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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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schlugen die Kugeln nicht in der Decke ein, sondern in der Wand über dem Kamin, zwischen Stanko und Torna.
    »Gib ihnen die verdammten Geheimziffern!«, schrie Vasa.
    Timo drückte sich atemlos gegen die Wand des Pferdestalls. Johanna blieb an seiner Seite.
    Im Hauptgebäude wurde wieder geschossen. »Verlieren wir jetzt unseren Präsidenten?«, keuchte sie. »Wir müssen versuchen, ins Haus zu kommen ...«
    Timo hielt mit der einen Hand die Pistole fest umklammert und drückte mit der anderen Hand auf den Ohrhörer.
    Vasa biss die Zähne zusammen, während er die Hände im Nacken verschränkte. Alles war am Zerrinnen. Wolodja und sein FSB-Kamerad hatten sie betrogen. Oder war der FSB als Organisation an der Intrige beteiligt? Hatten einige Beamte in Moskau eine unwiderstehlich einfache Methode entdeckt, an so viel Geld zu kommen, dass es bis an ihr Lebensende reichte?
    Voller Entsetzen blickte er auf Wolodja, der seine Waffe auf Jasmin richtete.
    »Wir werden auch das Passproblem ein für alle Mal lösen, wenn nicht bald etwas geschieht«, sagte Wolodja trocken.
    »Gib ihm die verfluchten Geheimziffern!«, brüllte Slobo den versteinerten Stanko an. Die anderen Serben standen mit erhobenen Händen da. Stanko schob die Hand in die Tasche.
    »Stopp!«, fuhr Wolodja ihn an. »Langsamere Bewegungen!« Vorsichtig zog Stanko den Zettel aus der Tasche. Mit wenigen Sätzen war der FSB-Mann bei ihm und riss ihm den Zettel aus der Hand. Im selben Moment war er am Computer, setzte sich und fing an zu tippen. Es war mucksmäuschenstill im Raum. Vasas Müdigkeit und Lähmung waren verflogen, er war wieder er selbst.
    Auf einmal sagte Zlatan etwas auf Russisch zu Wolodja. Dieser antwortete mit einem kurzen, scharfen Satz, dann schwiegen beide. Nur das Klappern der Tastatur unter den routinierten Fingern des FSBMannes war zu hören.
    Vasa schaute Zlatan an, über den sie den Kontakt zu Wolodja bekommen hatten. Zlatans Miene verriet nichts, aber seine Enttäuschung über Wolodja musste niederschmetternd sein.
    »Was hast du zu ihm gesagt?«, fragte Torna Zlatan auf Serbisch. »Schnauze!«, fuhr Wolodja ihn an.
    Nun bildete sich ein Lächeln auf den Lippen des FSB-Mannes am Bildschirm. Er sagte etwas zu Wolodja, der daraufhin ungeduldig mit seiner Waffe fuchtelte und sagte: »Alle da rüber. An die Wand, neben den Kamin!«
    Schlagartig wurde Vasa klar, dass die Russen keinen einzigen Zeugen der Operation am Leben lassen würden. Von Panik ergriffen sah er auf seine Kameraden. Alle wussten, dass sie etwas versuchen mussten, und zwar bald. »Bewegung!«, brüllte der FSB-Mann.
    Die Hände noch immer im Nacken, bewegte sich Vasa langsam auf die Wand neben dem Kamin zu. Danilo, Stanko, Slobo, Jasmin und Torna folgten ihm. Nur Zlatan blieb auf seinem Platz auf der anderen Seite des Tisches.
    Alle sahen ihn schockiert an. Zlatan war an der Intrige der Russen beteiligt! Er hatte sie aus Habgier verraten und verkauft.
    Zlatan schaute Wolodja an und grinste entspannt. Dann wandte er sich mit kaltem, gefühllosem Blick an seine Komplizen.
    Wolodja beantwortete Zlatans Grinsen mit einem unwirschen russischen Satz.
    Innerhalb eines Augenblicks änderte sich Zlatans Miene. Plötzlich spiegelte sie panikartiges Entsetzen wider. Er erbleichte und machte den Mund auf, aber Wolodja schnitt ihm brüllend das Wort ab. Der FSBMann stieß den schockierten Zlatan zu den anderen Serben. Verächtlich blickte Wolodja auf Zlatan. »Scheißkerle, die ihre eigenen Leute verraten, kann ich nicht ausstehen. Er kommt mit den anderen in ein Grab. Und die Geisel ebenso. Holt sie her!«
68
    Timo schlich durch die Tür des Haupthauses in die halb dunkle Eingangshalle. Johanna folgte ihm, auch wenn sie ohne Waffe keine große Unterstützung sein konnte.
    Durch das, was er gehört hatte, erfasste Timo grob die Situation: Außer der russischen Seite trieb mindestens noch ein FSB-Mitarbeiter sein eigenes Spiel, in der Hoffnung auf das große, schnelle Geld. Vorsichtig spähte Timo durch den Spalt der Flügeltür und wünschte, er hätte sich getäuscht: An einer Seite des hohen, nur spärlich erleuchteten Saales standen Menschen an der Wand und hielten die Hände im Nacken verschränkt. Unter ihnen der Präsident Finnlands. Alle hatten vor Entsetzen versteinerte Gesichter.
    Der eine Russe richtete den Lauf seiner Pistole auf die Gruppe, der andere kniff die Augen zusammen.
    Eine eiskalte Hinrichtung stand bevor.
    Timo musste seinem Instinkt gemäß handeln, Zeit zum

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