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Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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passierte den einzigen Laternenmast in der Gasse und ging nun noch langsamer. Eine Katze schoss hinter einer vollen Mülltonne hervor und rannte davon. Konnte es sein, dass sie einfach auf ihn schossen? Ohne Vorwarnung?
    In dem Moment erscholl ein arabischer Ruf. Eine tiefe Männerstimme sagte etwas im Befehlston. Dann rief die Stimme: »Stopp!«
    Timo blieb stehen.
    »Ich will reden«, sagte er, ohne die Stimme zu erheben, denn in der stillen Gasse trug sie leicht. »Ihr habt etwas, das ich will. Und ich habe etwas, das ihr wollt.«
    »Wir haben die Hand zur Verhandlung ausgestreckt, aber ihr habt sie abgeschnitten.« Die Stimme hallte in der Gasse wider, sie war schwer zu lokalisieren.
    Der Schuss überraschte ihn, obwohl Timo die ganze Zeit darauf gewartet hatte. Er glaubte zu spüren, wie der Luftzug der Kugel sein Ohr und seine Wange streifte. Sofort schnellte er herum und rannte gebückt hinter einem Haus in Deckung.
    Karri war mit wenigen Sätzen bei ihm. »Bist du in Ordnung?«
    »Was hat er gemeint?«, fragte Timo keuchend. »Hast du gehört? Wir haben die Hand zur Verhandlung ausgestreckt, aber ihr habt sie abgeschnitten .«
    »Ich weiß nicht«, flüsterte Karri. Seine Haut schimmerte im schwachen Licht vor Schweiß. »Was sollen wir tun? Warten und es noch einmal versuchen?«
    Sie verstummten, als in der Nähe ein Fahrzeug hielt. Die Geräusche hallten in den labyrinthischen Gassen wider, es war kaum auszumachen, woher sie kamen.
    Nun hörten sie Schritte von der Seite. Ezer Kaplan mit seinem künstlichen Schnurrbart blickte todernst.
    »Wollen Sie, dass Ihre Frau in den Händen dieser ballernden Idioten stirbt?«, fragte er aggressiv. »Yamam ist bereit. Die Zeit läuft ab.«
    Aus einer Nebengasse waren Schritte zu hören, schwerere als zuvor. Ein rundlicher Mann trat zu ihnen. Er musterte Kaplan und stellte sich vor: »Churchill, RiskManagement , Bagdad. Was wollen Sie?«
    »Aufgrund von HUMINT ist klar, dass die Entführer ihre Gefangenen hinrichten wollen. Wir haben vor, sie zu retten. Yamam ist in unmittelbarer Sturmbereitschaft. Blendgranaten und Gas, zwei plus zwei Mann durch die Tür, zwei sichern an den Fenstern. Der Schockeffekt ist entscheidend. Wir gehen davon aus, dass wir sie ohne einen Schuss herausbekommen. Es wird eine Sache von Sekunden sein.«
    Pulsierende Stille lag zwischen den Männern.
    Timo sah Karri an, der kreidebleich den Kopf schüttelte.
    Churchill strich sich die Haare zurück und fragte: »Worauf beruht die HUMINT-Auffassung?«
    »Auf örtlichen Kontakten«, log Kaplan. »Aber was spielt das für eine Rolle? Jetzt ist keine Zeit für Analysen.«
    »Was für örtliche Kontakte?«, fragte Churchill trocken und fügte gleich hinzu: »Das ist Scheißdreck, was Sie da reden.«
    Timos Satellitentelefon piepste. Er antwortete leise: »Hallo.«
    »Vahtera. Wie geht’s, kannst du reden?«
    »Nein. Sag schnell!«
    »Es sieht so aus, als ob der Täter nicht Launo Kohonen wäre«, sagte Johannas müde Stimme deutlich. »Ich dachte, das solltest du wissen, für den Fall, dass die Israelis noch einmal Kontakt aufnehmen. Ich habe gedacht, bei Rafiq ließe sich etwas finden …«
    »Alles klar«, sagte Timo nur und brach das Gespräch ab. Seine Gedanken schossen unruhig hin und her. »Das war Vahtera«, sagte er auf Finnisch zu Karri. »Kohonen ist nicht der Mörder.«
    Auf Karris Gesicht machte sich Bestürzung breit. Jetzt war der Täter wieder unbekannt.
    Es könnte also auch der Israeli gewesen sein, der vor ihm stand.
    Diese Erkenntnis rückte die Situation in ein völlig neues Licht. Hier konnte auch die Erklärung liegen für die ausgestreckte irakische Hand, die abgeschnitten worden war …
    Für einen Moment fixierten sich Timo und Karri gegenseitig.
    »Es wird keinen Angriff geben«, sagte Karri auf Englisch zu Kaplan und ging auf das Haus zu, bevor ihn einer der anderen daran hindern konnte.
    Im fensterlosen Laderaum des Lieferwagens knackte es im Ohrhörer von Reuven Sherf, dem Anführer der Yamam-Gruppe.
    »Okay. Den Wagen in Position!«, befahl Kaplans Stimme.
    Sherf klopfte gegen die Wand zur Fahrerkabine. Die Motordrehzahl nahm zu, und das Auto setzte sich in Bewegung. In der Dunkelheit des Laderaums sprangen rote, faseroptische Lichter hin und her, während die Männer letzte Vorbereitungen trafen. Die einen setzten sich den stoßfesten Augen- und Atemschutz auf, der verhinderte, dass Gas in die Atemorgane und auf die Schleimhäute der Augen gelangte. Andere überprüften

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