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Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog

Titel: Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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verdient, aber offenbar war er auf ein großes aus.
    Bengtsson nahm sein Handy und suchte Hellevigs Geheimnummer aus dem Notizbuch heraus. Hellevig nahm nicht ab. Er wählte eine andere Nummer, die ihn mit Hellevigs privatem Festnetzanschluss verband.
    »Hallo«, sagte die weiche Stimme einer jungen Frau mit amerikanischem Akzent.
    »Hi, Lisa«, sagte Bengtsson. Er hatte Hellevigs neue amerikanische Lebensgefährtin in der modernen Sommervilla der beiden in den Schären vor Stockholm kennengelernt. Hellevig hatte ihm das Haus und die Frau unbedingt zeigen wollen, wie um zu demonstrieren, wie gut er nach seinem Ausscheiden aus dem MUST über die Runden kam.
    »Hier ist Ulf Bengtsson, ich weiß nicht, ob Sie sich noch an mich erinnern.« Am anderen Ende war es still. Erinnerte sich die Frau an ihn? Seinen wirklichen Beruf kannte sie jedenfalls nicht. Hellevig hatte ihn als alten Freund vorgestellt. Und das stimmte ja auch: Sie hatten im Lauf der Jahre viele schwierige Situationen gemeinsam gemeistert, und solche Erfahrungen verbanden auf einzigartige Weise. Hellevigs Exfrau Agnetha war Bengtsson nie begegnet, aber er hatte gehört, dass die Scheidung bitter und konfliktreich gewesen war. So etwas stellte immer ein Sicherheitsrisiko dar, und darum war es gut, dass die Ehepartner möglichst wenig über die beruflichen Aufgaben des MUST-Personals wussten.
    »Wir haben uns vor zwei Jahren kennengelernt, kurz nachdem Sie und Jonas die Villa gekauft haben«, sagte Bengtsson.
    »Richtig. Ich erinnere mich«, sagte die Frau nun etwas befreiter. »Ich möchte gern mit Jonas sprechen. Am Handy meldet er sich nicht. Ist er zu Hause?« »Leider nicht.« »Wissen Sie, wo er ist?«
    »Nein. Auf irgendeiner Dienstreise, für ein paar Tage. Über seine Arbeit redet er so gut wie nicht. Anfang nächster Woche sollte er aber zurück sein. Dann fliegen wir nach Los Angeles.«
    Bengtsson sagte, er rufe zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal an. 58
    Im hellen Licht der Scheinwerfer stand ein graues Kampfflugzeug in der Halle. Seine Form erinnerte an eine Pfeilspitze. Der riesige Schriftzug, der hinter dem Flugzeug an die Wand projiziert wurde, leuchtete blutrot: »JAS 39 Gripen«.
    Das Kürzel JAS stand für Jakt, Attack, Spanning Verfolgung, Angriff, Aufklärung. Unter dem Schriftzug war die mythologische Figur dargestellt, die Gripen seinen Namen gegeben hatte. Das Wesen trug den Kopf und die Schwingen eines Adlers und dazu den Rumpf eines Löwen.
    Die achttausendfünfhundert Kilo setzten sich aus Spezialstahl, der höchstentwickelten Elektronik auf dem Planeten und aus Waffensystemen mit größter Zerstörungskraft zusammen. Der große Stolz der schwedischen Rüstungsindustrie verdichtete sich in dem Flugzeug - dessen Schicksal freilich auf der Kippe stand. Das Urteil darüber fällten die Männer, die gerade geschäftig um das Flugzeug herumliefen. Die schwedische Armee befand sich in der Umklammerung von Umstrukturierungs-und Sparmaßnahmen, die von der Regierung Reinfeldt in Gang gesetzt worden waren, und das Volumen der Exporte würde über die Zukunft von Gripen entscheiden. Es mussten ausreichend Geschäfte mit dem Ausland gelingen. Andere Möglichkeiten gab es nicht.
    Stefan Wennerström beobachtete am Monitor das Vorgehen der dunkelhäutigen Ingenieure und Militärs mit großer Aufmerksamkeit. Man erzählte den Männern etwas von der Landefähigkeit auf kurzen Flugfeldern, von der Schnelligkeit der Wartungsmaßnahmen, vom Datenfluss, von Verdunklungsfähigkeit. Man musste den potenziellen Kunden die Möglichkeit geben, sich ausreichend genau mit den geheimsten Systemen der Maschine vertraut zu machen, allerdings nicht zu detailliert. Es war wichtig, eine exakte Grenze zu ziehen, und darin bestand die Aufgabe von Stefan Wennerström, dem Sicherheitschef der Flugzeugfabrik in Linköping. Im Lauf der Jahre hatte er Präsentationen der Maschine für Chilenen, Brasilianer, Thailänder, Schweizer, Norweger und unzählige andere überwacht.
    In diesem Moment hatte er jedoch an Wichtigeres zu denken als an die routinemäßige Vorführung: Im Werk lief eine massive Sicherheitsoperation, von der die Besucher nicht das Geringste mitbekommen durften. Alles sollte normal aussehen.
    »Das neue Radar vom Typ TMR setzt sich aus diesen schnell auswechselbaren Sender-und Empfängermodulen zusammen«, erklärte ein Gripen-Verkaufsingenieur ruhig und darauf bedacht, die englischen Wörter sorgfältig auszusprechen. Dies waren Basisinformationen,

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