Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln
Kollegen gerichtet.
Der Gabelstapler fuhr den einen Meter mit dem offenen Lastenaufzug nach unten.
»Mach den Kofferraum auf!«, befahl Timo seinem schwedischen Kollegen.
Von der Breite und Tiefe her hätte die Kiste in den Kofferraum des Benz gepasst, aber die Höhe war ein Problem. Timo bog den Kofferraumdeckel mit Gewalt über den normalen Öffnungswinkel hinaus, bis die Scharniere ein metallisches Krachen von sich gaben und der Deckel haltlos gegen das Heckfenster schepperte.
Navarro schloss die Augen und sah aus, als wäre ihm eine Kugel in die Kniescheibe lieber gewesen.
»Ladet die Kiste ein«, sagte Timo zu Navarro und dem Wachmann, der gerade vom Gabelstapler stieg.
Die Männer hoben die Kiste mit einem Schwung in den Kofferraum. »Axel, du setzt dich ans Steuer!«
Timo setzte sich auf den Beifahrersitz, hielt die Waffe weiterhin auf Navarro gerichtet und tastete mit der anderen Hand nach dem Telefon in seiner Tasche. Er schrieb den Geiselnehmern eine SMS, die aus zwei Buchstaben bestand: OK. Er hatte die Fracht in seinem Besitz. Navarro fuhr aus dem Hof hinaus und beschleunigte auf dem Weg zur Pforte. Dort rührte sich etwas, aber die Schranke war offen. »Allmählich verstehe ich, warum eure Werttransportfirmen so gern überfallen werden«, versuchte Timo die Stimmung etwas zu lockern. »Du hast versprochen, dass wir die oberste Polizeiführung in Helsinki anrufen.« Navarro starrte gerade nach vorne, sein Mund verzog sich nicht ansatzweise zu einem Lächeln.
Timo wählte Nykänens Nummer. Der leitende Polizeidirektor würde nicht begeistert sein, in die Sache hineingezogen zu werden, aber ohne irgendeinen Segen von oben ging der Weg mit Navarro allmählich zu Ende. Nicht mehr lange, und sie hätten die gesamte Polizei des Stockholmer Distrikts auf den Fersen.
35°
»Sag Axel Navarro von der Stockholmer Polizei ein paar beruhigende Worte«, verlangte Timo ohne jede Erklärung und gab Navarro das Handy. Nykänens Kooperationsbereitschaft würde sicherlich nicht durch die Tatsache geschwächt, dass seine Frau unter den Geiseln war. Navarro nannte seinen Namen und hörte eine Weile zu.
»Was ist in der Kiste?«, wollte er schließlich wissen, aber es war zwecklos, von Nykänen auf diese Frage eine Antwort zu erwarten. Nach dem Gespräch sagte Navarro zu Timo: »Ich muss trotzdem Magnusson anrufen und ...«
»Wir rufen jetzt niemanden mehr an.« Timo nahm die Landkarte aus der Tasche zu seinen Füßen und nannte Navarro die Fahranweisung, die er von den Geiselnehmern per SMS erhalten hatte.
Plötzlich kamen ihnen zwei Polizeiautos mit Blaulicht entgegen. »Jetzt helfen auch die Beteuerungen deines Polizeidirektors nichts mehr«, stellte Navarro beinahe erfreut fest.
»Ich habe hier eine lebenswichtige Fracht, und du weißt genau, dass ich sie nicht hergeben werde.«
»Du sitzt richtig in der Scheiße.«
»Tröste dich damit, dass du Finnland einen großen Dienst erweist. Du kriegst noch einen Orden und eine Einladung zum Empfang des Präsidenten am nächsten Unabhängigkeitstag.«
Die Polizeiautos betätigten die Lichthupe.
»Nicht stehen bleiben«, befahl Timo. »Sie werden uns nicht einmal unbedingt folgen.«
Navarro fuhr an den Polizeiautos vorbei. Timo schaute in den Spiegel und sah, wie beide mit quietschenden Reifen wendeten und ihnen folgten. »So was aber auch«, murmelte Timo und schaute auf die Karte. Eines der Fahrzeuge drängte sie kurz darauf an den Straßenrand, das andere zog vorbei und blockierte weiter vorne den Weg. Aus dem Wagen, der sie abgedrängt hatte, stiegen zwei Polizisten aus, ein Mann und eine Frau, beide mit gezogener Waffe.
»Zeig ihnen deine Dienstmarke und sag, dass wir einen Sonderauftrag ausführen!«, sagte Timo. »Polizei! Steigen Sie aus!«
»Hier ist auch die Polizei«, rief Navarro und hielt seinen Dienstausweis aus dem Fenster. »Axel Navarro von der Zentralkripo und Timo Nortamo von TERA. Wir führen einen Sonderauftrag aus und müssen uns beeilen.«
Die Polizistin trat zu Navarro, sah sich den Polizeiausweis genau an und war schließlich von dessen Echtheit überzeugt. Sie signalisierte ihrem Kollegen, dass alles in Ordnung war.
»Wir sind vom Frachtzentrum am Flughafen alarmiert worden«, sagte die Frau. »Was ist dort los?«
»Wir kommen gerade von dort. Ist wahrscheinlich ein Fehlalarm.« »Wir müssen trotzdem nachsehen. Und wir müssen jedes Fahrzeug, das von dort kommt, überprüfen. Würden Sie uns also sagen, was die Kiste in Ihrem
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