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Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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gebetet, sie möge wieder werden wie früher. Timo hatte Saaras Arme untersucht, aber keine Einstichstellen gefunden.
    Zunächst hatten sie überlegt, Saara in ein Krankenhaus zu bringen, aber nachdem sie mit einem Arzt der Uniklinik Oulu telefoniert hatten, beschlossen sie, am Morgen direkt nach Finnland zu fliegen.
    Timo hatte das Zimmer nebenan, die Männer von RiskManagement waren direkt gegenüber untergebracht. Wenigstens im Hotel würden die Israelis wohl kaum etwas versuchen. Timo hatte dem Außenministerium der Niederlande Luuks Tod mitgeteilt, und sie hatten vereinbart, dass RiskManagement für die baldige Überführung via Amman sorgen würde. Auch um den Heimtransport von Keiths Leiche wollte sich die Firma kümmern.
    Karri zog den Kreuzanhänger aus der Tasche und umklammerte ihn verzweifelt. Wann und wie würde er Saara vom Tod ihrer Freundinnen berichten können?

    »Was heißt hier tot?«, brüllte Tomi im leeren Bus in sein Handy. Am anderen Ende der Leitung folgte eine beleidigte Erklärung.
    »Vänttinen behauptet, mein Leithund hätte es zerfleischt. Und das Rentier wär sofort tot gewesen«, erläuterte der Mann, der die Husky-Gespanne an Tomi vermietete.
    »Ich interessiere mich jetzt nicht für Rentiere, sondern für die Hunde. Kriegst du einen Ersatz? Und die Schlitten?«, wollte Tomi wissen. Nachdem der andere das bestätigte, beendete er das Gespräch.
    Von der Straße her fiel das Licht von Autoscheinwerfern durch die getönten Scheiben des Busses. Tomi fluchte über die Dummheit des Husky-Züchters und verließ den Bus. Im selben Moment fuhr der Audi-Kombi der Karams vor, und Rafiq stieg aus.
    »Gut«, rief Timo, während er dem Libanesen entgegenging. »Du bist früh dran«, fügte er mit energischem Lächeln hinzu.
    »Ich wollte mich nicht verspäten«, sagte Rafiq.
    Er sah blass aus.
    »Ich dachte, Tuija würde kommen«, erwiderte Tomi.
    »Sie ist schon mit dem Geschirr an der Feuerstelle und richtet alles her.« Rafiq öffnete die Heckklappe seines Wagens. »Wo soll das hin?«
    »Warte, ich mache den Gepäckraum auf. Dort steht es kühl.«
    Tomi ging zum Bus, öffnete eine Klappe an der Seite und half Rafiq beim Tragen der Plastikkisten. Der Wind ergriff die Aluminiumfolie über dem obersten Behälter, aber Rafiq konnte verhindern, dass sie davonflog. Tomi sah kurz die kleinen Roggenbrothäppchen mit kalt geräuchertem Lachs. Die Bewirtung würde schon auf dem Weg vom Flughafen beginnen. Die eigentliche Mahlzeit gäbe es dann am Lagerfeuer, ungefähr acht Kilometer außerhalb von Pudasjärvi.
57
    Die schneebedeckten Gipfel der Alpen sahen in Karris Augen unwirklich aus, nachdem er gerade noch in der heißen Wüste gewesen war. Die Japaner in der Sitzreihe auf der anderen Seite des Gangs drängten ans Fenster, um das Gebirge zu bewundern.
    »Saara, sprich mit mir«, sagte Karri leise. »Hast du Schmerzen?«
    Saara saß schweigend neben ihm. Sie hatten noch gut eine halbe Stunde bis Frankfurt.
    Noch immer waren Saaras Augen seltsam glasig.
    »Ich kann noch nicht … Lass mich«, sagte sie leise.
    »Aber ja. Schon dich – ich wollte einfach nur deine Stimme hören.«
    Timo, der am Gang saß, beobachtete Saara interessiert. Noch vom Flughafen aus hatte er mit Johanna Vahtera telefoniert. Die wollte unbedingt, dass Karri Saara ausfragte. Aber Karri hatte sich geweigert – er wollte Saara nicht zusätzlich belasten. Am wichtigsten war, dass sie wieder in Ordnung kam. Die Aufklärung der Mordfälle hing nicht von Stunden ab, auch nicht von Tagen. In ihrem derzeitigen Zustand würde er Saara auch auf keinen Fall vom Tod ihrer Freundinnen erzählen.
    Natürlich hätte auch er selbst sie am liebsten ausgefragt: über die Entführung, über Rafiq, die Israelis … Er hatte mit Timo über die israelische Bedrohung diskutiert, und sie waren sich einig: Die Israelis hatten versucht Saara zum Schweigen zu bringen, als sie noch nicht dazu gekommen war, mit jemandem zu sprechen. Jetzt war die Situation eine andere. Es war eher unwahrscheinlich, dass sie es noch einmal versuchen würden.
    Timo berührte Karri leicht am Ellbogen.
    Auch einen geringeren Hinweis hätte Karri verstanden. Er sah Saara an und fragte leise:
    »Kennst du Israelis, die an eurem Fund interessiert sein könnten?«
    »Warum fragst du das?«, entgegnete Saara tonlos.
    »Sie … Sie wollten bei deiner Befreiung helfen.«
    »Helfen? Womit?«
    »Das Lösegeld bezahlen. Aber dann … Ich habe es so verstanden, dass es ihnen

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