Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog
Machenschaften der Schweden. Und das konnten diese nicht ignorieren. 224
Der Vorschlag, den Toomas dann gemacht hatte, klang noch immer in Teros Ohren nach: Wir haben Anatolis Nummer. Ruf ihn im Auto an und rede mit Hellevig. Das wird sie auf der Hut sein lassen. Dann überlegen sie sich garantiert, was sie tun sollen. Damit gewinnst du wenigstens Zeit. Das Wichtigste ist jetzt, Roni und Kimmo in Sicherheit zu bringen. Wie du gemerkt hast, ist von der Polizei keine Hilfe zu erwarten.
Toomas konnte recht haben. Dennoch hielt es Tero für klüger, jeden Kontakt mit den Schweden zu vermeiden, jedenfalls vorerst. Was waren realistische Handlungsmöglichkeiten? Welche Optionen hatte er? Sich doch mit der Polizei in Verbindung zu setzen, weil er allein gegen mehrere versierte Männer nicht die geringste Chance hatte?
Das würde aber bedeuten, dass die Polizei selbst Beweise gegen die Schweden finden müsste. Und nach dem, was auf der Waldlichtung passiert war, konnte man nicht damit rechnen, dass sie sich dabei große Mühe geben würde. Im Gegenteil: Es sah so aus, als machten die finnischen Behörden mit den Schweden gemeinsame Sache, so unglaublich das auch schien.
Auf jeden Fall wollte Tero alles tun, um Roni zu retten - lieber Gefängnis als Grab. Es gab keine Alternative. Ein gnadenloser Sog zog ihn und Roni immer weiter in die Tiefe.
Den Blick auf das weiße Auto in der Ferne gerichtet, rief Tero die Auskunft an und bat darum, mit der Sicherheitspolizei verbunden zu werden. Dort verlangte er die Person, deren Namen er auf der Lichtung gehört hatte. »Oberinspektor Paatsama kann jetzt keine Anrufe entgegennehmen«, sagte der Diensthabende in der Zentrale kurze Zeit später.
»Sagen Sie ihm, es geht um die Entführung in Östersundom.«
»Paatsama«, meldete sich jemand kurz darauf. »Sie waren vorhin in Östersundom auf einer Waldlichtung. Dort kam es zu einer Geiselnahme. Ich war ebenfalls vor Ort.« »Wer sind Sie?«, fragte die Stimme unwirsch. 225
»Ich bin Tero Airas. Mein Sohn Roni und ein weiterer Finne befinden sich als Geiseln in einem Fahrzeug, das auf der Fernstraße 6 in Richtung Kouvola fährt. Soeben passieren wir die Abfahrt Liljendahl.«
Am anderen Ende der Leitung war es still. Dann fragte Paatsama noch barscher als zuvor: »Und wo sind Sie? Woher kennen Sie die Position des Fahrzeugs?«
»Weil ich ihm folge.«
Paatsama war offenbar sprachlos.
»Ich habe gesehen, wie Sie die Entführer abziehen ließen. Wenn Sie mir nicht bei der Befreiung der Geiseln helfen, werden bald noch eine Menge anderer Leute außer mir die Frage stellen, was hier eigentlich läuft. Ich weiß von der Estonia, und ich weiß von Gripen. In dem Fahrzeug befindet sich außer den Geiseln auch eine wertvolle Ladung. All das wird mit Sicherheit auch die Medien interessieren.«
»Wir haben die Geiseln nicht ziehen lassen, sondern eine Taktik verfolgt, die jetzt nicht sabotiert werden darf«, sagte Paatsama. »Halten Sie an und warten Sie, wir kommen und holen Sie ab.«
»Reden Sie keinen Scheiß! Solange mein Sohn in dem Fahrzeug sitzt, folge ich ihm, notfalls bis ans Ende der Welt. Die Schweden sind im Besitz einer Videokassette über die Tauchgänge bei der Estonia. Und sie haben Bankdokumente, die mit Schmiergeldern zu tun haben.«
»Also gut ... Wir werden in der Nähe von Kouvola Vorkehrungen treffen. Nennen Sie mir noch Ihr Kfz-Kennzeichen.«
Tero drückte das Gespräch weg.
»Hervorragend«, sagte Paatsama und ging an Railo vorbei zu der Wand mit der finnischen Landkarte. »Die erste gute Nachricht heute. Wir kennen ihre Position.«
Er nahm eine Stecknadel, markierte die Stelle, von der er gerade erfahren hatte, und fasste für Railo den Inhalt des Telefongesprächs zusammen. 225
»Aber es ist ganz und gar nicht hervorragend, dass sich dadurch Bengtssons schlimme Befürchtung von einer Lieferung nach Osten bestätigt«, sagte Railo nachdenklich. »Und dass wir dabei behilflich sind. Was hat eigentlich die Aussage über die Estonia-Kassette zu bedeuten?«
Paatsama drehte sich um, rieb sich das Kinn und sah Railo an. »Airas scheint über einige Dinge informiert zu sein.«
»Ich rufe in Stockholm an. Bengtsson soll mit seinen Leuten nach Finnland kommen. Es ist besser, wenn sie die Sache so weit wie möglich selbst regeln. Wir halten uns raus, solange es geht.«
»Ich werde ein paar Männer zusammentrommeln«, sagte Paatsama und ging. Railo rief Bengtsson in Stockholm an.
»Grüß dich, Ulf. Wir haben das
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