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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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des Präsidenten hatte die Ablehnung der NatoMitgliedschaft in der finnischen Bevölkerung und in der politischen Elite auf ein neues Niveau steigen lassen. Wo aber hatte man von dieser Ablehnung den größten Nutzen?
    Im Kreml.
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    »Ich habe nicht behauptet, dass es unmöglich wäre, eine zusätzliche Identität zu besorgen. Aber das wird uns deutlich höhere Kosten verursachen«, sagte der Russe, der in Wolodjas Begleitung gekommen war. Wolodja hatte ihn als seinen »FSB-Kameraden« vorgestellt. Vasa verfolgte die Diskussion zwischen Torna und dem FSB-Mann von der Seite. Er fühlte sich müde. Trotzdem musste Jasmins Lage geregelt werden, unbedingt, darum war Vasa zufrieden damit, wie Torna die beiden Russen unter Druck setzte.
    Vasa nahm den Pass in die Hand, der noch auf dem Tisch lag. Das Foto zeigte einen 65-jährigen Mann, der seinem Vater ähnelte. Nach kurzem Zögern hielt er dem einen Russen den Pass hin.
    »Den brauchen wir nicht mehr«, sagte er. »Wir tauschen ihn gegen einen Pass für Jasmin.«
    »Ich habe gerade erklärt, dass Pässe für Frauen selten sind. Und wertvoller.«
    »Wie viel wollt ihr haben?«, fragte Slobo unruhig. »Nennt einen Preis!« »Halt's Maul, Slobo«, befahl Torna auf Schwedisch. »Du lädst sie zur Erpressung ein. Halt dich da raus.«
    »Wir sind in der Lage, der Frau eine perfekte und echte Identität zu beschaffen«, sagte Wolodja wie ein Verkäufer. »Weil sie Finnin ist, schlage ich die russische Staatsbürgerschaft vor. Sie könnte aus einer Gegend stammen, in der Finnisch gesprochen wird. Das würde ihre Muttersprache erklären.«
    Jasmin saß still am Tisch. Nur die roten Wangen und die schnelle Bewegung ihrer Augen verrieten ihre Anspannung.
    »Ich will keine russische Staatsbürgerschaft. Lieber lerne ich eine neue Sprache, ich bin sprachbegabt. Was für Staatsbürgerschaften stehen denn noch zur Auswahl?«
    Der FSB-Mann schien verärgert. »Wir sind kein Kaufhaus, sondern der staatliche Geheimdienst. Da müssen zuerst ein paar Dinge geklärt werden, wir kommen demnächst darauf zurück. Aber zuvor muss die finanzielle Seite stimmen. Der Preis für eine Identität beträgt 100000 Dollar. Im Voraus. Die Summe muss jetzt überwiesen werden. Zusammen mit den anderen Zahlungen.«
    »Wir müssen das akzeptieren«, sagte Slobo auf Serbisch.
    Vasa wusste, dass er verhandeln und feilschen müsste, aber er nickte nur matt. Torna schien auch nicht daran interessiert zu sein, das Ganze in die Länge zu ziehen. Er ging zu Danilo, der inzwischen wieder am Computer saß. An Wolodja sollten ursprünglich 80000 Dollar für Waffen und »Kontakte« gezahlt werden. Letztere waren notwendig gewesen, denn nur mit ihrer Hilfe hatten sie durch den russischen Luftraum fliegen können, ohne Angst zu haben, von Abfangjägern zum Landen gezwungen zu werden. Über dieselben Kontakte hatte sich ihre Zusammenarbeit mit Moskau schließlich zu gemeinsamen Interessen verdichtet. Ihre Operation war den Russen mehr als willkommen, denn sie nagelte die aufgeschreckten Finnen für lange Zeit außerhalb der Nato fest. Wolodjas Freund vom FSB hatte die neuen Identitäten offiziell bei seinem Arbeitgeber, dem russischen Geheimdienst, besorgt, der sich auch um die Absprachen auf höchstem Niveau mit der Regierung Lukaschenkos in Minsk gekümmert hatte.
    »Die Kontonummer?«, wandte sich Torna an Wolodja.
    Der Russe reichte ihm einen Zettel, und Danilo öffnete die Verbindung zur HSBC-Bank in Malaysia.
    Der graue C-Klasse-Mercedes mit dem Diplomatenkennzeichen fuhr durch die Laivansillankatu im Südteil von Helsinki. Noch war es an diesem kalten Dezembermorgen nicht ganz hell geworden. Der Fahrer registrierte die Schlagzeile einer Boulevardzeitung im beleuchteten Fenster eines Kiosks: ENTFÜHRT! AUFENTHALTSORT DER GEISELN AUS DER RESIDENZ UNBEKANNT. Die Nachricht ist veraltet, dachte Techniker schmunzelnd. Er bog in die Vuorimiehenkatu ein und fuhr diese entlang, bis er ein eingezäuntes Grundstück von der Größe eines ganzen Häuserviertels erreichte: die russische Botschaft. Als er sich der Zufahrt näherte, öffnete sich das Tor, und Techniker fuhr zu einem Gebäude aus den 70er Jahren weiter. Dort stieg er aus. Das Hauptgebäude ragte grau auf der anderen Seite des Geländes auf.
    Technikers Augen waren noch immer gerötet und tränten, aber er trug trotzdem hartnäckig die Kontaktlinsen. Die Augen mussten sich nur daran gewöhnen. Vor allem beim Schießen waren sie fast unverzichtbar. Sein Schlaf in

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