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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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Pass her? Und eine neue Identität?«
    »Das wird alles geregelt«, beruhigte sie Slobo. »Ist nur eine Frage der Organisation. Jetzt bekommen wir alles, was wir wollen.«
    Plötzlich wurden die Männer aufmerksam und sahen einander an. Draußen hörte man das Motorengeräusch eines Autos.
    Zlatan stand als Erster auf, nahm die Kalaschnikow und war mit wenigen Sätzen an einem der Bogenfenster.
    Er sah einen Niva-Geländewagen mit weißrussischem Kennzeichen auf das Grundstück fahren. Der mit verkrustetem Schlamm überzogene Wagen hielt an, und zwei große Männer in schwarzen Lederjacken stiegen aus.
    Als Zlatan sie sah, ließ er die Waffe sinken. »Wolodja.«
    Der Ankömmling war der Mann aus Moskau, über den Zlatan die Waffen besorgt hatte.
    »Wer ist der andere Typ?«, fragte Danilo.
    »Weiß ich nicht«, erwiderte Zlatan. »Aber wenn Wolodja ihn mitbringt, dann ist er okay.«
    Torna stand mit der Maschinenpistole in der Hand mitten im Raum und machte ein ernstes Gesicht. »Hat er jemanden dabei? Das gefällt mir nicht.«
    Man hörte bereits das Pochen der Stiefel auf den Steinfliesen in der Eingangshalle, dann ging die Flügeltür auf, und ein ungefähr 6o-j ähriger Mann mit kurzen grauen Haaren und kräftigen russischen Gesichtszügen betrat lächelnd den Raum.
    »Herzlichen Glückwunsch«, begrüßte Wolodja die Männer auf Englisch. Die anderen schauten Vasa an, aber der sagte nichts, sondern riss sich nur eine neue Dose Heineken auf.
    Alle Blicke richteten sich auf Wolodjas Begleiter, einen Mann mit dunklen Augenbrauen und massivem Kinn, der sich aus den Blicken nichts zu machen schien.
    »Es gibt keinen Anlass zum Gratulieren«, gab Torna zurück. »Oberst Jankovic ist bei einem Zwischenfall in der Maschine ums Leben gekommen.«
    Wolodja sah Torna überrascht an, dann wandte er sich an Vasa: »Ist dein Vater tot?«
    Die Antwort war Schweigen.
    »Er wurde durch eine Kugel verwundet, die eine Geisel aus Versehen abgeschossen hatte, und starb, bevor wir in Minsk gelandet sind«, sagte Torna schließlich.
    Wolodja trat vor Vasa hin und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Mein Beileid«, sagte er. »Dein Vater war ein tapferer Soldat, der bis zum Letzten für sein Volk gekämpft hat. Wie habt ihr euch an der Geisel gerächt?«
    Vasa schwieg zunächst, aber dann sagte er: »Rache erweckt meinen Vater nicht wieder zum Leben.«
    Wolodja sah Vasa ungläubig in die Augen.
    Timo fuhr die Anhöhe hinauf. Neben ihm hielt Johanna die Landkarte auf dem Schoß. Bis zur Position des GPS-Peilsenders, die man ihnen aus Helsinki mitgeteilt hatte, war es weniger als ein Kilometer. Im Prinzip kannte man den Ort mit einer Genauigkeit von zehn bis fünfzehn Metern, aber es war unmöglich, einen so exakten Koordinatenpunkt auf einer Karte einzuzeichnen. Sie mussten also mit größerem Spielraum operieren.
    »Steck dir schon mal den Knopf ins Ohr«, sagte Timo. »Sicherheitshalber. «
    Johanna öffnete den Plastikdeckel im Empfangsgerät des Mikrofonsenders und nahm den Ohrhörer heraus. Bei dem Gerät handelte es sich um ein israelisches Zymec. Timo hatte es mehrfach benutzt, und er vertraute ihm nicht. Die Leistung litt unter der geringen Größe. »Die Reichweite beträgt nur zwei- bis dreihundert Meter«, sagte Johanna und stellte die Empfindlichkeit auf Maximum.
    »Ich weiß.« Timo bremste und ließ den Blick forschend über den vor ihnen im Morgendunst aufragenden, dichten Wald schweifen. »Eventuell überwachen sie die Straße.«
    Danke für den Hinweis, wollte Timo schon zurückgeben, aber er behielt seinen Arger, der von der Müdigkeit begünstigt wurde, unter Kontrolle und sagte stattdessen: »Wir gehen zu Fuß weiter. Der Wald bietet uns gute Deckung.«
    Er fuhr das Auto hinter eine wenige Hundert Meter entfernt stehende, verlassene und verfallene Villa, damit man es von der Straße aus nicht sehen konnte.
    »Gib mir den Empfänger.« Timo streckte die Hand aus.
    Johanna nahm das Gerät aus der Tasche, und sie stiegen im Schutz der Bäume den Hang hinauf.
    In dem grünen Pullover und der Militärhose verschmolz Johanna perfekt mit der Landschaft. Beim Aufstieg merkte Timo, wie schwer sie atmete. Einmal geriet sie sogar leicht ins Taumeln. Es war klar, dass Johanna am Limit ihrer Kräfte agierte. Eine zähe Frau, dachte Timo.
    Durch das feuchte Unterholz waren die Kleider im Nu nass. Als sie den Hang fast hinaufgekommen waren, machte Timo ein Zeichen, und sie blieben stehen, um auf die Karte zu schauen. Die genaue

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