Remes, Ilkka - 8 - Tödlicher Sog
russischen Nummernschild bog nach links in Richtung Mikkeli ab. Warum? Wer war das? Tero nahm die nötigen Überholmanöver vor, um den Vito nicht aus den Augen zu verlieren. Dabei rief er Paatsama an und schilderte ihm die neue Situation. Paatsama hörte sich an, was Airas mit aufgeregten, abgehackten Worten sagte. »Es ist anscheinend sinnlos, dass ich Sie auffordere, sich von dem Auto fernzuhalten«, sagte er frustriert, »aber halten Sie wenigstens so viel Abstand, dass Sie auch garantiert nicht bemerkt werden.«
»Wo seid ihr? Das letzte Mal haben Sie gesagt, ihr kommt innerhalb von zehn Minuten.«
»Das stimmt auch. Bis zur Abzweigung Savela ist es noch knapp ein Kilometer ...«
Wieder drückte Airas das Gespräch weg.
Paatsama blickte ernst zu Railo, der auf seinem Handy eine Nummer wählte. »Sollten wir doch die Polizei dazuholen?«, fragte Paatsama.
»Das hier darf auf keinen Fall an die Öffentlichkeit. Das weißt du. Lieber lassen wir die Lieferung über die Grenze.«
Paatsama fragte sich, ob Railo das ernst meinte. Dieser nahm das Handy ans Ohr und sagte, während er auf die Verbindung wartete: »Die Information, dass die Komponenten in falsche Hände geraten sind, muss absolut geheim gehalten werden. Aber wenn die Polizei einbezogen wird, bleibt sie nicht geheim. Wir müssen uns auf die Kompetenz des MUST verlassen, diesen Schlamassel zu klären.«
Bengtsson nahm Railos Anruf entgegen, als er gerade auf dem Flughafen Lappeenranta zum Mietwagen lief.
»Der Vito fährt gerade an Lappeenranta vorbei«, sagte Railo. »Bald wird er die Stelle erreichen, wo es zum Grenzübergang Nuijamaa abgeht. Mal sehen, ob er dort abbiegt.«
»Wir fahren auf jeden Fall in die Richtung. Wir sehen uns.«
Bengtsson und seine Leute stiegen in den Mietwagen. Einer der Männer befestigte den Navigator, den er seiner Umhängetasche entnommen hatte, an der Windschutzscheibe. Bengtsson hatte kein gutes Gefühl.
Jonas Hellevig war einmal sein engster Mitarbeiter gewesen. In Gedanken kehrte er zum September 2000 zurück, als er nach monatelanger Aufklärungsarbeit mit zweihundert schwedischen und britischen Soldaten in drei Häuser des Dorfes Gracanica im Kosovo eingedrungen war. Sie konfiszierten automatische Waffen und Sprengstoff und nahmen Männer fest, die unter dem Verdacht standen, einen Anschlag auf die KFOR-Truppen zu planen.
Bengtsson war als Erster in eines der Häuser eingedrungen und hatte einen Raum nach dem anderen überprüft. Es waren nur kreischende Frauen und Kinder im Haus gewesen. Er hatte die letzte Zimmertür aufgerissen, aber auch dort waren keine Kämpfer versteckt gewesen. Bengtsson war jedoch eine Luke in der Decke aufgefallen, er war hinaufgeklettert und in dem dunklen, niedrigen Raum oben vorsichtig weitergeschlichen. Vier Soldaten waren ihm gefolgt. Plötzlich hatte vor ihm eine Taschenlampe aufgeleuchtet, und er hatte einen Mann mit einer Handgranate gesehen. Auf dem Boden vor dem Mann war ein ganzer Haufen Granaten, Sprengstoff verschiedener Art und automatische Waffen gelegen.
Der verzweifelte Mann hatte sie angeschrien und damit gedroht, das ganze Haus in die Luft zu sprengen, wenn die Soldaten nicht abzögen. Bengtsson und die Kollegen hinter ihm waren langsam zur Luke zurückgewichen. Dabei hatten sie gesehen, wie hinter dem Mann eine Hand hervorgekommen war und die Hand mit der Granate gepackt hatte. Eine zweite Hand hatte sich um den Hals des Mannes gelegt. Dann war die Taschenlampe zu Boden gefallen. In der Dunkelheit hatte man Geräusche eines Kampfes gehört. Bengtsson war hinzugerannt, hatte nach der Taschenlampe auf dem Boden gegriffen und den Lichtkegel nach vorne gerichtet. Der Mann, der gerade noch geschrien hatte, lag auf dem Boden, fest im Griff des Soldaten, der ihn von hinten angegriffen hatte. In einer Hand hielt der Soldat die Granate. Der Name des Soldaten war Hellevig.
fetzt war aus dem mutigen Kollegen ein habgieriger Verräter geworden. Und ein gefährlicher Gegner.
Bengtsson musste sich festhalten, als sein Mitarbeiter vom Flughafengelände auf die nach Osten führende Straße bog.
Nach Osten ... Allein das Wort ließ Bengtsson zusammenzucken. Die Finnen hatten Angst vor Russland und waren auf ihre Angst geradezu eifersüchtig sie glaubten, sie hätten das Privileg darauf, und niemand sonst hätte vergleichbare Ängste, dabei fürchteten die Schweden die Russen in Wahrheit viel leidenschaftlicher.
Bengtsson hatte das Thema einmal offen mit Railo in der Sauna
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