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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Ablage. »Kann das mit dem Kult zu tun haben?« »Normalerweise erhalten die Mitglieder des Kults eine neue Identität, aber nicht in dieser konkreten Form. Mir ist so etwas noch nie begegnet. Zu allem Überfluss gibt es über Jacob Weinstaub keinerlei Informationen. Absolut nichts.«
    Sara griff nach einem Lippenstift. »Wir müssen noch einmal mit der Polizei reden.« »Selbstverständlich. Aber der Privatdetektiv hat inoffizielle Kontaktleute bei der Polizei eingeschaltet, darum liegt uns vorläufig nichts schwarz auf weiß vor. Er hat um weitere Fotos von Tina Carabella gebeten. Haben Sie welche, oder müssen wir welche aus Carabellas Wohnung holen?«
    Sara rannte zur Kommode und warf einen Seitenblick auf den Fernseher, wo schon wieder eine entsetzliche Luftaufnahme von der Unglücksstelle gezeigt wurde. Sie suchte aus einer Schublade ein Kuvert heraus und entnahm ihm zwei Fotos. Auf dem einen stand Tina in Shorts auf der Croisette und auf dem anderen schaute sie in der Küche ihrer gemeinsamen Wohnung direkt in die Kamera und lachte einnehmend. Luc schnappte sich die Bilder und betrachtete sie. »Eine attraktive Frau.« Danke, dachte Sara. Kein Wunder also, dass Christian sie ihr vorzog.
    »Verstehen Sie mich nicht falsch«, sagte Luc, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Ich werde die Fotos nach New York übermitteln und dann zum Haus des Neuen Morgens fahren.«
    »Seien Sie vorsichtig.«
    »Das sind ja keine Menschenfresser.« Luc ging zur Tür.
    »Warten Sie. Ich möchte Sie etwas fragen ... Sie müssen aber nicht antworten.« »In welchem Kult ich selbst war und was dann passiert ist?«, sagte Luc. Sara konnte sich das Lächeln nicht verkneifen. »Sie sind nicht von ungefähr Psychologe.«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Luc verlegen. »Wir kommen darauf zurück, wenn Sie wieder hier sind.« Er fasste Sara an den Schultern, küsste sie auf den Mund und flüsterte: »Au revoir.«
    Die Tür fiel vor Sara ins Schloss. Dieser Kuss war kein französischer Höflichkeitskuss gewesen, und sie hatte nichts dagegen.
    Als sie wieder zu sich kam, machte sie mit dem Packen weiter. Es war ihr unheimlich, mehrere Wochen mit einer Frau zusammengewohnt zu haben, die im Schutz der Identität eines toten Menschen gelebt hatte.
    Diejenige, die sich Tina Carabella nannte, war nicht Tina Carabella.
    Noch schockierender war der Gedanke, dass Christian um ein Haar eine Frau geheiratet hätte, die sich der Identität eines toten Menschen bediente. Das Ganze nahm immer seltsamere und düsterere Züge an. Sie zog den Reißverschluss ihrer Reisetasche zu. Warum hatte sich Christian noch immer nicht gemeldet?
    Plötzlich hätte es Sara fast den Boden unter den Füßen weggezogen. Auf dem Fernsehschirm erschien ein Bild von Christian.
    ». . . Der in Frankreich tätige Gehirnforscher wollte ein Mitglied des Neuen Morgens, das sich in der Unglücksmaschine befand, heiraten. Die Polizei sucht Dr. Christian Brück wegen einer möglichen Beteiligung an dem Flugzeugunglück. Der Neue Morgen wird zu den gewalttätigen Kulten gerechnet und unter anderem der Fixermorde von Zürich und Moskau verdächtigt. . .«
    Sara rannte auf den schmalen Balkon. »Luc!«, schrie sie, aber der war nicht mehr auf der Straße zu sehen.
    Der Fahrer fuhr schnell und sicher. Im Auto herrschte Totenstille. Christians Puls hämmerte wie wild, aber Angst hatte er nicht. Eine eindrucksvolle Landschaft tat sich vor ihnen auf: blaugrüne Berge, die Meeresbucht, marmorne Wolkenmassen. Kotor rückte näher. Die Kassette rückte näher. Und damit der Tod.
    Christian begriff, wie teuflisch und clever zugleich der Plan der Amerikaner war. Sie hatten ihm den Mord an Klein angehängt, und nun würden sie ihn umbringen. Ob sie ihm auch den Flugzeugabsturz anhängten? Wurde dafür ebenfalls ein Sündenbock gebraucht, um die wahren Schuldigen zu decken?
    Christian fragte sich, wo die Männer Sylvia wohl geschnappt hatten. Sie überholten einen kleinen, tuckernden Fiat, der beängstigend weit auf die andere Straßenseite ausscherte. Christian versuchte, klar zu denken. Er musste entweder den Killern die Kassette aushändigen oder Sylvia dem sicheren Tod ausliefern. Beides schien unmöglich, ganz gleich, wie intensiv er darüber nachdachte. Außerdem würde die Übergabe der Kassette das Todesurteil für sie beide bedeuten ...
    Er erinnerte sich an die Sätze von Klein. Sie waren unfassbar, klangen aber doch vernünftig. Ein Name brannte mit lodernden Buchstaben in

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