Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
Vom Netzwerk:
Lettlands.
    »Wie weit reicht der Treibstoff des Flugzeugs?«, fragte er.
    »Ein Flug von ungefähr dreizehntausend Kilometern ist möglich. Bis Sydney schaffen sie es nicht, aber bis Bangkok oder Nairobi schon.« Helste kam mit dem Mobiltelefon in der Hand zu Timo. »Ich habe gerade gehört, dass sich unter keiner der auf den Internetseiten von Roche genannten Nummern jemand meldet. Natürlich nicht, jetzt um Mitternacht.«
    »Ich rufe bei der TERA an. Wenn Landesgrenzen überschritten werden, gehört der Fall sowieso immer mehr in unseren Kompetenzbereich.«
    Timo ahnte, dass es allein schon problematisch sein würde, die Leitung des Pharmakonzerns auch nur zu erreichen. Er rief in Brüssel an und berichtete vom Flug der Maschine nach Osten. Der Dienst habende Kollege versprach, jemanden aus dem Stammsitz des Tamiflu-Herstellers Roche in der Schweiz zu wecken.
    Während er sprach, sah Timo, wie der Punkt, der den Airbus darstellte, sich immer weiter auf die russische Grenze zubewegte.
    Das schlimmstmögliche Szenario war Wirklichkeit geworden: Die Geiselnehmer hatten eine Forderung gestellt, die von den Finnen wahrscheinlich nicht erfüllt werden konnte - und die Geiseln befanden sich außer Reichweite.
52
    Präsident Matti Koskivuo starrte mit leerem Blick vor sich hin. Die Angst hatte sein Denken betäubt. Außerdem machte sich das Sodbrennen bemerkbar, das ihn immer bei Stress plagte.
    Hätte er sich während der letzten Stunden anders verhalten sollen? Hätte er etwas unternehmen sollen, was die Zuspitzung der Situation verhindert hätte? Er war für sein Verhandlungsgeschick bekannt, er war eine Führungspersönlichkeit.
    Nein. Niemand hätte auf den Verlauf der Ereignisse Einfluss nehmen können. Die Geiselnehmer machten, was sie wollten. Vasa Jankovic schien kein hirnloser Desperado zu sein, er bildete sich sogar ein, in internationaler Politik bewandert zu sein. Auch in dem Bereich waren Amateure am schlimmsten, die glaubten, etwas über komplizierte Angelegenheiten zu wissen.
    Koskivuo hatte Gewalt immer gescheut und das Verhandeln für die einzig richtige Art der Konfliktlösung gehalten. Es war extrem frustrierend für ihn, in eine Situation geraten zu sein, in der es für Verhandlungen keinen Spielraum gab.
    Vorsichtig drehte er sich um und versuchte Blickkontakt mit seiner Frau aufzunehmen, die in der Touristenklasse saß, aber sie hatte die Augen geschlossen. Alle waren vor Angst gelähmt. Ein Flugzeug, das am Himmel einem unbekannten Ziel entgegenraste, war der erbärmlichste Ort, sich seinem Schicksal zu stellen.
    Vasa blickte über die Schultern der Piloten auf das Meer der Armaturen, Anzeigen, Schalter, Monitore und Signallampen. Er fühlte sich unsicher, denn er kannte sich mit der Arbeit der Piloten nicht aus. Zlatan und Danilo standen hinter ihm an der Tür zum Cockpit. Ihre Nervosität war nicht gerade hilfreich, ebenso wenig wie ihr Argwohn gegenüber den beiden Finnen.
    »Wir müssen die Fragen der Flugkontrolle in St. Petersburg beantworten«, sagte der Kapitän. »Sonst werden wir zum Landen gezwungen. Man kann nicht einfach in den Luftraum eines anderen Landes hineinfliegen, schon gar nicht in den russischen.«
    »Ihr bleibt einfach in Richtung Osten und kümmert euch nicht um Eventualitäten«, sagte Vasa.
    »Tut, was wir euch sagen, dann kriegt ihr keine Probleme«, stimmte Zlatan bei.
    »Aber wenn wir merken, dass ihr tricksen wollt, werfen wir zwei Passagiere zur Tür hinaus«, fügte Danilo hinzu und stieß ein protziges Gelächter aus.
    Vasa kehrte in die Kabine zurück. Danilos überzogener Stil gefiel ihm nach wie vor nicht. Zlatan blieb als Wache im Cockpit, seine Russischkenntnisse würden bald gefragt sein. Vasa ging ans Ende der Kabine, um zu prüfen, ob der Polizist noch sicher gefesselt war. Der Mann würdigte ihn keines Blickes.
    Auf dem Rückweg in den vorderen Bereich legte Vasa im Vorübergehen kurz die Hand auf Jasmins Schulter. Jasmin sah ihn an, aber ihre Miene war schwer zu deuten. Ihre Anwesenheit in der Maschine war nicht geplant, sie würde am Ziel neue Maßnahmen erfordern.
    Vasa blieb in der Business-Class stehen. Präsident und Premierministerin wirkten äußerst angespannt.
    »Sie haben die besten Plätze.« Vasa setzte sich auf den Gangplatz neben dem Präsidenten. »Wir tun alles, damit Sie sich auf unserem Flug wohlfühlen.«
    »Wohin fliegen wir?«, fragte der Präsident vorsichtig.
    »Das soll eine Überraschung bleiben. Aber so viel kann ich verraten,

Weitere Kostenlose Bücher