Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog
Wand ab!«, rief er Roni zu, während er selbst in Fahrt kam.
An seinen Augen huschten die Metallplatten und Lichter vorbei, während er nach unten glitt. Das Seil rieb brennend an den Händen, trotz der Jacke. Er sah nach oben, wo sich Roni mit derselben Technik abseilte. Unten angekommen, ließ Tero los und fiel auf das Dach. Am liebsten wäre er einfach liegen geblieben, aber dafür war keine Zeit. Schon sprang Roni neben ihm ab. Tero schaute nach oben und sah einen der Männer über das Geländer steigen, um ebenfalls das Seil herunterzurutschen. Tero und Roni rannten zum Rand des Daches und ließen sich aufs Deck hinab.
»Lass uns versuchen, unter Leute zu kommen«, sagte Tero außer Atem und rannte auf die nächste Tür zu. Sie erreichten eine Lobby, liefen dort durch die erstbeste Tür, hinter der eine Treppe nach oben ins dunkle, laute und überhitzte Lokal Bali führte. Der bunt dekorierte Raum war in Sitzinseln aufgeteilt, an die Decke wurden wechselnde Lichtmuster projiziert. Das ganze Etablissement war voller junger Menschen. Tero schlängelte sich hinter Roni zwischen den Leuten hindurch, vorbei an der in Neonfarben leuchtenden Theke.
»Und als Nächstes ist Miia an der Reihe«, verkündete ein DJ, der auf einer Konstruktion in Vulkanform stand. »Miia singt uns das Lied >Die Liebe ist schneeweiß< ...«
Tero sah sich um, während das Mädchen zum Mikrofon griff und einigen ausgelassenen jungen Leuten winkte, damit sie von ihren Schaumstoffwürfeln aufstanden und zu ihr auf die Bühne kamen. Auf einer Leinwand startete ein Video, Musik setzte ein, und am unteren Bildrand lief der Text des Liedes. »Schau zur Tür«, sagte Roni und zog Tero am Ärmel. Am Eingang war einer der Komplizen des Schweden aufgetaucht.
Tero schob sich neben Roni zum Ausgang auf der anderen Seite des Raums. Als er sich noch einmal umdrehte, sah er auch Hellevigs zweiten Komplizen, aber die Anwesenheit der anderen Menschen gab ihm ein gewisses Gefühl von Sicherheit. Aus Versehen stieß Tero mit einigen Männern zusammen, die gerade aus dem Aufzug traten, offenbar Roma, und einer von ihnen packte ihn kräftig am Arm.
»Was rennt ihr so?«
Roni blickte sich um. Hellevigs Komplize näherte sich im Eilschritt dem Ausgang.
»Der verrückte Schwede da«, keuchte Tero im festen Griff des Mannes. »Der will uns an den Kragen.«
Auf den Gesichtern der Roma machte sich Verwunderung breit. »Euch an den Kragen? Warum?«
Tero riss sich los und sprang in den Lift. »Da musst du ihn selbst fragen ...« 175
Mit zitterndem Finger drückte er einen Knopf, die Türen gingen zu, und Tero konnte gerade noch hören, wie die Roma etwas zu dem schwedischen Verfolger sagten. Der Aufzug setzte sich in Bewegung. Kurz darauf hielt er wieder, und Tero betrat hinter Roni die Promenade.
»Da rüber«, sagte er und eilte auf das Atlantis Palace zu, ein zweistöckiges Tanz-und Showlokal. Der große Saal war voller Menschen. Auf der überfüllten Tanzfläche zappelten Leute zur Musik von Abba. An der Decke drehte sich eine Diskokugel, verschiedenfarbige Lichtstreifen kreuzten sich ringsum im Saal.
»Money, money, money, must be funny ...«
Tero und Roni bahnten sich einen Weg durch die Menge. Vor der Tanzfläche bogen sie rechts ab und schlängelten sich zwischen Tischen und Stühlen hindurch. Tero blickte sich um und sah zu seiner Überraschung beide Komplizen von Hellevig den Nachtclub betreten und nach allen Seiten Ausschau halten.
»Ahaa-ahaaa, all the things I could do ...«
Tero versuchte, sich in der Menschenmenge möglichst unauffällig zu bewegen. Roni bahnte den Weg und scheute sich dabei nicht, Leute anzurempeln. Eine blonde junge Frau, die bereits ziemlich betrunken war, geriet deswegen ins Taumeln und fiel auf einen Tisch. Gläser fielen um, Getränke liefen aus, und die Frauen am Tisch sprangen kreischend auf. Tero sah erneut hinter sich und registrierte nun auch Hellevig im Saal. Die Verfolger mussten über Handy in Kontakt miteinander stehen. Einer von ihnen deutete mit der Hand in Teros Richtung.
Als Tero wieder nach vorne schaute, standen zwei junge blonde Männer neben Roni. Sie sagten etwas, das in der hämmernden Musik unterging. Roni versuchte weiterzugehen, aber die Männer hielten ihn fest. Tero stürzte nach vorne und ergriff Ronis Arm.
»Hey, wo willst du mit ihm hin?«, rief einer der betrunkenen jungen Männer. Er kam bedrohlich auf Tero zu.
»fetzt reicht's«, brüllte Tero.
Die Leute um sie herum beobachteten die
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