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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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unsanft die Hände der beiden und hielt sie Vasa hin. Auf beiden stand: MIKKELI.
    »Zweite Frage. Wie lange dauert es, Oberst Jankovic mit dem Hubschrauber hierherzubringen?«
    Die beiden Männer warfen einander Blicke zu. »Umdrehen!«, fuhr Zlatan sie an.
    Beide überlegten, Vasa ebenso. Vor der Aktion in Riihimäki hatte er die finnische Karte genau studiert, und er erinnerte sich ungefähr, wo Mikkeli lag. Aber er hatte keine Ahnung, ob dort Hubschrauber stationiert waren oder wie lange es dauern würde, einen dort verfügbar zu machen.
    »Die Antworten!«, drängte er. Die Männer schrieben auf ihre Handflächen, und Vasa sah sich das Ergebnis an.
    Der Polizeidirektor hatte geantwortet: CA. DREI STUNDEN. Die Antwort des SiPo-Chefs lautete: ZWEI STUNDEN.
    Vasa nahm sein Telefon, rief Helste an und sagte: »Ihr bekommt zwei Stunden. Keine Minute mehr.«
    Dann legte er auf und kommandierte die beiden Finnen zurück zu den anderen.
    »Zwei Stunden ist zu viel«, sagte Zlatan zu Vasa. »Wir kommen aus dem Zeitplan.«
    »Mein Vater ist in Mikkeli. Für seinen Transport braucht man zwei Stunden.«
    Zlatan winkte Torna, der gerade einen Kontrollgang gemacht hatte, zu sich und erklärte ihm die Lage.
    »Wir müssen früher loskommen, oder?«, schloss er.
    Torna schaute Vasa an. Unter seiner Sturmhaube sah man nur die Augen, und Vasa konnte nichts an ihnen ablesen.
    »Zwei Stunden sind eine lange Zeit«, sagte Torna schließlich. »Währenddessen kann die Polizei einige Vorbereitungen treffen.« Vasa sah Torna und Zlatan fest an. »Wir gehen nicht ohne meinen Vater.«
    »Du bist nicht mehr fähig, vernünftige Entscheidungen zu treffen«, sagte Zlatan. »Wir gehen zeitplangemäß zur nächsten Phase der Operation über. Gib mir das Telefon.« Zlatan streckte die Hand aus.
    Vasa rührte sich nicht, sondern fixierte Zlatan unverwandt. »Wir gehen nicht ohne meinen Vater«, wiederholte er leise. Zlatan schüttelte den Kopf. »Kapierst du nicht...« »Hört auf, ihr Idioten«, mischte sich Torna ein. »Vasa gefährdet die ganze Operation«, murrte Zlatan.
    »Unsere Streitereien gefährden die Operation«, sagte Torna. »Der Oberst hat sich als Offizier im vaterländischen Krieg verdient gemacht. Wir lassen ihn nicht in einem finnischen Rattenloch schmachten.« Vasa hatte geahnt, dass man sich letzten Endes auf Tomas Patriotismus verlassen konnte. Er wollte ihm schon zum Zeichen der Dankbarkeit zunicken, verzichtete aber im letzten Moment auf die Geste. Er brauchte keine Dankbarkeit zu zeigen. Die Freilassung seines Vaters war eine Selbstverständlichkeit. Zlatans Forderung, den Vater im Gefängnis zurückzulassen, kam Vasa auf einmal unfassbar anmaßend vor.
41
    Johanna registrierte den heftigen Wortwechsel der Geiselnehmer. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen, richtete sie ihren Blick auf den Fernseher, wo jetzt schockierende Aufnahmen von Opfern der Bombardierungen zu sehen waren, verstümmelte Menschen, vor allem Frauen und Kinder.
    Johannas Aufmerksamkeit wuchs schlagartig, als eine Beerdigung gezeigt wurde. Unter den Trauergästen erkannte sie Mila und Vasa in jüngeren Jahren. Die Kamera zeigte den offenen Sarg mit der übel zugerichteten Leiche. Das Gesicht war unversehrt, es war das Gesicht der Frau, die am Anfang des Videos zu sehen gewesen war: Vasas Mutter.
    Johanna schluckte. War Vasas Mutter bei den Nato-Bombardements ums Leben gekommen ? Jetzt verstand Johanna viel besser, warum Vasa die amerikanische Botschafterin so hart angefasst hatte.
    Sie warf einen Blick auf Vasa und sah ihn mit versteinertem Gesicht auf den Bildschirm schauen. Die Einstellung von dem Begräbnis war zu Ende. Nun rannten Zivilisten voller Entsetzen inmitten von Explosionen in Deckung. Die Kamera schwenkte zu den Bombern am Himmel. In der nächsten Einstellung sah man verkohlte Trümmer und auf der Erde sitzende, weinende Menschen.
    Das Gefängnispersonal sah sich die Bilder der zerstörten Gebäude auf dem Fernsehschirm an. Am unteren Bildrand lief weiterhin ein Text in finnischer Sprache: »Die Amerikaner setzten im Kosovo tonnenweise Geschosse mit verarmtem Uran
    ein. Verarmtes Uran entsteht bei der Herstellung von Brennstäben für Atomkraftwerke. Es handelt sich dabei um leicht radioaktiven Müll, dessen Endlagerung streng überwacht werden muss — also teuer ist. Darum gibt die Atomindustrie das verarmte Uran als Geschenk an die Rüstungsindustrie weiter, um Kosten zu senken. Uran eignet sich besonders gut für Sprengköpfe, denn es

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