen, ihm eine Beteiligung am Flugzeugabsturz in die Schuhe zu schieben, so wie sie ihm den Mord an Klein in die Schuhe schieben wollten? Hatte der Neue Morgen mit dem Unglück zu tun? Jacob Weinstaub ... und Tina?
    Die vielen Fragen und die Unsicherheit bildeten ein Netz, das Christian immer mehr einschnürte. Er musste sich auf die einzige greifbare Tatsache konzentrieren: Diese Männer waren bereit, jeden zu töten, der von der Kassette wusste. Christian begriff, dass er das nächste Opfer sein würde.
    Vorläufig war die

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